Der Umstrittene geht

Berlin, 13. April 2018. Chris Dercon, der seit seiner Ernennung heftig umstrittene Intendant der Berliner Volksbühne, tritt zurück. Das meldet der Rundfunk Berlin Brandenburg auf seiner Webseite. Erst zu Beginn der laufenden Saison, im Herbst 2017, hatte Dercon, vormals Direktor der Londoner Tate Modern, die Nachfolge des langjährigen Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf angetreten.

In einer Senatsmitteilung heißt es dazu: "Der Senator für Kultur und Europa, Klaus Lederer, und der Intendant der Volksbühne, Chris Dercon, haben sich einvernehmlich darauf verständigt, die Intendanz von Chris Dercon mit sofortiger Wirkung zu beenden. Beide Parteien sind übereingekommen, dass das Konzept von Chris Dercon nicht wie erhofft aufgegangen ist, und die Volksbühne umgehend einen Neuanfang braucht."

Der Senator für Kultur und Europa Klaus Lederer sagt: "Ich habe den designierten Geschäftsführer der Volksbühne, Klaus Dörr, gebeten, in dieser Situation kommissarisch die Geschäfte des Intendanten übernehmen. Im Übrigen ist es mir wichtig zu betonen, dass die persönlichen Angriffe und Schmähungen aus Teilen der Stadt gegen Chris Dercon in der Vergangenheit inakzeptabel waren. Solche Formen der Auseinandersetzung sind unwürdig und entbehren jeder Kultur."

Update 13. April 2018. Im Anschluss an eine Mitarbeiter*innenversammlung an der Volksbühne stellte Kultursenator Klaus Lederer am Mittag vor Journalist*innen die Rückkehr zum Ensemble-und-Repertoirebetrieb an der Volksbühne in Aussicht (siehe Video). Interimsintendant Klaus Dörr beschrieb die Atmosphäre in der Belegschaft als "gelöst". Er werde probieren, noch für diese Spielzeit weitere Produktionen zu verabreden. Stuttgarter Inszenierungen werde er "natürlich nicht" nach Berlin mitnehmen, sagt Dörr am Tag drauf im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten. "Sie gehören ja dem Theater." Alle bereits eingegangenen Verabredungen für Produktionen würden eingehalten. Es gebe Verabredungen für den Herbst – "und eine Lücke, die sinnvoll zu füllen ist". Er werde darüber nachdenken, Inszenierungen einzukaufen, zu adaptieren. "Und ich denke auch an ein bis zwei Neuproduktionen." Es werde eine Weile dauern, das Theater in ein gutes Fahrwasser zu bekommen. "Was und welche Inszenierungen wir bringen, hängt von so vielen Faktoren ab, auch von der Verfügbarkeit der Schauspieler, von Geld. Es gibt zurzeit kein Ensemble, man muss für alles Gäste verpflichten", so Dörr: "Ich versuche es zu ermöglichen, dass sich wieder ein Ensemble bilden kann. Schauspielerinnen und Schauspieler kommen wegen guter Regisseure, Stücke, Konzeptionen."

Update 19. April 2018. In einer Gemeinsamen Presseerklärung zur Beendigung der vertraglichen Beziehungen zwischen dem Land Berlin und Chris Dercon wird ausgeführt, dass Dercon, der ab 12. April 2018 von seiner Tätigkeit als Intendant der Volksbühne freigestellt ist, bis zum 31. Dezember 2018 seinen Dienstvertrag mit der vereinbarten Vergütung behält. Weitere Abfindungen werden nicht erwähnt. Die Vertragsparteien "legen Wert darauf, festzustellen, dass die Beendigung des Vertragsverhältnisses im Wesentlichen der Notwendigkeit eines konzeptionellen Neuanfangs und nicht der aktuellen finanziellen Situation der Volksbühne geschuldet ist", heißt es in der Pressemitteilung.

(rbb.de / Senat für Kultur und Europa / Stuttgarter Nachrichten / ape / chr / sd)

 

Für nachtkritik.de kommentiert Esther Slevogt den Schlusspunkt der Intendanz von Chris Dercon.

Hier eine Auswahl an Stimmen aus den Medien zum Ende der Dercon-Intendanz.

Mehr zur Debatte um Chris Dercon: nachtkritik.de-Redakteur Christian Rakow fasst den Stand der Dinge in einem einordnenden Text zusammen (September 2017).

Ein Kommentar von Christian Rakow und Anne Peter zur Rolle der Berliner Kulturpolitik, die sich ihrer Verantwortung in der Causa entzog. (Dezember 2017).

 

 

 

Berlins Kultursenator Klaus Lederer zum Rücktritt von Volksbühnen-Intendant Chris Dercon © sd

mehr meldungen

Kommentare  
Rücktritt Dercon: Spekulation
So absehbar und voraussehbar. Matthias Lilienthal wird dann "sehr überraschend" zum Nachfolger berufen. Ach waren das schöne Zeiten auf dem Tempelhofer Feld.
Rücktritt Dercon: indirekt angegriffen
Lederer hat doch selbst, z.B. beim Abschiedsfest von Castorf, Dercon indirekt angegriffen und sich mehrmals öffentlich von ihm distanziert... von wegen inakzeptable Schmähungen...
Rücktritt Dercon: Druck von unten wirkt
"Die Revolution findet wegen schlechten Wetters im Saale statt." (Kurt Tucholsky) Ein schönes Beispiel dafür, was Druck von unten bewirken kann (auch wenn Lederer das zu camouflieren versucht). Schade nur, dass sich die Politik jenseits des Saales an diesem Vorgang kein Beispiel nimmt.
Rücktritt Dercon: Transparenz bitte
Hoffentlich !! gibt es eine transparente Nachfolgediskussion / Jury, da ist soviel Porzellan zerschlagen. Und nicht einfach den nächsten IchbinjasowichtigimHinterzimmergefunden.
Rücktritt Dercon: politisch-korrekt-konform
Sollte in Berlin wider Erwarten keine gute Lösung für die Nachfolge gefunden werden, so kommt eigentlich nur Christoph Nix in Frage.

Aber wahrscheinlich wird es dann doch eine politisch-korrekt-konforme Lösung à la SheShePop-GobSquad-Leitungs-Team-Variation...oder Pollesch.
Lilienthal werden sie sich nicht trauen (...).
Rücktritt Dercon: andere Spekulation
mein - nach der berufung von klaus dörr nicht besonders gewagter - tipp und wunsch: armin petras.
Rücktritt Dercon: Hexenjagd
Na dann hat die Hexenjagd ja nun ein Ende!
Rücktritt Dercon: niemand aus Berlin
Bitte niemand, der in Berlin schon mal Intendant an einem anderen Haus - oder sogar am selben - war...!
Rücktritt Dercon: Kollektiv
JUHUUUU! Und jetzt bitte ein basisdemokratisches diverses revolutioneres und lautes Kollektiv als Intendanz!
Rücktritt Dercon: Konsequenzen
Rücktritt Dercon: Jetzt müssen Konsequenzen gezogen werden: Sprechtheater in den Vertrag, Zurückdrängen der Anglofonie, Mitbestimmung der Mitarbeiter, flacher Lohnabstand, Einbeziehung der Besucher, Volksbühne als Bühne für das Volk. Rückbesinnung auf den Kern, anders zu sein, als die Bühnen des internationalen Jetsets und eng in der Stadt verwurzelt zu sein. Nie wieder Polizei in der Bühne. Nie wieder Einschüchterung der Mitarbeiter. Nie wieder Autokraten.
Rücktritt Dercon: nie wieder
So schön wie unter FC wird es eh nie wieder!
Rücktritt Dercon: Jungs unter sich?
wieso sollten denn wieder die Jungs unter sich diese Bühne aufteilen? ist ja nun lang genug geschehen, bisschen Veränderung würde dem alten stein nicht schaden
Rücktritt Dercon: anders schön
#10: Heißt das, dass PolizistInnen nicht die kommenden Inszenierungen besuchen dürften?

