Es muss nicht so sein
7. Januar 2018. Deutschlandfunk Kultur interviewt die Schauspielerin Maren Kroymann zum Thema Sexismus in der Filmbranche und #MeToo.
"Ich finde es sehr aufschlussreich, dass es Frauen sind, die den Beruf gewechselt haben. Ehrlich gesagt, finde ich, das wirft kein gutes Licht auf die Branche", sagt Kroymann zu den jüngsten Vorwürfen gegen den Regisseur und Intendanten Dieter Wedel.
Gerade in der Filmbranche spiele die Physis "eine wahnsinnig große Rolle", so Kroymann. "Das ist ja ein schon oft karikierter Ansatz, dass Mädchen irgendwie denken, sie haben geile Titten und das schafft ihnen jetzt Vorteile." Dass es ihnen tatsächlich Vorteile verschaffe, hätten bestimmte Regisseure bewiesen – wie Wedel.
Brechen und aufbauen
Außerdem beruhe der strukturelle Sexismus der Branche auf dem Mythos, Schauspieler müssten gebrochen werden, so Kroymann: "Das ist so ein alter Topos, der immer wieder aufkommt, der hoffentlich jetzt mal beiseite geschmissen wird."
Da mische sich bei Regisseuren der Mythos des Genialischen mit dem Persönlich-Cholerischen und dem Autoritären, "das heißt Frauen denken, 'das muss so sein, ich muss mich jetzt brechen lassen, sonst bin ich keine gute Schauspielerin'. Der Regisseur denkt wiederum, 'ach, hier ist so ein Wesen, das ich formen kann und das ich auch fertig machen kann'", so Kroymann. Jede Kollegin könne von Regisseuren berichten, "die vorzugsweise Frauen fertig machen – bis die in Tränen aufgelöst sind. Und dann nach der Probe wird sich angenähert und oft unter Einsatz körperlicher Mittel die junge Kollegin wieder aufgebaut."
Dieter Wedel sei kein Einzelfall. Aber "jetzt zum ersten Mal sind wir soweit, dass gesagt wird 'es muss nicht so sein!'"
(sd)
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