Presseschau vom 29. Juni 2018 – In der Süddeutschen Zeitung spricht Frank Castorf über Frauen in der Regie und auf der Bühne und über die Zukunft der Berliner Volksbühne

"Das ist mir zu wenig Kunst"

"Das ist mir zu wenig Kunst"

29. Juni 2018. In der Süddeutschen Zeitung erklärt Frank Castorf im Interview mit Christine Dössel, warum während seiner langen Volksbühnenintendanz so wenig Frauen inszeniert haben. "Wir haben eine Frauen-Fußballweltmeisterschaft und eine Männer-Fußballweltmeisterschaft, und in der Qualität des Spiels unterscheidet sich das schon sehr." Regieführende Frauen müssten "dieselbe Qualität haben" wie Regisseure: "Ich war ein großer Verehrer von Pina Bausch, oft kopiert, nie ist einer rangekommen. Nicht jeder, der ein Diplom in Theaterwissenschaft hat, ist dafür prädestiniert, Kunst ausüben zu dürfen und andere Menschen damit zu belästigen. Oder sich schlau hinzustellen und zu sagen: Dieses Stück von Shakespeare geht heute aber gar nicht mehr. Wenn eine Frau besser ist, habe ich nichts dagegen. Nur habe ich so viele nicht erlebt."

Kein Zurück

Als Dössel die Theatertreffen-Debatte um "sein sexistisches Frauenbild" anspricht, "um all die nackten, hysterisch kreischenden Schauspielerinnen" in seinen Inszenierungen, antwortet Castorf: "Die Frauen, die bei mir spielen, kriegen aus allen möglichen Refugien Texte, die haben nicht nur ihren Gretchen- oder Lieschen-Text. Die haben riesige intellektuelle Interpretationsmöglichkeiten. Meinen Sie, einer emanzipierten Frau wie Sophie Rois muss ein Mann aus dem Feuilleton sagen, dass sie unterdrückt wird von mir? Oder einer Kathi Angerer? Das sind absolut selbständige Frauen, die haben eine Kraft, da fällst du hinten runter."

Daneben basht er ein wenig Matthias Lilienthal ("Das ist mir zu wenig Kunst.") und behauptet, weder frustriert zu sein wegen des Volksbühnen-Verlusts noch Schadenfreude zu empfinden angesichts des Scheiterns seines Nachfolgers Chris Dercon: "Ich kann mich doch nicht freuen, dass man vor einem Scherbenhaufen steht und die Leute im Kostümfundus und in den Werkstätten Depressionen haben." Ihn ärgere nur, dass er seinem "Nachfolger und damit praktisch dem Land Berlin 2,15 Millionen Euro Überschuss hinterlassen" habe. Nun aber habe er abgeschlossen: "Es ist so wie mit einer Liebe, die vorbei ist. Ich hätte auch nicht die Kraft, es noch einmal zu machen. Ich müsste alles neu aufbauen, mit einer völlig neuen Mannschaft. Das trau ich mir in meinem Alter nicht mehr zu. Will ich auch gar nicht."

Wer soll an die Volksbühne? Vinge / Müller natürlich!

Eine Berlin-Option allerdings könne er sich vorstellen: "Ich habe zu Klaus Lederer, dem Berliner Kultursenator, gesagt: Wenn du für mich einen Ort findest, wie in Paris das Bouffes du Nord für Peter Brook gefunden wurde oder die Cartoucherie für Ariane Mnouchkine, eine Fabrikhalle oder so, dann würde ich da gerne Theater machen - nach französischem Prinzip und mit Freunden: Marthaler, Fritsch, Pollesch. Dazu Frauen, die das leiten. Dann würden wir dort spielen und touren, jede Truppe geht auf Reisen."