#11: Zustimmung! - Aber anders so schön wie bei FC darf es auch, ja?
Rücktritt Dercon: Pollesch oder Deuflhard
Ein Schnellschuss wäre jetzt sicher falsch und aber als erstes fallen mir entweder René Pollesch oder Amelie Deuflhard ein. Der erstere wäre eine sowieso logische und würde Nachfolge gewesen. Und Deuflhard wäre endlich mal eine Frau, abgesehen davon dass sie Berlin kennt und hochqualifiziert ist.
Rücktritt Dercon: Rückbesinnung worauf
#10 Wenn du von Rückbesinnung sprichst, dann behauptest du ja, dass es vor Dercon nicht-autokratisch zuging... Hahahahaha!
Rücktritt Dercon: die Nächsten bitte
Und jetzt kommt das nächste Leitungsteam, das hier und anderswo niedergemacht werden wird. Das Scheitern Dercons ist ja auch eine Folge dieser ganzen Hetzjagden, die sich über social media hochschaukeln. Infolgedessen hat fast jede/r abgesagt, der/die von der Volksbühne angefragt wurde.
Rücktritt Dercon: Provinzposse
Was für eine Provinzposse - Getreu nach dem Motto: Wenn ich mein Spielzeug nicht behalten darf, dann soll es keiner haben, dann mache ich es eben kaputt. Beschämend!
Rücktritt Dercon: zwingende Entscheidung
@ erster: Die Berufung Dercons zum Intendanten hatte nichts mit dem amtierenden Senator zu tun. Und, daß der amtierende Senator die völlig absurde kulturpolitische Entscheidung seines Amtsvorgängers kritisiert und letztlich komplett in Frage stellt (stellen musste), ist keine Schmähung des durch seinen Vorgänger Berufenen, sondern eine zwingende kulturpolitische Entscheidung. Klar?
Rücktritt Dercon: weitere Großbaustelle
der rbb berichtet, dass ein, wohl entscheidender punkt, ist, dass die vb, weil die einnahmen weit hinter den erwartungen zurückblieben, jetzt mehr oder weniger pleite ist. damit hat die berliner spd eine weitere grossbaustelle uA wegen missmanegment in den ruin getrieben. wer hat uns verraten, sozialdemokraten.
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2018/04/ruecktritt-dercon-volksbuehne-finanzieller-kollaps.html
Rücktritt Dercon: fundierter als Schmähungen
Richtige Entscheidung als solche.

Dercon hat sich von Anfang an verkalkuliert in Bezug auf seine Inthronisierung an der Volksbühne. Die interne Reflexion dazu hat er öffentlich nie hinreichend artikuliert. Ich habe das vor Jahren "Ursünde" genannt.

Dass seine Befürworter/innen (#7, #16, #17, etc.; Sascha Krieger twittert "Der Mob hat gewonnen", damit scheint letzter Anstand gewichen) nun vor allem Rückständigkeit der Kritiker/innen als anführen ist schlichtweg ignorant: Die Kritik an Dercon/Renner/... war und ist immer breiter und fundierter als schlichte Schmähung. Es wäre aufrichtig, das anzuerkennen.

Berlin ist groß genug. Mit einem anständigen Programm findet man auch sein Publikum. Das hat bislang fast jede/r Intendant/in geschafft.

Mit dieser Entscheidung wird eine viel zu lange gehaltene Fehlentscheidung korrigiert. Nicht mehr und nicht weniger.

Klaus Dörr ist die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Klug, informiert, erfahren.
Rücktritt Dercon: neue Wege
Ich wäre für eine Frau!
Barbara Mundel zum Beispiel.
Wenn es ein Mann sein muss Kay Voges.
Also wenn ich entscheiden dürfte...
Rücktritt Dercon: großer Wurf gebraucht
Petras an die Volksbühne wäre der Versuch, an die alte Volksbühne mit einem "kleinen Castorf" anzuknüpfen. Das wäre künstlerisch und kulturpolitisch keine besonders tolle Idee - gesetzt den Fall, dass die Berliner Politik überhaupt einen Volksbühnen-Wechsel anstrebt.
Ungeachtet der Tatsache, dass das Volksbühnen-Problem dringend gelöst werden muss, bedürfte es hier wirklich eines größeren Wurfs.
Rücktritt Dercon: gute Recherche
gute recherche mit klaren details ...

" Auch die Gerüchte um die Chancen eines anderen alten Volksbühnen-Bekannten, des einstigen Chefdramaturgen Castorfs und heutigen Intendanten der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, der in München ähnlich angefeindet wurde und aufhört, dürfte sich als heiße Luft erweisen. Dafür war Lilienthal zu tief in die Berufung und Beratung Dercons verwickelt."


http://www.sueddeutsche.de/kultur/der-fall-chris-dercon-chronik-eines-erwartbaren-scheiterns-1.3942895-2
Rücktritt Dercon: Räterepublik
Natürlich ging es auch vor Dercon autokratisch zu. Das geht so nicht mehr. Wir brauchen eine Art Volksbühne als Räterepublik. Es muss auch politisch klare Vorgaben geben, die Missbrauch vermeiden. Am besten einen leidenschaftlichen Theatermenschen als Leiter.
Rücktritt Dercon: mögliche Nachfolger
... war dann doch überraschend schnell. Ein guter Zug von Lederer. Mit Dörr scheint der Weg vorbereitet für Armin Petras. Ist das wahrscheinlichste. Auch wenn es mit Kay Voges interessanter wäre, aber so schnell kommt der wohl nicht von Dortmund weg. Mundel war schon bei Frank und Lillienthal Dramaturgin an der VB in den Neunzigern. Ist aber kein Neuanfang. Dann schon lieber Petras.
Rücktritt Dercon: sie wäre toll
Grischka Voss wäre toll!
Rücktritt Dercon: Einschätzungen
Ich bin froh, dass das Theater ('Tschuldigung.) endlich vorbei ist.
Dercon war eine komplette Fehlbesetzung für die Volksbühne. Renner halte ich für einen verwirrten, sich selbst überschätzenden Hipster. Und vermute, dass das ganze Thema, auf einer Ebene, banaler ist, als viele denken.
Allerdings fande ich die Parteiigkeit von Lederer teilweise auch echt peinlich, ich habe die Volksbühne geliebt, aber Lederer da auf der Bühne beim Abschied hat sich schrecklich falsch angefühlt.
Frau wär voll in Ordnung, aber mir fällt gerade keine ein? Die Mundel kenn ich nicht.
Rücktritt Dercon: gelacht
Kay Voges? Hat nicht ganz Berlin über seine Borderline gelacht? Das ist doch Theater von vorvorgestern und total tot.
Rücktritt Dercon: der Kultige
fritsch war neu an der volksbank und schuf neuen kult obwohl er zum alten team gehöre!

