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Klaus Michael Grüber gestorben

Nach langer Krankheit

23. Juni 2008. In der vergangenen Nacht ist der Theater- und Opernregisseur Klaus Michael Grüber nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren auf der bretonischen Insel Belle-Île-en-Mer im Westen Frankreichs gestorben. Dies teilte am Nachmittag die Berliner Schaubühne mit, zu deren prägenden Regisseuren Grüber von 1972 bis 1998 gehörte.

Klaus Michael Grüber, der 1941 in Neckarelz als Sohn eines Pfarrers geboren wurde, die Stuttgarter Schauspielschule absolvierte und 1964 Regieassistent bei Giorgio Strehler wurde, an dessen Mailänder Piccolo Teatro er 1967 er auch als Regisseur debütierte, gehörte seit 1967 in Bremen zu jener Gruppe von Schauspielern und Regisseuren um Kurt Hübner, die das bundesrepublikanische Theater revolutionieren sollte. In Bremen arbeitete zu dieser Zeit auch Peter Stein, an dessen Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin später Grübers berühmteste Regie-Arbeiten entstanden. Etwa seine epochale Inszenierung von Hölderlins Briefroman "Hyperion", den er 1977 am Austragungsort von Hitlers Olympischen Spielen unter dem Titel Winterreise ins Olympiastadion inszenierte.

Grübers Inszenierungen erfanden damals auch eine Berlin-Archäologie, die aus den historischen Tabu-Zonen der Stadt magische Orte machte – von der Ruine des Anhalter Bahnhofs bis hin zu den Resten des Luxushotels "Esplanade" am Potzdamer Platz, das Schauplatz von Grübers Inszenierung "Rudi" von 1979 über das Sterben eines Kindes und der Weimarer Republik gewesen ist. Nach 1989 sind einige der mythischen Ort aus Grübers Inszenierungen dann zu Koordinaten geworden, an denen entlang das Neue Berlin seine Identität designte.

Kürzlich erst hatte Grüber seine Arbeit an der Inszenierung der für die diesjährigen Salzburger Festspiele geplanten Oper Salvatore Sciarrinos Luci mie traditrici ("Die tödliche Blume") abgebrochen, die nun von seiner langjährigen Mitarbeiterin Ellen Hammer vollendet und am 3. August in einem Bühnenbild von Rebecca Horn Premiere haben wird.

(sle)

 

Den Nachruf von Hartmut Krug lesen Sie hier.

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