Die Volksbühne wiederum würde er Vegard Vinge und Ida Müller geben: "Die beiden haben die Kraft. Sie haben den Prater bespielt, sie kennen das Haus, sie haben alles gesehen, alles von mir, Marthaler, Schlingensief, Benno Besson - und sie sind keine Kopisten. Mit ihnen wäre möglich, was Lederer jetzt fordert: künstlerische Exzellenz."

(geka)

 

Kommentare  
Castorf-Interview: Theater im Supermarkt
Empfehle Klaus Lederer, Frank Castorfs Rat zu befolgen, was die VB betrifft, er müsste dann vermutlich nur sehr schnell auf Klaus Doerr als Haus-Wirtschafter verzichten, der würde an denen vermutlich durchdrehen. - Und ansonsten für Castorf & friends mit ALDI zu verhandeln. Ich habe lange Jahre davon geträumt, in einer provisorischen Halle Theater zu machen, wo man alle Geräusche von draußen hört - wenn man sie nicht höhrt, weiß man wenigstens, dass man höchstwahrscheinlich geschafft hat, Kunst zu machen - das ging nicht, weil immer allen die Stadt zu laut ist und Provisorien zu provisorisch... Seit zwei Jahren ist nun der Plan, in einem leergeräumten und verlassenen Groß-ALDI Theater zu machen - aber die ALDI-Leute nehmen mich einfach immer nicht ernst genug, wenn ich mit denen darüber verhandeln will... Vermutlich vermuten die ein Hausfrauentheater über nachhaltige Discounter-Flüchtlingsversorgung aus der Wohlfahrtstafel zweiter Klasse... Ich meine, Lederer könnte das schaffen mit ALDI, wenn er Castorf ins Verhandlungsfeld führt - das ist ja ein Name! Und Pollesch erst! - ohne Dercon weltberühmt! Auch Marthaler - kein Zweifel, Frau Viehbrock müsste kaum was an der Kulisse ändern! - Aber Fritsch? Ich weiß nicht, ich hab das Gefühl, der fühlt sich an der Schaubühne ganz wohl, trotz friends und so...
Castorf-Interview: pro Vinge/Müller
Ad Vinge/Müller: Ja! Vorschlag von mir seit 2015. Es gibt allerdings eine neue zusätzliche Begründung. Dörr hat in der AdK erwähnt, dass Vinge/Müller wohl nicht unter ihm inszenieren werden, da es Probleme mit den Gewerken gäbe bzw. gegeben habe. Und genau das ist der Kern. Ein Intendant Castorf hat das lange, lange auch gegen Widerstände aus den Gewerken unterstützt. Was wäre gewesen, wenn er das nicht gemacht hätte? Und genau weil ansonsten wohl kaum jemand die Kurasche mitbringt die Truppe zu engagieren, sollten Vinge/Müller es einfach selbst machen. Volle Zustimmung. Divers/exzellent/mutig.
Castorf-Interview: naheliegendst
Ja, habe 2015 auch sofort an Vinge/Müller gedacht. Als Theater-Laie aber meinen Mund nicht aufgekriegt.
Wenn man sich der Geschichte und Ästhetik, auch der jüngsten, der Volksbühne verpflichtet fühlt, trotzdem kein dummes Huldigungs-Theater machen will, ist das doch naheliegenst. So ziemlich alles was verlangt wird von Lederer & Co, ist erfüllt.
Außerdem wäre es ein gutes Signal für die Berliner Kultur-Landschaft, die gefühlt immer "netter" und glatter wird.
Castorf-Interview: Fabrikhalle
Fabrikhalle.
Wirklich lustig wäre es, wenn Castorf Tempelhof bekommen würde. Aber ich habe auch einen sehr eigenen Humor.
Castorf-Interview: irre
...irre, dass der Blödsinn über Frauenfußball und Regie bisher unkommentiert blieb. Aber klar, ein schwacher Marthaler oder abgekasperter Fritsch ist natürlich so viel “besser” als das Gros der weiblichen Regisseure...
Castorf-Interview: keine Chance
Das er vielleicht nicht so viele gute Regisseurinnen gesehen hat, weil viele garnicht erst die Chance kriegen sich im System zu beweisen, scheint ein ihm gar zu abwegiger Gedanke zu sein.