fritsch for volksbühne
Rücktritt Dercon: fünf Namen für ein Kollektiv
Eine kollektive Übergangsleitung von Leander Haußmann, Sebastian Hartmann, Sewan Latchinian, Matthias Lilienthal und Claudia Bauer wünsche ich mir für die anstehenden Fragen der Theaterzukunft,für die Berlin ein Pilotprojekt sein könnte, wenn Frank Castorf nicht noch einmal ein paar Jahre dranhängen möchte.
Rücktritt Dercon: Findungskommission
Für die Dercon-Nachfolge ist inzwischen von einer Findungskommission der Rede. Ich hoffe sehr, dass mindestens zwei Namen für ein solches Gremium bereits gesetzt sind: 1. Evelyn Annuß als Initiatorin der Petition "Zukunft der Volksbühne neu verhandeln" und 2. Sarah Waterfeld als Sprecherin der Volksbühnen-Besetzer "Staub zu Glitzer".
Ich denke, gemeinsam mit einem Vertreter der "alten" Volksbühne,
sei es Pollesch, Fritsch oder Carl Hegemann besäße dieses Trio genug Autorität und Rückhalt im angestammten Volksbühnenpublikum, um geeignete Vorschläge für eine neue Intendanz zu machen. - Politiker wie Lederer (wg. Räumung) und Grütters (wg. Humboldt-Forum) oder gar Funktionäre der Berliner SPD (die Aufzählung ihrer Flops wäre hier zu lang) besitzen dieses Vertrauen längst nicht mehr.
Rücktritt Dercon: verbrannt
Zählen wir doch mal alle Namen auf, die sich in diesem Vorgang selbst verbrannt haben.

Angefangen mit Castorf selbst. Dann Khuon, Oberender, Ostermeier, Fritsch, Peymann, Hausmann...alle, alle haben mitgemacht bei diesem Mobbing, lange bevor das Programm von Dercon stand. Petras, Shermin Langhoff, Lilienthal, Reese...keiner hat sich wirklich zurück gehalten oder gar konstruktiv geäußert, nicht einmal Flimm, der noch am meisten Anstand zeigte.

Alle, die daran beteiligt waren, kommen nicht mehr in Frage.
Rücktritt Dercon: fehlende Inhalte
@mb Das Programm hätte doch beweisen können - und müssen, dass Dercon die Stelle gut ausfüllt. Letztendlich waren doch die fehlende Inhalte das Problem oder sehen Sie das anders?
Rücktritt Dercon: amateurhaft
Die öffentlichen Äußerungen von Lederer vor dem Personaleingang der Volksbühne sind belustigend, amateurhaft und beängstigend zugleich. Alle wollen den Vorgang nun für sich nutzen, obwohl von ihnen in dieser Debatte bisher nichts brauchbares kam. Eben weiterhin nicht inhaltlich interessiert - besonders die Dame der Grünen. Armselig auch die Wünsche der Kommentatorinnen wen sie gerne als neue Kandidatinnen hätten. Hallo Deutschland?!
Rücktritt Dercon: genug Sachkenntnis
Lieber Martin Baucks,
man kann es aber natürlich auch so lesen. Alle von Castorf selbst, Khuon, Oberender, Fritsch, Peymann, Haußmann hatten genug Sach- und Ortskenntnisse den Ausgang voraus zu sehen. Nur die diversen politischen Verantwortlichen bzw. Initiatoren hatten dieses nicht.
Rücktritt Dercon: Vorschlag
Die gesamte fremden-feindliche Diskussion, das ganze Geschacher in den letzten Monaten, dieses Angebiedere der Medien und Kritiker an die Anti-Dercon Bewegung ist beschämend. Wie können wir so mit Menschen umgehen, die berufen werden, und nichts für die Hinterzimmer-Politik können, die hier betrieben wird?

Die Namen die hier genannt werden bringen doch fast alle nichts Neues. Langweiliges Intendanten-Theater. Gute Regisseure, mäßige Intendanten. Die Volksbühne ist begründet durch den großen Theater-Erneuerer Piscator. Sie ist ein Reform-Theater. Darauf sollte man sich besinnen. In seinem Sinne sollte man versuchen, der Volksbühne ein neues Modell zu geben, das sich vom derzeitigen Intendanten-Despotismus unterscheidet. Ein Team aus vier klugen Theatermacher*innen, das gender- und inter-kulturparitätisch besetzt sein sollte. Davon gerne auch internationale Theatermacher, die etwas frischen Wind in die miefige deutsche Theaterbude bringen.

Und ich würde dringend empfehlen, dass die Kommission transparent arbeitet, und nicht dass Herr Lederer, der seinen Teil hierzu beigetragen hat, den Job freihändig vergibt. Herr Khuon sollte unbedingt in dieser Kommission sein, weil er der einzige ist, der die unzähligen und divergierenden Interessen auseinander halten kann.
Rücktritt Dercon: Dreamteam
Petras hat hier in Stuttgart 5 Jahre lang zwar nicht nur gutes, aber auf jeden Fall spannendes Theater gemacht und ist gut vernetzt. Nehmt ihn, er passt. Zusammen mit Dörr ein dreamteam.
Rücktritt Dercon: Warnung + Dank
Ich möchte an dieser Stelle unbedingt vor einer Berufung von Matthias Lilienthal warnen, denn aus dem gleichen Grund wie bei Dercon endet seine Intendanz in Süddeutschland, er ist insofern keine Alternative.

Und: Ich danke Herrn Lederer unendlich dafür, dass er dem Millionen verschlingenden, unkreativen Spuk an der Volksbühne beendet hat!
Das theaterinteressierte Europa wird mein Aufatmen nun teilen.
Leider musste Hr. Lederer aufgrund der falschen kulturpolitischen Entscheidungen seiner Vorgänger dieses Scheitern von Dercon erst zulassen.
Rücktritt Dercon: blumige Worte
Es war nicht alles Mobbing und üble Nachrede, das dieses Desaster an der VB vorausgesagt hat. Trotz aller Widrigkeiten darf man doch auch festhalten, dass es Dercon in der vergangenen Spielzeit nicht gelungen ist, mit einem der größten und bestausgestatteten Apparate weltweit auch nur eine einzige überzeugende Produktion an den Start zu bringen. Das ist die Tragödie in der Tragödie. Wir sollten nicht so tun, als hätte er überhaupt keine Gelegenheit gehabt, sich zu beweisen. Es war doch wie überall: Mit Taten hätte er überzeugen können. Es blieb leider bei blumigen Worten. - Es haben fast alle gesehen, dass das nicht funktionieren kann. Man kann niemandem ankreiden, wenn er das auch gesagt hat.
Rücktritt Dercon: uneinsichtig
@38

"Leider musste Hr. Lederer aufgrund der falschen kulturpolitischen Entscheidungen seiner Vorgänger dieses Scheitern von Dercon erst zulassen."
Ja, und ich finde es erstaunlich ignorant, angesichts der nach den diversen Recherchen veröffentlichten Fakten, dass so mancher in Dercon immer noch die verfolgte Unschuld sieht. Wenn man dem Tagesspiegel da trauen darf, erhielt Dercon am Donnerstag die Kündigung, nachdem am Montag die katastrophalen Zahlen zur Sprache kamen. Dercon kommt, auch wenn er perspektivisch nichts mehr in der Hand hat, um Lücken zu füllen, nicht selbst auf den Gedanken, von der Aufgabe zurückzutreten! Ich habe für jemanden, der so uneinsichtig ist, kein Verständnis. Er hat immerhin die Verantwortung für über 200 Angestellte.
Rücktritt Dercon: wenn man hoch pokert
@36: Ich stimme Ihnen zu, dass die Kritik an Chris Dercon *in Teilen* die Grenzen des Annehmbaren überschritten hat. Das war und ist zu verurteilen. Aber das delegitimiert eben nicht die Kritik im Ganzen und als solche. Diskursive Sippenhaft der Kritiker/innen wegen einer Gruppe Radikalinskis ist nicht zu akzeptieren. Wer diese Kollektivhaftung verlangt/impliziert, zeigt nur, wie undifferenziert sie/er argumentiert.

