Aus dem Ruder gelaufen

Wien, 9. März 2018. Das Schauspielhaus Wien hat die "Seestadt-Saga" abgebrochen, teilte es heute auf einer Pressekonferenz mit. Die erste "begehbare Social-Media-Serie" begann im Oktober als eine Mischung aus Theater, Fiktion und Social Media Event. In der Vermischung wollten Regisseur Tomas Schweigen und das Team eine Kunstform schaffen, bei der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischen, erklärte Schweigen auf der Pressekonferenz (Mitschnitt auf dem Facebook-Account der Seestadt-Saga). Gegründet wurde auch eine fiktive politische Aktionsgruppe, LISTE Seestadt, bei deren Veranstaltung sich Figuren aus der Serie und politisch interessierte Bürger getroffen haben. Die dortige Entwicklung sei für den Abbruch verantwortlich.

SeestadtSaga 560c Plakat im Seestadt-Viertel
aus der ersten Staffel
Nachdem eine der fiktiven Figuren vor zwei Tagen ums Leben kam, ließ sich die Trennung zwischen Fake und Realität nicht mehr kontrollieren, wie es heißt. Auf Nachfrage erklärte das Schauspielhaus Wien, dass es von Anfang skurrile Reaktionen gegeben hätte und oft nicht zu erkennen war, worauf die sich beziehen. Einer der – fiktiven – Charaktere der Serie, Marko Herz, wurde benutzt, um immer extremere politische Haltungen zu entwickeln.

Doch trotz der Kenntlichmachung des Fake, sei das nicht als solches erkannt geworden oder wollte von Beteiligten so nicht wahrgenommen werden. Weil diese Eigendynamik kaum noch steuerbar war, habe man sich zum Abbruch entschieden. 

Die Serie soll aber im geschützen Raum des Theaters noch einmal mit einer Inszenierung weitergeführt werden, sagte Schweigen auf der Pressekonferenz.

(schauspielhaus.at / sik)

 

 

 

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