Castorf-Interview: bedauerlich
Es ist schon bedauerlich, dass immer öfter Begriffe wie "besser" in der Beurteilung von Kunst gebraucht werden.
Castorf-Interview: Verklärung
#5 überrascht mich nicht. Diese Ansammlung an dummdreisten Sexismen ist für die Castorf - Verklärung, die hier im Zuge der VB-Debatte im Forum massiv betrieben wurde nur schwer zu verdauen...
Castorf-Interview: schädlich
Das Interview ist ein gutes Beispiel dafür wie man (junge) Theatermacherinnen entmutigen kann. Darauf scheissen? Klar – aber der Druck, es eben nicht zu verbocken ist riesig. Und es gibt auch das Phänomen "Selbsterfüllende Prophezeiung", über das bestens geforscht wird...Die Aussagen sind schockierend und ich hoffe sie werden nicht als Kavaliersdelikt gesehen. Oder als etwas, das langsam ausstirbt...Eine Frage, die sich mir gestellt hat in dem Zusammenhang ist, ob die politische Unkorrektheit auf die die Volksbühne lange stolz war, im heutigen, politischen Kontext wohl keine Widerstandskraft mehr hat...jedenfalls sind Castorfs Aussagen schädlich. Merci, gell.
Castorf-Interview: wo sind sie?
Wie waere es, wenn sich der Buehnenverein oeffentlich distanziert?
Wenn das Theater an dem er juengst inszenierte, so jemanden auf die Plaetze verweist, damit klar wird, dass dieses Rumgeprolle keinen Platz mehr hat.
Wo hoert man den Aufschrei die Leiter*innen der Institutionen?
Castorf-Interview: Unterwerfung
Ja, es ist schädlich. Schon nur die Reaktion von Lisa Jopt auf Deutschlandfunk (https://www.deutschlandfunk.de/lisa-jopts-replik-auf-frank-castorf-einfach-mal-den.691.de.html?dram:article_id=421645) zeigt, wie die Vereinnahmung geschieht. Sie relativiert auf eine Art und Weise, die beschämt, sie sagt: "Ich finde den halt einen tollen Theatermacher. Und ich finde das halt kauzig oder ulkig, skurril halt. Und irgendwie finde ich es auch ganz frei und mutig, sowas zu sagen, oder so eine verkalkte Haltung dazu zu haben und das in einem Interview so stehen zu lassen." Hauptsache man reagiert lässig, Hauptsache man gibt dann doch noch dem Castorf und dem damit verknüpften System die Absolution, weil man ja nicht als jemand dastehen möchte, der Castorf nicht "gut" findet. (...) Frei und mutig wäre es zu sagen, dass Frank Castorf sowohl theaterästhetisch, als auch formal seit 20 Jahren stagnierte (einfach um ihn zu schwächen, auch wenn man das evtl pesönlich gar nicht denkt). Und dann wäre anzufügen, dass diese Stagnation eben nun auch in dieser menschenverachtenden Haltung zeigt. Und dann könnte man noch anfügen: Castorf war immer ein Vertreter dieser schmierigen männlichen Intendanten-Kultur. Er hat Matthias Hartmann (als der in Wien in die Bredouille kam) den Rücken gestärkt und damit auch das Ensemble entscheidend demotiviert, sich früher gegen das Hartmann-System zu erheben. Man sollte solche Dinge nicht vergessen. Nein, wir sind nun im 21. Jahrhundert - es ist wirklich Zeit für etwas anderes, andere Formen der Machtausübung. Also sollte man nun diese Aussagen nicht auf diese Weise relativieren und abschwächen. (...)
Castorf-Interview: problematischer
Felizitas Stilleke hat einen offenen Brief als Antwort auf das Interview publiziert. Ich nehme an, daß nachtkritik.de darüber noch berichtet? Falls ja fände ich es schön eine Möglichkeit aufzuzeigen wie dieser weiterhin unterschrieben werden kann.