Ich widerspreche Ihnen in Bezug auf die Menschen "die berufen werden, und nichts für die Hinterzimmer-Politik können". Herr Dercon hatte schon *vor* seiner Nominierung im April 2015 erheblichen Gegenwind. Diesen hat er nur als Ermutigung genommen, dagegen anzukämpfen. Sich damit auseinanderzusetzen, woher dieser Wind weht, ist wesentlich nicht geschehen. Drei Jahre und unzählige Gelegenheiten lang. Insofern "kann" Chris Dercon sehr wohl etwas für seine Lage. Er war - das ist nicht oft genug zu wiederholen, *wenn* das Gegenteil fortwährend behauptet wird - eben keine rein passive Figur. Er wollte das Label. Er wollte den Vertrag. Er wollte nach Berlin. Er wollte raus aus dem Kapitalkunstzirkus Londons. Er wollte diese Konditionen. Er wollte die Widerstände überwinden. Auf seine Art. Er war aktiv beteiligt an all dem.

Zu scheitern ist kein Malus oder keine Schwäche, sondern ein möglicher Ausgang, wenn man hoch pokert. Das hat Dercon im vollen Bewusstsein seit 2015 getan. Umso mehr Vollgas man gibt, umso weniger sieht man von der Landschaft.
Rücktritt Dercon: Dreamteams
Ich stimme @32 Herrn Baucks vorbehaltlos zu. Petras & Co wäre der ganz falsche Weg, weil nur eine Minivariante von Casdorfer - aber ähnlicher
Kommentar wurde mir schon 2fach wegzensiert.

Mein Dreamteam für etwas gänzlich anderes wäre daher - kay voges -
auch dieser Kommentar wurde von Nachtkritik bereits einkassiert.
Rücktritt Dercon: Müller sollte zurücktreten
Ich kenne Herrn Dercon nicht, und möchte mich nicht daran beteiligen, ihn zu mobben, oder zum heiligen Märtyrer zu verklären.
Ich werde aber nie mehr die Berliner SPD wählen. Deren Anteil am Desaster der Volksbühne, das zeigt sich jetzt, ist von überdimensionalem Versagen, von Realitätsferne und Inkompetenz geprägt. Michael Müller tut jetzt so, als habe er die Sache Volksbühne, für ein merkwürdiges Hobby seines Kultursenatorrs gehalten. Mit seinem Staatssekretär Renner war er aber seinerzeit als Kultursenator verantwortlich für die hybride Kozeptionierung der volksbühnen_berlin. Das schliesst die größenwahnsinnige Finanzierungsplanung ebenso mit ein, wie die Beratungsresistenz gegenüber warnenden Stimmen von Fachleuten. Herr Müller sollte als Regierender Bürgermeister zurücktreten.
Rücktritt Dercon: kunstfeindliche Tendenz
Kritik ist natürlich legitim und in Teilen auch berechtigt.
Trotzdem bleibt für mich in vielem ein schlechtes Gefühl dabei, wie hier gegen Kunst vorgegangen wurde - wie bereits zu einem Zeitpunkt, als man noch nichts über Dercons Programm wusste, Stimmung und ja, auch Hetze betrieben wurden. Dieser Kunst-Verhinderungs-Gerstus, der auch in der Volksbühnenbesetzung lag, war mir unerträglich. Hätten sich die Besetzer ein anderes (leerstehendes?) Gebäude gesucht und dort eine "neue Volksbühne" proklamiert, so wäre das ein positiver Impuls gewesen, hätte das ein Mehr an künstlerischer, diskursiver, kritischer Auseinandersetzung gebracht.
Solche Aktionen delegitimieren Kritik sicher nicht per se, aber man muss sich doch fragen, welcher kunstfeindlichen Tendenz man da mit seiner Kritik ggf. Argumente liefert.
Rücktritt Dercon: kein Grund zur Freude
re: @#30 Ausschlaggebend für den Dercon-Rücktritt war nicht der Inhalt, sondern das aufgebrauchte Budget. Die Tschüss-Kampagne der Dercon-Neinsager stiftete die Begleitmusik. Fatal, daß mehrere Millionen stante pede, das Ensemble und die künstlerische Vergangenheit von Dercon mitverbrannt wurden, ohne daß er oder Müller/Renner dafür belangt werden können. Das eigentliche, furchtbare Spektakel an der Causa Dercon: dass wir alle dem Zusammenbruch eines untauglichen Systems zuschauen, dessen Ende nicht abzusehbar ist. Vielleicht kommt es nach Dercon noch schlimmer - Mittelmaß und Regisseure zum Wegrennen. Lilienthal, Hartmann, Petras usw. - sie haben keinen genialen, subversiven Impetus. Es gibt keinen Grund zur Freude, nur ein wenig Erleichterung. Der Spielplan läuft weiter. Alle unter Vertrag stehenden Produktionen müssen gezeigt werden, obwohl sie Ladenhüter sind. Die kommenden Monate werden Monate der permanenten Anspannung sein. Wer wird Nachfolger, wer darf da mitreden, wird Lederer Gespür zeigen? Wird OST als Zeichen der Versöhnung wieder aufs Haus gestellt, Kommt das Rad zurück? Das wäre für die Berliner ein erster Grund zum Aufatmen und zum Feiern.
Rücktritt Dercon: Aufbruch
OST muss nicht wieder aufs Dach. Sich über OST zu definieren, war catchy, aber immer auch mehr als billig. Wie wäre es mal mit einem WIR? Das Rad war und bleibt eine Ikone einer vergangenen Zeit. Tschüss Rad, so schön es auch war. Danke. Aber jetzt bitte bitte kein rollback. DT, Schaubühne, BE - und seit EWIGKEITEN auch die Volksbühne: alles in fester Männerhand. Spekulationen über Pollesch oder Lilienthal: das klingt nach "früher war alles besser" plus Festanstellung pseudo-subversiver Theatermogule. Berlin braucht eine Bühne, die die Stadt aufmischt. Das passiert derzeit nur am Gorki. Berlin braucht einen Ort, an dem in einer sich verändernden Gesellschaft wieder Narrative verhandelt werden, jenseits von "Diskurs", "OST" oder "RAD". Es gibt genügend brennende Themen.
Rücktritt Dercon: Vergleich
@ #44
Man stelle sich nur einen Moment lang vor, der Berliner Senat hätte nicht Castorf sondern beispielsweise Daniel Barenboim per Hinterzimmergemauschel gefeuert. Und dessen Nachfolger hätte dem staunenden Publikum mit strahlendem Lächeln verkündet, man werde an der Staatsoper in der nächsten Zeit auf Mozart, Wagner und Puccini verzichten, denn dergleichen hätten die Berliner in den letzten Jahren unter Barenbboims Dirigaten zu Genüge zu hören bekommen. Statt vom überflüssig gewordenen Orchester würden in den kommenden Spielzeiten die Sänger auf der Bühne als Neuerung von einigen Elektrokeyboards und Drumcomputern begleitet. Ich denke, die "Tschüss Chris"-Aktionen der Dercon-Gegner sind nur ein laues Lüftchen, verglichen mit der "Hetze", die seitens des als wohlerzogen geltenden Staatsoperpublikums gegen ein solches Szenario losgebrochen wäre. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund für ein "schlechtes Gefühl" zum Umgang mit Chris Dercon in der Stadt.Im Gegenteil: Die Volksbühnenbesetzer waren nach Lage der Dinge ausgesprochen nett zu ihm.
Rücktritt Dercon: gegen die Menschen
einerseits gibt es diese twitter-info von Eberhard Spreng vom 13.4.18


