Presseschau vom 31. Juli 2018 – Die Berliner Zeitungen diskutieren die Gleichstellungspolitik von Kulturstaatsministerin Monika Grütters

Fehlt das Engagement?

Fehlt das Engagement?

1. August 2018. Kulturstaatsministerin Monika Grütters habe sich in den letzten Jahren "stark der Frage der Frauen in Kultur und Medien angenommen" und viel Lob dafür geerntet, schreibt Petra Kohse in der Berliner Zeitung. Jetzt aber sei die Frage, wie ernst sie es mit diesem Engagement eigentlich in Wirklichkeit meine.

Studie

Was ist passiert? Im Jahr 2016 erschien eine von der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) geförderte Studie des Kulturrates zur Situation der Frauen in Kultur und Medien, die eine enorme Ungleichheit offenbarte. Zwischen Dezember 2016 und März 2017 formulierten Künstlerinnen sowie Verbandsvertreterinnen "aller Kunstbereiche detaillierte Lösungsvorschläge für die drängendsten Missstände ihrer jeweiligen Branchen". Als "institutionelle Antwort auf alle Fragen" habe die BKM 2017 beim Kulturrat "für drei Jahre eine 75 Prozent-Stelle ohne nennenswerte Sachmittel" eingerichtet. Ausstattung: 30 Stunden die Woche, "bis zu" 100.000 Euro im Jahr für Gehalt, Reise- und Druckkosten sowie ein Büro.

So engagiert sich aber nun die Referentin für Frauen in Kultur und Medien im Kulturrat der Sache widme, könne sie doch mit derart begrenzten Mitteln nicht allzuviel bewegen.

Parlamentarische Anfrage

Die Fraktion Die Linke im Bundestag haben nun bei Grütters konkret nachgefragt wie es um die Umsetzung der Forderungen des Runden Tisches der Frauen bestellt sei. Die Antworten seien ernüchternd. Simone Barrientos, die kulturpolitische Sprecherin der Linken, zeige sich über diese "uninformierten und leidenschaftslosen Antworten" entsetzt. Offensichtlich habe sich Monika Grütters mit der Einrichtung dieses Büros "von ihrer Verantwortung freigekauft".

Monika Grütters, so Petra Kohse, "ist nicht die Gleichstellungsbeauftragte des deutschen Kulturbetriebs" . Sie sei nicht für Soziales zuständig sei, habe auf steuerliche Fragen keinen Einfluss habe und der gesamte Bildungsbereich sowie ein großer Teil der kulturellen Angelegenheiten sei Ländersache. Doch wenn sich Grütters das Thema Gleichberechtigung und Förderung von Frauen in fetten Lettern auf die Fahne schreibe, um es "dann inhaltlich auszuhungern, schadet sie der Sache".

Sachliche Antworten

Im Berliner Tagesspiegel (online 31.7.2018, 18:21 Uhr) akzentuiert Christiane Peitz ihren Bericht anders. Die Antworten aus dem Hause Grütters auf die Anfrage der Linken seien "zunächst schlicht sachlich". Das von Grütters finanzierte Projektbüro beim Kulturrat werde im Herbst den ersten von vier Datenreporten zur sozialen und wirtschaftlichen Lage von Frauen in Kulturberufen vorlegen.

Den Antworten aus Grütters’ Behörde sei ferner zu entnehmen, "dass es bei den Jurys, die im Auftrag des Bundes Gelder, Preise und Stipendien vergeben – vom Büchner-Preis über die Villa Massimo bis zur Bundeskulturstiftung –, keinen Erdrutsch zugunsten von mehr Frauen in den Gremien gab." Allerdings seien auch zuvor schon in 37 Jurys mit 207 Mitgliedern 99 davon Frauen gewesen.

Von "ersten Umsetzungserfolgen" bei den sechs zentralen Forderungen des Runden Tisches spreche Grütters Behörde. "Neben der Gremien-Parität gehören dazu unter anderem kontinuierliche Datenerhebung und Mentoring. Die Verstetigung des Runden Tisches sei durch das Projektbüro realisiert." , Klar sei allerdings, "dass es bis zur Herstellung völliger Chancengleichheit in Kultur und Medien noch ein weiter Weg sei.

Mentoring

Das aktuelle Mentoring-Programm sehe die Vertreterin des Kulturrates, wo es angesiedelt ist, weniger kritisch als die Linke Barrientos. Im April sei die erste Runde mit 15 Verlegerinnen, Kulturmanagerinnen und Künstlerinnen als Berater*innen für junge Frauen mit bereits mehrjähriger Berufserfahrung angelaufen. Ein Anfang.

Arbeitsbedingungen

Dass allerdings auch Grütters Amt schlicht darauf verweise, dass "die Schaffung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen" in der Verantwortung von Arbeits- und Familien-Ministerium liege, findet Christiane Peitz zu wenig: "Engagement klingt anders. Noch letztes Jahr hatte Grütters durchaus dafür geworben, den nicht gerade familienverträglichen Berufsalltag von Musikern und Theaterschaffenden flexibler zu gestalten."

Gabriele Münter Preis

Auch zur Zukunft des Gabriele Münter Preises, des einzigen wünschte sich Peitz mehr als das schmallippige "Überlegungen dauern an" von Grütters. Auch hier werde wieder auf andere Zuständigkeiten, in diesem Fall das Familienministerium, verwiesen. "Warum zieht Grütters die Preisvergabe nicht an sich?"

(jnm)

 

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