(Liebe*r undsoweiter, wir haben den Brief heute gemeldet – und nachgefragt, ob man ihn unterzeichnen kann, die Antwort von Felizitas Stilleke: Der Brief sei keine Petition, also nicht für weitere Unterzeichner*innen offen: "Mit dem Veröffentlichen ist das jetzt abgeschlossen, aber man kann sich mit Liken und Verbreiten bitte und immer noch jetzt solidarisch erklären." – herzlichen Gruß, sd/Redaktion)

Trotzdem, es kann nicht oft genug wiederholt werden, die Thematik ist komplexer als ein symbolischer, singulärer Vatermord. Offen zur Schau getragener Sexismus ist für seine Bekämpfung ein Geschenk. Frauenversteher die trotz Lippenbekenntnissen sexistische Muster wiederholen finde ich weitaus problematischer.
Castorf-Interview: Frauenversteher
Frauenversteher ist ein sehr einzwängender Begriff und Vokabular der Rechten. Es braucht Männer, die bekennen, dass sie durch diese Geschlechterbilder, die durch Castorf und Co gepusht werden, genauso einkerkerkert und konditionert werden sollen wie die Frauen. Deshalb bekenne ich mich zum Frauenverstehertum. Das aber nur unter der Prämisse, dass diese Zuordnungen in Weiblein und Männlein sowieso langweilig sind und man nur aufgrund mangelnder Alternativen überhaupt noch zu ihnen greift.
Castorf-Interview: Nachfragen
Was genau hat jetzt Artbutfair mit Castorfs Interview zu tun? Warum kann Lisa Jopt, wenn sie als Lisa Jopt spricht, keine subjektive Meinung haben? (...)