"Bye-bye Berlin, hello Riad und Paris. Chris Dercon bereitet eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus Saudi Arabien vor, sagte Jack Lang, Präsident des Institut du Mone Arabe in Paris, in Le Monde am Ende September."

https://twitter.com/EberhardSpreng/status/984735389662564352

und die frage stellt sich, wann dies geplant wurde und terminlich perfekt zum vertragsende september 2018 paßt ...


andererseits war die volksbühne am rosa-luxemburg-platz einmalig - bestimmt nicht jede inszenierung - aber ein international gefeiertes ensemble mit hochspezialistieren mitarbeitern in einer tradition von avantgarde und eigener handschrift ... die natürlich gar nicht dafür da war ALLEN zu gefallen - doch deren zerstörung unverzeihlich ist


dieser zerstörungsakt wird unvergessen bleiben, egal, wie es jetzt weitergeht und wenn ein verantwortlicher benannt werden kann, dann müller/renner als völlig ahnungslose auslöser, denen absolute kunstferne und fehlbesetzung in ihrem amt zu bescheinigen ist ...

es war eine rein politische entscheidung, in der möglicherweise persönliche kungelei starken einfluß hatte

zum "glück" ist deren phantasie-rechnung nicht aufgegangen, da sie von einem phantasten geplant wurde - dem jedoch im theaterbereich jede professionelle phantasie und begabung fehlte

das zeigt nur mal wieder etwas über die arbeitsweise des berliner senats ... und deren fokussierung auf langweiligen kommerz für die zukunft der stadt ... als prunk- und touristenmeile für den jetset und gegen die menschen, die hier leben und sich dagegen wehren ... und natürlich auch hört man auch die stimmen ihrer unterstützer, denen die idee einer flaniermeile für die reichen gefällt


beides ist nicht miteinander zu vereinbaren und wird zu einer leblosen kulisse

dieser kampf wird weitergehen, wie auf allen kampfplätzen mit allmachtsphantasien und ohne faire regeln

für mich ist das schlimme, dass es mich symbolisch an die bücherverbrennung erinnert ... jedoch ohne scheiterhaufen, sondern mit politisch-medialem feuer

herr müller, was haben sie sich gedacht und wie wollen sie dies wieder "gut" machen? okay ... herr lederer hat ja jetzt den auftrag dazu ... und dörr ist erst mal ein besserer berater als lilienthal ... vielleicht kann man von den philharmonikern lernen, die sehr glücklich mit ihren SELBST gewählten chef sind >>> genau dahin sollte die reise gehen ... die politik den mund halten und die künstler selbst entscheiden lassen ... eine bessere förderung der kunst gibt es nicht
Rücktritt Dercon: Lederer sucht "weiblicher und jünger"
" ...wenn die Intendanz von Chris Dercon selbst ein Stück wäre – eines von der Sorte, wie sie an der Volksbühne schon länger nicht mehr zu sehen sind, weil dort stattdessen getanzt, diskutiert, performt oder meistens einfach gar nichts gemacht wird –, dann eine Mischung aus „Macbeth“ und „Warten auf Godot“."

so fängt eine unterhaltsame kritik zum thema volksbühne in der welt an ...doch jan küveler sorgt nicht nur für unterhaltung, er hat auch gut zugehört:

"Unwürdig, wie Klaus Lederer jetzt als, sagen wir, Banquos Sohn herangeritten kommt, um ein paar versprengten Journalisten, wie sie am Freitagmittag vor Schloss Dunsinane stehen, um Dercons Leiche zu besichtigen, in die Feder zu diktieren, es sei „am Ende nicht um die Auslastungszahlungen gegangen“.

Zwei Minuten später sagte er schon: „Wir kamen am Montag anhand der Zahlen zu dem Ergebnis, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, einen Neustart einzuleiten.“ Als wäre er ein Schauspieler, der einfach seinen Text abliest und gar nicht merkt, dass er in der Zeile verrutscht ist, dass bei so krassen Widersprüchen unmöglich eine überzeugende Figur entstehen kann. Ein Kronjuwel auch dieser Satz, der bei derselben Gelegenheit fiel: „Herr Dercon hat selber eingeschätzt, dass, wenn er jetzt anfangen würde, sich neue konzeptionelle Gedanken zu machen, das sehr, sehr lange dauern würde, bis die sich dann praktisch materialisieren.“
Aber überzeugende Figuren waren sämtlich längst auf der Strecke geblieben.

Dercon hatte in Windeseile die Wandlung vom strahlenden neoliberalen Ritter mit Champagnergläsern voller Charme zum lustlosen Miesepeter vollzogen, der seitenlang der „Zeit“ und anderen, die nicht weghörten, vorheulte, wie spießig, kunstfeindlich und gemein Berlin sei. Das kunstfeindliche Berlin schrieb derweil das Internet mit Petitionen voll, man wolle halt Theater statt Gehopse. Zwar gab es nicht so viele Unterschriften wie bei Chico, dem Killerhund, aber immerhin."

https://www.welt.de/kultur/article175448041/Abgang-Chris-Dercon-geht-Wie-schoen-Und-jetzt.html


"Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Volksbühne diverser, weiblicher, jünger werden soll", sagte Lederer am Rande eines Parteitags in Adlershof. Dieser Herausforderung sei konzeptionell Rechnung zu tragen. Die Volksbühne sei auch immer ein politisches Theater gewesen - auch an diese Tradition müsse angeknüpft werden."

WER ist wohl mit "alle beteiligten" gemeint? und ist "weiblicher und jünger" das wundermittel für die theaterkunst????

wir erinnern uns: bei iphigenie und der besetzung der vb war beides doch im angebot

habe nur ich den eindruck, dass er "POLITISCHES" und nicht theater betont? ... das erinnert an die SED-abnahmekomission als zensor und entscheidungsträger für die theaterkunst auf der bühne und warum setzt er dann nicht - seiner logik folgend - den "alten mann barenboim" ab?

was reden sie da, herr lederer ... ich höre nix von kunstverständnis und theaterliebe und deren förderung und unterstützung ... nur eine "neue, andere" politische idee als ring in der ideologischen kampfarena, nach der es 10 mal im monat "iphigenie" auf dem spielplan im wechsel mit kennedy geben müßte ...

herr khuon, herr dörr, liebe berliner theaterfreunde ... rettet die kunst vor der politik
Rücktritt Dercon: erleichtert
Politiker sind letztendlich an ihren Taten zu messen. Klaus Lederer hat gehandelt. Ist auch nachvollziehbar, dass das vorher nicht angekündigt werden kann. Ich habe bei mir schon eine große Ungeduld verspürt und bei anderen noch viel mehr.

