Künstlerische Forschung

Mülheim an der Ruhr, 18. Mai 2018. Für seinen Theatertext "In dir schläft ein Tier" in der Inszenierung des Theaters an der Parkaue Berlin (Regie: Hanna Müller) wird der Theater- und Drehbuchautor Oliver Schmaering mit dem Mülheimer KinderStückePreis 2018 ausgezeichnet. Das gaben die Mülheimer Theatertage NRW in einer Presseaussendung bekannt.

Oliver Schmaerings erstes Kinderstück gewann – in einem Wettbewerb mit insgesamt fünf Stücken (hier die Auswahl) – zuletzt einstimmig das "Kopf-an-Kopf-Rennen" mit Christina Ketterings "Weiß ist keine Farbe", so die Mülheimer Theatertage.

OliverSchmaering KinderStuecke 280 MarieEberhardtOliver Schmaering © Marie EberhardtIn ihrer Begründung betont die Jury die Komplexität von Schmaerings Thematik: Zwei Forscher suchen für das kranke Mädchen Ultima einen Impfstoff gegen Diphterie. "In dir schläft ein Tier" sei eine Hommage an die Wissenschaft, so die Jury. Das Stück spiele "auf faszinierend vielen Ebenen: auf der realistischen, der mystischen sowie der wissenschaftlichen". Die Forschung werde als künstlerischer Prozess beschrieben, der "auch Chaos inkludiert und Spaß machen darf". Außerdem verweigere sich das Stück der Eindeutigkeit, was sich in der hohen Varianz der Sprache widerspiegle: "Das Stück ist auf eine sehr intelligente Weise lustig, es ist poetisch, sinnlich, sprachlich großartig", so die Jury. Ihr gehörten in diesem Jahr der Dramatiker Oliver Bukowski, die Journalistin Silvia Stammen und die Regisseurin Martina van Boxen an.

Dotiert ist der Mülheimer KinderStückePreis mit 10.000 Euro.

Die Jugendjury der Mülheimer Theatertage, der acht Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren angehörten, zeichnete Thilo Reffert für sein Stück "Mr. Handicap" aus (Junges Schauspiel Düsseldorf, Regie: Frank Panhans). In ihrer Begründung heißt es: "Wir haben uns für diesen Text entschieden, da das Thema Inklusion sehr relevant ist und unserer Meinung nach viel zu wenig in der Schule offen angesprochen wird. Wir konnten gut mit den Figuren mitfühlen und sie in ihrem Verhalten und in ihren Entscheidungen verstehen. Wir fänden es toll, wenn durch Ihren Text mehr Menschen für das Thema sensibilisiert werden und ihn als Anlass zum Umdenken nutzen."

(Mülheimer Theatertage / eph)

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Kommentare  
Kinder-Stücke-Preis: Dotierung
Texte für Erwachsene bekommen das volle Preisgeld in Mülheim. Texte für Heranwachsende nur 2/3 davon. Texte für Heranwachsende sind also zweitrangig und nicht gleichrangig. Warum? Weil das Schülerticket im Nahverkehr billiger ist als das für die Erwachsenen? Weil Kinderportionen im Restaurant preiswerter sind? Oder weil Theater für Kinder eh billiger ist bzw. zu sein hat und die Produktionskosten und der Produktionsaufwand sich von denen für Erwachsene in der Mehrzahl der Produktionen deutlich unterscheiden? Und das politisch so gewollt ist? Oder wird da jemand benachteiligt, oder wird da jemand bevorzugt, oder habe ich hier irgendwas nicht verstanden?
Kinder-Stücke-Preis: Plädoyer
Das kommt, weil Texte für Erwachsene, die sehr gut sind, auch für Heranwachsende geeignet sind und Texte für Heranwachsende, die sehr gut sind, Erwachsenen in aller Regel nur dann ausreichend anregend und daher unterhaltend erscheinen, wenn sie sie durch die Brille des Erziehungsnutzens und Päd-agogen sehen. Politisch ist auf jeden Fall gewollt, das Heranwachsende möglichst nur Theater für Heranwachsende sehen und nicht das NT Reinickendorf z.B. - obwohl das für Heranwachsende extrem unterhaltsam wäre und sogar Vinge/Müller von den Publikumsreaktionen noch etwas lernen könnten... Zu einer der wichtigsten Aufgaben des Theaters heute scheint mir deshalb zu gehören, die Theater unterstützende Bildungspolitik mit Textkunstfüralle kulturpolitisch zu unterwandern. Ich plädierte deshalb dafür, wirklich Texte für KINDER bis 10 auszuzeichnen, nicht aber Jugendtheater-Texte. Die können die Jugendlichen ja schon selbst produzieren... Und deren AutorInnen sollten dann auch genauso viel Preisgeld bekommen wie die der Texte für Menschen ab 10. Es ist nämlich sehrsehr schwer für KINDER zu schreiben, denn diese sind im Alter von 4 bis 6 große PhilosophInnen. Im Alter von 6 bis 10 gewöhnen sie sich daran, dass sie fortan für den Rest ihres Lebens unterschätzt werden werden und nur wenn sie sehr gut auf sich selbst aufpassen, werden sie niemandem gestatten, ihre Erinnerung an ihre ureigendste PhilosophInnenzeit zuzukleistern mit gutgemeinter Weltbedeutung-
An der Parkaue wird allerdings faszinierendes Heranwachsenden-Theater gemacht, was nicht nur, aber auch an den ausgesuchten Texten liegt - also: Herzlichen Glückwunsch!
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