(Liebe*r Dummi, der Kommentar #11 von Samuel Schwarz, den Sie monieren, bezog sich auf dieses Interview: https://www.deutschlandfunk.de/lisa-jopts-replik-auf-frank-castorf-einfach-mal-den.691.de.html?dram:article_id=421645 – der Zusammenhang zu Art but fair wurde tatsächlich falsch dargestellt, Lisa Jopt ist Gründerin des Ensemble Netzwerks – mit Dank fürs kritische Nachhaken und freundlichen Grüßen, sd/Redaktion)
Castorf-Interview: schwache Gegenargumentation
Ich hab in Reaktion auf das Interview keine plausible Argumentation gefunden, die einen Sexismus-Vorwurf rechtfertigt. Man sollte sich die Ruhe nehmen und es vielleicht nochmal lesen, bevor die Schnappatmung einsetzt. Schon die 1. Frage offenbart leider keine journalistische Sorgfalt. Wir durften zuletzt, auch wieder im Zusammenhang mit Dercons Programm, lesen, dass die alte VB ein Männer-Theater war. Es ehrt FC, dass er sich nicht damit aufhält. Ich halte es aber mal für nötig, genau das zu tun. Dass die Namen unter den Tisch fallen gelassen werden, das ist der eigentliche SEXISMUS! Hier mal eine Liste der letzte Jahr: 1. Regie (auch merhrmals; S. Rieger, C. Bauer, L. Bunk, Gob Squad (Thom/Tonke/Hartmann/Freiburg/Ross/Stumpf), C. Geisler, C. Macras, M. Keppler mit Schroeter, Ida Müller, E. Preußler, V. Rignall, M. Stuart, P. Schlewinski, B. Stumpf, Y. Ross, C. Mylord). Die wichtigsten Posten waren nicht die Regieposten, sondern Bühne und Kostüme, weil sie hier zur ersten Autoren wurden, und alles weitere bestimmt haben: B. Aigner, A. Laberenz, K. Brack, B. Steiner, N. Mechow, A. Viebrock, V. Behr, A. Braga und T. Braun, uvm. Geschweige, der eigentliche Intendant der VB, Bert Neumann, der sowas von kein Sexist war… Von der Dramaturgie erst gar nicht zu sprechen… Und über die Jahre waren nahezu alle Führungspositionen (Künstlerische Betriebsdirektion, Presse, Besucherservice, Geschäftsführende Direktion, etc.) durch Frauen besetzt. Vielleicht kann man sich auch in diesem Moment mal, in Anbetracht dessen, wie in den letzten 2 Jahren diskutiert wurde, hier mal etwas mehr Mühe geben…Wer hier bereits an einer Sprache hängen bleibt, die keinen Bock auf P.C. hat, der hat es natürlich schwer, die Logik seiner Aussage zu verstehen. Bei den meisten bleibt wohl hängen, Castorf findet Frauenfußball scheiße, und Frauenregie vergleicht er jetzt mit Frauenfußball. wenn man natürlich ein castorf Interview liest, wie eines von Politikern, dann hat man natürlich auch etwas nicht verstanden. Tja, wenn das die Lesart ist, dann wird's natürlich schwer. Kehren wir es doch mal um: Wenn Frauen im Fußball dem Spielniveau der Männer näher kämen (vgl. Tennis, Handball, Hockey, Baseball, Basketball), würde das Interesse/Publikum/Engagements wohl zunehmen. Das ist Sexismus? Sexismus wäre es, wenn Castorf sagen würde, ich lasse keine Frauen inszenieren, weil sie Scheiß-Theater machen. Es sagt, Kunst entscheidet, und nicht Geschlecht. Ich finde das ist das absolute Gegenteil von Sexismus. Und wenn eine Schauspielerin eine Prostituierte spielt, weil sie im gewählten Roman beispielsweise die Hauptfigur und Prostituierte ist, dann möchte ich gerne mal eine Erklärung hören, warum sie dann etwa besser in einem Polaranzug gesteckt werden sollte. Oder Jeans...Und wenn Castorf sagt, er sieht kaum Stücke, die von Frauen inszeniert wurden, die ihm gefallen, dann ist das seine Einschätzung. Und ich möchte erstmal jemanden sehen, der diese Frage komplett anders beantwortet. Sexistisch sind in meinen Augen die Vorwürfe. Seit Jahren haben Castorfs Frauen die Machtrollen und die intellektuellsten und kraftvollsten Texte, wer bei Strapsen und Stöckelschuhen hängen bleibt, der hat natürlich auch Probleme, dem Fußball-Vergleich zu folgen. Aber man könnte natürlich jetzt eine Quote beschließen, 50/50 Frauen und Männer in Jogis neuem Team. PS: In seinem bevorzugtem Intendanten-Team für die VB steckt die wahrscheinlich bedeutendste Theaterfrau unserer Zeit. Aber hier wird eben gelesen, was gelesen werden will und offene Briefe sind wohl die Klagemauern unserer Zeit. Man kann hier gut argumentieren und mir gerne in allen Punkten widersprechen, aber ich sehe keine Argumentation, nur 600 Leute, die sagen: ja, sexist, so ein arsch, bäh. und das ist einfach ziemlich schwach.
Castorf-Interview: Genauigkeit
Und Genauigkeit wäre wirklich angebracht: Castorf hat Hartmann nirgendwo den Rücken gestärkt. Zu der Zeit ging es um den Finanzskandal an der Burg, an der er zur gleichen Zeit inszenierte. Einfach mal nachlesen. Um Hartmanns Umgang mit seinem Ensemble und Mitarbeitern ging es da nicht, sondern um's Geld ausgeben.
https://derstandard.at/1392687519314/Ich-hab-kein-Mitleid-mit-der-oeffentlichen-Hand
Castorf-Interview: Riesenaufgabe
@13 Mir ist die Herkunft des Wortes "Frauenversteher" nicht bekannt, ich kann allerdings in der weit verbreiteten Anwendung nicht erkennen, daß der Begriff politisch rechts besetzt ist. Frauenverstehen muss tatsächlich auch nicht negativ sein.