Ich bin erleichtert und gespannt, was nun passiert. Ich freue mich für die Mitarbeiter, Herausforderungen haben sie immer angenommen, da kommt viel auf sie zu, aber mit sinnvollen Zielrichtungen zu arbeiten, macht es leichter.
Rücktritt Dercon: Empfehlung für den kühlen Kopf
Empfehlung für VB-Freunde:
* SZ vom Samstag lesen.
* Dercon nicht zum Märtyrer stilisieren, aber auch fair bleiben.
* Merke: Kulturpolitik heisst nicht Kultursachverstand.
* Theaterintendant ist ein Beruf und braucht spezifische Kompetenzen, was plötzlich überraschend scheint?!
* Nachdenken hilft!
Bitte bitte jetzt damit anfangen, jetzt kann man vielleicht noch was retten? Die VB, die Werkstätten, den Ruf, die Kunst. Bitte jetzt Hausaufgaben machen. Bitte, bitte Schluss mit dem Dilettantismus.
Rücktritt Dercon: Position Piekenbrock?
@51: Schließe mich zu 100% an. Ja.

Was eben im Kulturausschuss nicht gefragt wurde von den Parlamentariern: Was bedeutet das von Dörr und Lederer mehrfach betonte "Einhalten aller laufenden Verträge" in Bezug auf die Quasi-Intendantin Piepenbrock? Ist vorgesehen, dass sie, als Tandempartnerin von Chris Dercon, unter neuer (kommissarischer) Intendanz ihr Programm fortsetzt wie zuvor? Ändert sie ihre Linie? Ist der Führungswechsel für ihre programmatische Arbeit unerheblich? Welche Rolle spielt sie in Dörrs Tableau?
Rücktritt Dercon: Jahresverträge
@52

