Ein Gerechter

11. April 2018. Der Musiker Albert Ginthör, der den von der Abschiebung bedrohten afghanischen Musiker Ahmad Shakib Pouya 2017 persönlich nach Afghanistan begleitete, um dessen Wiedereinreise nach Deutschland zu erreichen, wird von der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) für sein "humanitäres Engagement" mit dem undotierten Sonderpreis zum Hermann-Voss-Kulturpreis ausgezeichnet. Den mit 5.000 euro dotierten Hauptpreis erhält in diesem Jahr Isabel Pfeiffer-Poensgen. Die Kulturministerin von Nordrhein-Westfalen wird unter anderem für ihren Einsatz geehrt, den Kulturhaushalt des Bundeslands deutlich zu steigern. Das teilt die DOV mit.

Pouya Ginthör Flughafen Frankfurt rotate 20 1 17 7 Foto Bianka HuberAhmad Shakib Pouya und Albert Ginthör auf dem Flughafen Frankfurt am 20. Januar 2017  © Bianka HuberDie DOV vertritt Berufsmusikerinnen und -musiker. Alle drei Jahre verleiht sie den Hermann-Voss-Kulturpreis, in unregelmäßigen Abständen auch einen Sonderpreis. 2018 geht er an Albert Ginthör. Der hauptberufliche Geiger und Orchestervorstand des Staatstheaters am Gärtnerplatz München, hatte, so schreibt es der Verein Zuflucht Kultur e.V. in einer Presseaussendung, die DOV auf den Fall des von der Abschiebung bedrohten Musikers Ahmad Shakib Pouya aufmerksam gemacht. Pouya spielte in der von Zuflucht Kultur e.V. produzierten Oper "Zaide. Eine Flucht" den Gormatz. Albert Ginthör begleitete Pouya bei seiner von den bayerischen Behörden erzwungenen Ausreise Anfang 2017 persönlich nach Afghanistan, um dessen Wiedereinreise nach Deutschland zu erreichen. Mithilfe Ginthörs und eines Angebotes des Münchner Theaters Schauburg gelang es Pouya ein Arbeitsvisum zu erhalten und schließlich wieder nach Deutschland einzureisen. Anschluss-Engagements am Münchner Theater am Gärtnerplatz, am Jungen Theater Augsburg und am Staatstheater Darmstadt sichern bislang Pouyas weiteren Aufenthalt in Deutschland.

Über Zuflucht Kultur e.V.

Der Verein Zuflucht Kultur e.V. setzt sich nach eigenem Bekunden zum Ziel, mit und durch Kultur Brücken zwischen Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung zu bauen. Er arbeitet künstlerisch, organisiert mittlerweile aber auch politisch-soziale Auftritte eines eigens gegründeten Projektchors und -ensembles. Anfang September 2015, kurz nach Öffnung der deutschen Grenzen für in Südosteuropa festsitzende Flüchtlinge, gastierte der Chor Zuflucht beim Bürgerfest des Bundespräsidenten auf Schloss Bellevue; außerdem war er im ZDF bei Markus Lanz und Johannes B. Kerner zu erleben. Die ZDF-Sendung "Die Anstalt" erhielt für ihre Ausgabe mit dem syrischen Flüchtlingschor "Zuflucht" den Grimmepreis 2015. Der Verein Zuflucht produzierte bislang vier Opern: "Così fan tutte" (Oktober 2014), "Zaide. Eine Flucht." (August 2015), "Idomeneo" (Juli 2016) und zuletzt Carmen (September 2017), die fünfte Arbeit soll im August 2018 Premiere haben.

(www.dov.org / www.zufluchtkultur.de / jnm)

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