Mir wie offensichtlich Ihnen ist an einem Strukturwandel gelegen. Ich wollte lediglich betonen, daß die Abgrenzung zur Väter/ Großvätergeneration nicht ausreichend ist. Es ist keine Frage des Alters. Die Zahlen zur Gleichstellung sprechen für sich, aber niemand will's gewesen sein. Die verdeckten Denk-/ Verhaltensmuster zu benennen ist eine Riesenaufgabe die viele Helfer braucht.
Castorf-Interview: Danke
Nachfrager @15

Danke ... für das Licht anzünden



(statt ein Faß aufzumachen)
Castorf-Interview: Antworten
@17: „Frauenversteher“ wird sehr oft negativ benutzt, also sozusagen für so Schleicher, die nur so tun, als wollten sie die Frauen unterstützen. Diese negative Konnotation ist Sprachgebrauch.Und schon sehr oft im Kontext von chauvinistischer Argumention, die grundsätzlich emazipatorische Bewegungen diskreditiert. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass sie das so benutzt haben. Ich wollte nur sagen, dass diese „wilde Kerle“ Nummer von Castorf auch mir schon seit Jahren gehörig auf die Eier geht, weil sie ein extrem reduziertes Bild von Männlichkeit vermittelt, das diesen Theater-Betrieb immer wieder vergiftet. Man nennt das zurecht toxische Maskulinität. Und die greift auch mich als „Mann“ an. Klar sollten wir „Männer“ nun nicht die sein, die das am lautesten verkünden, aber verkünden sollten wir es schon. Dann ja, gemeinsam neue Wege gehen, sie haben Recht

@16: „Bei einer Abstimmung wie der des Ensembles hier am Burgtheater würde ich sagen: Ich habe hier Hausrecht! Ihr könnt das gerne auf der Straße machen! Ich würde da sehr stalinistisch werden, ohne Anflug von Demokratie.“ Das ist O-Ton Frank Castorf Castorf. Verstehe ich da was falsch? Oder hat er damit das Ensemble beflügelt sich zu wehren? Nein, er hat Hartmann gestützt und das Machtsystem da. Drehen sie doch nicht die Wahrheiten um!





https://derstandard.at/1392687519314/Ich-hab-kein-Mitleid-mit-der-oeffentlichen-Hand
Castorf-Interview: Fußballvergleich
@15
Genau - wenn der Frauenfußball in ähnlicher Form gefördert würde, wie der Männerfußball, wo kein Talent im letzten Winkel der Welt mehr verborgen bleibt, dann würde sich vielleicht auch das Niveau angleichen. Finde die Analogie zum Kulturbetrieb...
Frank Castorfs Theaterarbeiten haben mich vor 20 Jahren extrem beeinflusst, trotzdem bin ich es auch wirklich leid, eine offensichtlich genüsslich zelebrierte chauvinististische Weltsicht cool oder lustig zu finden, nur weil Herr Castorf sie äußert und er angeblich so unangepasst denkt.
Castorf-Interview: Schnappatmung?
Lieber Nachfrager, ich finde es schwierig, dass sie gleich die Intelligenz der Leute in Zweifel ziehen, die in dieser Sache eine andere Sichtweise haben als sie ("Wer hier bereits an einer Sprache hängen bleibt, die keinen Bock auf P.C. hat, der hat es natürlich schwer, die Logik seiner Aussage zu verstehen.") Sie sind jedoch nicht der einzige, der hier mit diesem Mittel operiert, im Gegenteil, es ist in diesem, wie auch in anderen Foren ein beliebtes Mittel. Den offenen Brief als Schnappatmung zu bezeichnen scheint mir ebenfalls fehl am Platz. Er ist doch ganz charmant und witzig formuliert und ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass Herr Castorf sich halb so sehr darüber aufregt, wie sie. Er hat was rauspalavert und jetzt gibt es eine Antwort. Wo ist das Problem?
Castorf-Interview: geschlechtslos
(...) Erst wenn eines Tages Chancengleichheit in Theatern, und außerhalb, herrscht, kann man über Arbeiten von Frauen und Männern sprechen, und spätestens dann wird man sehen, wenn man wirklich hinschaut bevor man öffentlich spricht, das Kreativität, Begabung, etc. geschlechtslos ist. Ein nach außen getragenes, überhöhtes Selbstwertgefühl aber meißtens nicht geschlechtslosen Ursprungs. Es braucht noch viele offene Briefe usw., die dann in die (Theater-)Gesellschaft wirken.
Castorf-Interview: Beißen
da beissen sie die empörten
wenn da einer ist
weil da noch einer ist
der denkt und spricht
ohne furcht
vor ihrer empörung