soviel ich weiß, haben alle einen jahresvertrag von dercon bekommen und wären ja dann im september weg ... um sich jedoch nicht zu früh zu freuen, sollte dies nochmal wasserfest nachrecherchiert werden, bestimmt gibt es auch möglicherweise zusätzliche stück-verträge für z.b. kennedy
Rücktritt Dercon: anheuern & feuern
@ 53
vielleicht etwas vorsichtig, nur weil einem uU die jetzigen leute nicht passen müssen wir anheuern und schnell feuern nicht gut finden. das hauptdesaster ist doch, dass renner und müller zu feige waren, öffentlich vorzustellen, dass sie eines der grossen berliner theater vom alten stadttheaterbetrieb auf was anderes umstellen wollten. und dercon und piekenbrock es nicht fertiggebracht haben, diese idee kommunikativ mit leben zu füllen. aber vielleicht ist marietta p. ja jetzt wo der senat mit eingeklempten konzept'schwanz' dasteht durchaus für was anderes zu haben. haltet mal die luft an und wartet, ob die betroffenen von sich aus in die debatte gehen.
Rücktritt Dercon: Verantwortung der Politik
Das wird dann auch von Fr. Piekenbrock abhängen, ob sie unter dem Interimsintendanten ihren Vertrag erfüllen will.
Ansonsten wird demnächst Klaus Dörr auch vom Ausschuss eingeladen, um Auskunft zum weiteren Vorgehen zu geben. Das wird eine gänzlich andere Veranstaltung als die Anhörung von Chris Dercon vor einem Jahr, die im Nachhinein noch mehr Märchenstunde war, als damals gedacht.
Enttäuscht war ich heute von fast allen Fraktionen. Lediglich die Grünen sprachen über die Verantwortung der Kulturpolitik eben auch als Verantwortung des Kulturausschusses. Zu oft wurde mir heute der Blick nach vorn beschworen, wenn die Genese dieses Zustandes nicht aufgearbeitet wird.
Rücktritt Dercon: Spekulationen
Das Schauspielhaus Hamburg, wo Castorf im Februar den "Haarigen Affen" inszeniert hat, schließt von Mai bis November seine Pforten wegen Sanierungsarbeiten. Im Sommer holt Marthaler für die Ruhrtriennale seine letzte VB-Produktion "Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter" aus dem Fundus. Im August hat dann "Hunger" von Castorf bei den Salzburger Festspielen Premiere und benötigt im Herbst eine weitere Abspielstätte. Klaus Dürr muß nicht nach Produktionen für die Notspielzeit in der Volksbühne suchen. Er hat sie vermutlich längst optioniert oder gar in der Tasche. Inclusive der termingerechten Rückkehr des frisch renovierten Räuberrads. Sicher wird es böse Zungen geben, die sich an alte KPD-Strategien zur Ausbootung der Sozis in der Volksfront erinnert fühlen, aber OB Müller hat´s nicht besser verdient. Wenn die SPD rummotzt, kann Lederer einfach damit drohen, die Abfindesumme auszuposaunen, die Dercon-Anwalt Peter Raue für seinen Mandanten ausgehandelt hat. Also Berlin: Geht ruhig schlafen. Alles beim Alten.
Rücktritt Dercon: Verantwortung
Die VB war in erster Linie ein inhaltliches Desaster und die Programmverantwortliche sollte so viel Mumm haben, auch dafür Verantwortung zu übernehmen. Denn der mangelnde Sachverstand lag nicht nur bei Dercon und der Kulturpolitik, es lag auch und vor allem in der Programmgestaltung. Denn Festivaleinladungen und Setzungen von Namen machen keine Dramaturgie. Dieser Offenbarungseid war es, der das Haus an die Wand gefahren hat und dazu manch herausragende Künstler in ihrem Metier wie Charmatz oder Kennedy diskreditiert hat. Vielleicht hätte Dercon mit einer kompetenten Dramaturgie als counterpart sogar etwas reißen können. Deshalb: Frau Piekenbrock: übernehmen Sie bitte Verantwortung und stilisieren sich nicht weiter als Opfer!
Rücktritt Dercon: Zuschanzung
Deutsche Politik: niemand wills gewesen sein. Hatten wir doch schon mal. Diese völlig peinliche spontane Pressekonferenz zeigt nur wieder was in diesem Land alles schief geht. Berlin steht für eine mafiöse Politik in der es vor allem um die eigene Bereicherung und Zuschanzung von Pöstchen geht.
Wowereit, Müller und Renner gehören vor ein Gericht nach diesen Fehlentscheiden und Versäumnissen. Wowereit und Müller vor allem auch wegen dem Debakel um den BER. Aber in Berlin scheint man ja einfach gern das Geld der Republik zu verprassen. Die VB zahlt jetzt den Preis dafür und wird das auch unter einer neuen künstlerischen Leitung tun.
Rücktritt Dercon: teuer bezahlt
@57: Guter Anstoß.
Es wurde ein eigenartiger Apparat vom neuen "Team" zusammengebaut. Ich bin gespannt mit wieviel, nennen wir es "Liebe zum Detail" nun das auseinandergewuselt wird, was schief lief und auch, ob jemand für dieses "Fehlwirtschaften" verantwortlich gemacht wird. Mich wundert es wirklich, wie schnell die 11 Millionen Euro, die für die Sommerspielzeit 2018 vorgesehen waren, verpulvert worden sind und was hat das mit der Drittmitteleinwerbung von circa 1,2 Millionen Euro zu tun? Hätte dieser Betrag wohl als Puffer für die restliche Spielzeit ausgereicht?? Bei aller Liebe, Toleranz sowie Akzeptanz an jeglicher künstlerischer Freiheit steht die Frage für mich im Raum: Wurde die öffentliche Subvention in grossem Maßstab mißbraucht? Werden solche Themen auch im Zusammenhang mit der Abfindung des ehemaligen Intendanten eine Rolle spielen? Es grenzt ja schon etwas an Realitätsverlust, wenn man vom Team Dercon im Radio hört, wie toll es ist bei den Proben auf der großen Bühne zuzusehn wenn an anderen Bühnen in Kellern wesentlich komplexere Theaterstücke geprobt werden. Wenn im Radio gesagt wird, man sei ein "Organisationsmaniac", es sei anstrengend sich jeden 2. Tag eine Produktion ausserhalb anzusehen und abzuwägen ob der künstlerische Gehalt passt um ins eigene Programm aufgenommen zu werden. Das wurde teuer bezahlt. Und ja,: Ephemeres kann so schön sein, das wurde irgendwie verwechselt mit dem Spruch von Chris Dercon: "Nach mir die Sintflut". Es wurde ja angekündigt, sich mit dem Volk, der Stadt, seinen Sehnsüchten, modischen Medienphänomenen, der neuen künstlerischen Definition in der Gesellschaft usw zu beschäftigen, diese neu zu erörtern, unformulierte Fragen dazu zu stellen, Ebenen die noch nicht wahrnehmbar existieren auszuloten usw. - Was ist passiert: Es wurde durch sich selbst das ganze komplett verwässert! Letztendlich bin ich Teil dieser Stadt und erfreu mich an jeder "Neuen, spannenden Position" und das Resumee der letzten Monate Volksbühne wäre nun für mich: Hättet die alte Volksbühne gelassen wie Sie war - hättet die halbe Million Euro für die eine Veranstaltung "Tanz aufm Tempelhof" hineingeschüttet - hättet die restlichen 4,5 Millionen in Stipendien bildender, darstellender Künstler und Theater und sonstwelchen Projekten gesteckt - dann hätte man sich den ganzen Ärger erspart.
Rücktritt Dercon: sexy
@bildermaler: Ja, deshalb ist doch Berlin so arm aber sexy! Es gibt extra Geld aus, um sich damit genau den Ärger einzuhandeln, der es so sexy macht! - Sein se ehrlich, sie sind neu hier, wa? - Ham se schon'n Atelier gefunden?
Rücktritt Dercon: alles zusammen?
neue VB Direktion: diverser, weiblicher, jünger...alles zusammen oder reicht eins davon als Qualifikation, Herr Lederer ???
Rücktritt Dercon: Theaterauffassung
Um nochmal was zur Legendenbildung zu sagen und zum möglichen Grund des Scheiterns, der ja verschieden interpretiert wird. Also der sogenannte „Mob“ hat sicher nicht allein zum Sturz von Chris Dercon beigetragen. Es ist vor allem auch die so unterschiedliche Auffassung von dem, was Theater eigentlich ist. Ich verstehe Dercons Sicht auf die Theaterkunst auch als Streben nach Reproduzierbarkeit, vergleichbar etwa mit einem „Multiple“ in der bildenden Kunst. Das gewährleistet eine Reproduktion des Kunstwerks, eine universelle, mehrfache Verwertbarkeit. Seit Beuys ist das aus der bildenden Kunst nicht mehr wegzudenken. Der einzige, der im Theaterbereich bisher konsequent so gearbeitet hat, war Christoph Schlingensief. Also zumindest in seinen späten Arbeiten. Der kam ja ursprünglich vom Film, hat aber auch oft Aktionskunst außerhalb des Theaters gemacht. Man kann also noch heute zum Teil anhand von Objekten und Videoarbeiten nachvollziehen, was Aktionskünstler in den 60er und 70er Jahren gemacht haben, in dem man diese in Museen ausstellt. Für herkömmliche Theaterproduktionen ist das nur bedingt und vor allem nicht in ästhetischer Form möglich. In einem Theatermuseum sind nur Bühnenmodelle, Kostüme, Fotos etc. ausgestellt, oder man kann sich Probenvideos ansehen. Das hat kaum einen künstlerischen Wert. Von einer monetären Verwertbarkeit ganz zu schweigen, außer einzelne Objekte besitzen einen bestimmten Sammlerwert. Wie ich Dercons Theatervision verstehe, die ja von der bildenden Kunst her gedacht ist, so hat er den Weg teilweise umkehren wollen. Objekte, Installationen oder Videokunst aus dem Verwertungskreislauf der Kunstsammler oder Museen ins Theater bringen. Das hieße auch alte, vergangene Theaterproduktionen wiederzubeleben, wie etwa die Beckett-Stücke. Oder im Theater Kunstwerke schaffen, die auch wieder in den Verwertungskreislauf des Kunstmarkts eingespeist werden können. Er hat das etwas anders formuliert, aber so verstehe ich das, was er immer wieder schwammig über sein Verständnis von Theater gesagt hat und das er die Rettung der bildenden Kunst im Theater sieht. Einzelne Objekte von Yael Bartanas Produktion „What If Women Ruled the World“ sind jetzt schon in Galerien ausgestellt. (siehe hier: https://www.annetgelink.com/artists/5-yael-bartana/works/other-works/17692/)
Für Apichatpong Weerasethakuls Installation „Fever“ gilt ähnliches. Albert Serra hat ebenfalls einige Filmprojekte rein für Ausstellungen gemacht. Den Austausch zwischen den Kunstgattungen hat es ja immer gegeben. Das ist nichts Schlimmes. Aber so, wie es von Dercon und seinen Künstlern gedacht ist, ist es eben zum Teil ein ganz anderes Verständnis von Theater und das nicht nur ästhetisch gesehen. Und wenn Susanne Kennedy von „artificial intelligence“ spricht, dann bedeutet das eben, dass sich ihr Stil immer weiter abstrahieren wird, und sich über kurz oder lang der menschliche Körper ganz aus ihren Werken verabschiedet, nicht nur die menschliche Sprache. Das ist natürlich im Moment noch sehr abstrakt und klingt wie Science Fiction, aber so arbeitet man in der bildenden Kunst ja schon sehr lange, da dort zum Beispiel Computer und Internet viel besser nutzbar sind, als auf einer Bühne vor Publikum. Wenn man diese Arbeitsweise auf das herkömmliche Theater überträgt, wird es da aber immer auch Verluste geben. Bisher wurden in den Volksbühnenproduktionen die Ideen ja immer eins zu eins ins Theater oder wieder in die bildende Kunst übersetzt. Daher wirkte das fremd und teilweise auch langweilig für herkömmliches Theaterpublikum. Leute die ebenfalls aus der bildenden Kunst kommen, finden das vermutlich wieder sehr spannend. Noch gibt es aber kaum Publikum für diese Art von Theater und daher war es auch recht vermessen, die Volksbühne als Experimentierfeld zu benutzen. Die Quittung hat man jetzt. Auch die Berliner Festspiele experimentieren ja im Moment in diese Richtung, aber eben nicht nur allein. Man kann diese Experimente nebenher ruhig weiter mitlaufen lassen, und schauen, wie sich das entwickelt. Es bildet einen Weg für Theater ab, allerdings nicht den einzig gangbaren.
Rücktritt Dercon: Gehalt bis Ende des Jahres
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2018/04/volksbuehne-intendant-dercon-ruecktritt-bezahlung.html
Rücktritt Dercon: Totengräber
"Renner und Dercon mussten jetzt versuchen, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller nicht nur von der Idee zu überzeugen, Dercon als neuen Intendanten der Volksbühne zu berufen, sondern auch von der Expansion der “Dachmarke” Volksbühne." aus der SZ 20.4.2018.
https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/kultur/artikel-e608226/
Zwei echte Totengräber, Müller und Renner, und vor allem Müller hält sich immer noch im Amt. Schauderhaft.
Rücktritt Dercon: Polleschs Rolle
nach der Recherche der Süddeutschen kann man auch zu dem Schluss kommen, das die Grundidee der Standort- und Spartenerweiterung einerseits und Kontinuität durch Pollesch als Schauspielchef andererseits eigentlich ziemlich smart war und an einem bestimmten Punkt eher an Eitelkeiten Polleschs gescheitert ist. Das Verhalten einiger Volkbühnen-Diven erinnert in seiner feindseligen Beschränktheit leider fatal an die Provinzpossen um den Golden Pudel in Hamburg (Stichwort Kaufleute 2.0/"We didn't start the fire").
Rücktritt Dercon: wegen einer Absage?
@65. einer sagt, das ist nichts für mich, und schon fällt das "smarte" konzept zusammen? herjeh, es wird immer trauriger... diese grußbotschaften aus wolkenkuckucksheim.
Rücktritt Dercon: Engstirnige alte Garde
Zustimmung Die Rolle Polleschs und der alten Volksbühnen-Garde erscheint nach der Lektüre mehr als zweifelhaft. Interessant auch, mit welcher intellektuellen Engstirnigkeit Pollesch und Co. Dercon den Begriff des neoliberalen Kunst-Kurators angeheftet haben - und ihn schließlich zum perfekten Feindbild stilisierten. An der jetzigen finanziellen Misere der Volksbühne sind sie durch die Weigerung das Repertoire (wie offenbar geplant) zu erhalten, mindestens mitschuldig. Überhaupt sollte geprüft werden, wem die staatlich finanzierten Inszenierungen eigentlich gehören? Dem Künstler oder dem Haus bzw. den Geldgebern, also dem... Volk!
Rücktritt Dercon: Polleschs Gründe
@ 65, 67. Pollesch wollte mit Dercon nicht zusammenarbeiten, weil er a) loyal zum noch im Amt befindlichen Castorf war und b) Dercon nicht satisfaktionsfähig fand: eine Hellsicht, wie wir mittlerweile wissen. Das ganze Ding war, die Recherche macht das doch mehr als deutlich, komplett neoliberal. Aber sowas von! Hohle Standortpolitik, Citymarketing. Die Künstler rannten doch schreiend und reihenweise davon.
Rücktritt Dercon: Dercon war Volksbühne wurscht
Herr Ripploh und Frau/Herr A.,

wie lächerlich ist es denn, das Scheitern eines Konzepts an einer Absage festzumachen? "Der Pollesch wollte nicht mit mir arbeiten, ich kann nichts dafür, dass ich gescheitert bin, der Pollesch war's!" Wenn das die Verteidigungslinie ist – sorry! Das ist kindisch!

Die Recherche von Laudenbach/Goetz zeigt doch vielmehr glasklar etwas Anderes: Dercon hat sich nie – NIE! – für das Mutterhaus der Volksbühne interessiert, sondern nur für Tempelhof. Think big, think global, think Flughafen! Mit der eigentlichen Bühne konnte er nichts anfangen. Blöd natürlich, dass Tempelhof nichts wurde, und Dercon blieb mit etwas zurück, das ihm im Grunde egal war.

Dass ihm die Volksbühne als Haus wurscht war, haben die Mitarbeiter allerdings früh bemerkt. Kann man ihnen das vorwerfen?
Rücktritt Dercon: Team Dercon kannte Polleschs Arbeiten nicht
Wie kann man nach der Lektüre der Recherche in der Süddeutschen auf die Idee kommen, Polleschs Absage an Dercon sei an Polleschs Eitelkeiten gescheitert. Pollesch hat zurecht feststellen müssen, dass das nicht die Leute sind, mit denen er arbeiten möchte. Und zwar auch deshalb, weil sie seine Arbeit nicht kannten, obwohl sie Begeisterung heuchelten. Dass an der Tate ein Projekt mal "Pollesch" hieß, bedeutet ja noch lange nicht, dass Dercon eines seiner Stücke selbst gesehen hat. Das kann auch einer seiner zuarbeitenden Kuratoren getan haben.
Smart ist dann schon Polleschs Entscheidung, zu der Loyalität Frank Castorf gegenüber, auch zu bemerken, dass er es mit Leuten zu tun hat, die seltsame Pläne haben und mit seinem Metier so gar nichts teilen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes benutzen wollen.
Rücktritt Dercon: Catering bei vollem Kühlschrank
@67. leute, das ist doch nun wirklich alles hundertundeinmal gesagt worden. die intendanz castorf wurde gegen den willen des teams vor der zeit beendet. also ziehen sie mit ihren sachen ab. wer will es ihnen verdenken? wenn's halt nicht mehr passt. wie viel hat langhoff von petras am gorki übernommen? wie viel lübbe von sebastian hartmann in leipzig? etc. etc. ihr versteht schon. und die umwandlung eines ensembletheaters in eine "projektgesellschaft" ist der inbegriff von "neoliberal". das wort ist sicher zum kampfbegriff avanciert. aber hier stimmt es zur abwechslung mal. freelancer gäste statt festes ensemble, angekaufte fertigprodukte statt selbst entworfene produktionsprozesse, also outsourcing des zuhause. catering bei vollem kühlschrank, wie john goetz das so treffend sagte.
Rücktritt Dercon: Humorproblem und mehr
@70
Well, laut der SZ-Recherche hat Dercon 5 Pollesch-Stücke gesehen, drei live und drei auf DVD (eins offenbar doppelt), was Polleschs bisher bekannte Aussagen diesbezüglich in ein das zickige Licht einer umgarnten Highschool-Beauty rückt ("Er sagt nur, das er mich toll findet, aber er kennt mich gar nicht wirklich!")
So fucking what?? Grade vor dem Hintergrund des angeblichen Desinteresses Dercons am Schauspiel hätte er doch schalten und walten können wie er will.

@69
Das ist ja grade der interessante Aspekt des Recherche, wie elementar die vorgesehene Rolle Polleschs in dem Konzept war neben dem Tempelhof-Standort, weil dadurch eben idealerweise nicht das Ensemble abgeschafft worden bzw. geflüchtet wäre. Und die späte Erkenntnis Renners, das man an dem Punkt, wo zwei "Säulen" wegfallen (Kontinuität via Pollesch und Tempelhof) das Konzept hätte begraben müssen.

@68 Lokalpolitikern Standortpolitik und Citymarketing vorzuwerfen, ist einigermaßen gaga. Das ist ihr Beruf.

Persönliche Erkenntnis nach 70 quälend langen Minuten Interview mit der Piekenbrock und diversen Dercon-Videos: wir haben ein Humorproblem. Das konnte nichts werden mit Pollesch und den beiden.
Rücktritt Dercon: Drama der Zukunft
Es wäre höchst wünschenswert
wenn sich die VB fortan zumindest im 3.Stock
dem Drama der Zukunft zuwendet
und damit bisher verkannten neutralisierten Dramatikerinnen,
in denen etwas schlummert, was weit über das gegenwärtige
Durchschnittsgeschnuschel hinausreicht.
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