und jeder und jede die nicht genau so empört ist
voller wut und ekel
kann ja muss SCHLECHT sein

ewig gestrig
vielleicht sogar rechts
auf jeden fall verbannungswürdig

beissen treten
mit den fingern zeigend
weil man weder denkt
noch sagt

weil man ausser empörung
NICHTS zu sagen hat
Castorf-Interview: Nicht-Wissen
Die ehrliche Antwort ist: Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob Frauen in den letzten Jahrhunderten mehr Wegmarken der Kunstgeschichte beschritten hätten, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen anderen gewesen wären? Einfach vorauszusetzen, dass es auf jeden Fall mindestens soviel erfolgreiche Regisseurinnen geben muss wie Regisseure ist allerdings auch Ideologie, also die vorgefertigte Antwort auf eine Frage, die erst noch untersucht werden muss.
Castorf-Interview: Link-Tipp
https://www.nachdenkseiten.de/?p=44822
Castorf-Interview: merkwürdige Allianz
die Allianz von Feministen und Springer-Medien irritiert mich gegenwärtig.

Wie das wohl in Zukunft - welche - Gestalt annimmt?
Castorf-Interview: Neoliberalismus
die bösen Frauen, die nur jammern können, weil sie nicht nur laut Castorf sondern laut aller Männer im deutschsprachigen Theater nichts können, die werden keinen Erfolg haben, denn die erfolgreichen Frauen halten natürlich zu dem System, das ihnen die Konten fett macht. Oder hat schon mal jemand eine Anmerkung zu den Themen Sexismus oder #metoo von Frau Beier, Frau Henkel, Frau Frey oder Frau Bergmann gelesen? Natürlich nicht, denn im Neoliberalismus gilt: ich und mein Bankkonto, der Rest ist egal.
Castorf-Interview: wen kritisiert?
@27: ich verstehe ihren Kommentar nicht. Er könnte unterschiedlich oder falsch interpretiert werden. Kritisieren sie diese mächtigen Frauen nun oder kritisieren sie die Männer, die in diese Frauen hineinprojizieren, diese Frauen seien nur erfolgreich, weil sie das Machtstystem dieser Männer stützen um möglich viel zu verdienen? Entschuldigen sie, dass ich sie nicht verstehe. Geht aber evtl auch anderen so.
Castorf-Interview: Schwestern?
@Clarissa: Könnte das daran liegen, dass u.a. diese erfolgreichen Damen wissen, weil schmerzhaft erfahren haben, dass schlimmer als Männer mit ihnen nur die netten, aber erfolgloseren Schwestern umgehen können?
Castorf-Interview: der kommende Aufstand
at 27 Der Aufstand kommt immer von unten. Das zu Punkt 1. Und Punkt 2, Sie wissen scheinbar nicht, was Neoliberalismus ist.
Castorf-Interview: genau schauen
@27
Es empfiehlt sich, genauer zu recherchieren. Gerade von Anna Bergmann existieren diverse Äußerungen zum Themenkomplex.
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