Mehr Geld, mehr Mitarbeiter*innen

17. September 2018. Der deutsche Bühnenverein hat seine Theaterstatistik für die Spielzeit 2016/17 veröffentlicht. Deutlichste Tendenzen: Bei den öffentlich getragenen Theatern und Orchestern stiegen die Zuschüsse von rund 2,5 Milliarden Euro auf etwa 2,6 Milliarden Euro, eine Erhöhung um circa 3,7 Prozent, so die Pressemitteilung des Bühnenvereins. Die Anzahl der Vorstellungen hingegen sei im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent zurückgegangen, von 67.257 Vorstellungen vor Ort auf 65.794. Die Eigeneinnahmen der Theater und Orchester seien aber stabil geblieben.

Inklusive der öffentlich getragenen Theater, der Festspiele, der aufgeführten Privattheater und der selbstständigen Sinfonieorchester hätten 2016/2017 rund 35,5 Millionen Zuschauer*innen die Häuser besucht. Die Besucherzahlen der öffentlich getragenen Theater und Orchester einschließlich der Gastspiele seien insgesamt leicht gesunken, von rund 21 Millionen auf etwa 20,5 Millionen Zuschauer*innen. Die Oper verzeichne einen Rückgang um 2,2 Prozent, der Tanz um 3,3 Prozent, die Operette um 6,4 Prozent, das Musical um 6,3 Prozent, das Schauspiel um 2,9 Prozent, das Kinder- und Jugendtheater um 3,7 Prozent, im Bereich Konzert seien es nur um 1,6 Prozent.

Angebote, die zur Vermittlung von Inhalten und zum Dialog mit den Menschen einladen, hätten im Gegenzug mehr Zuschauer angezogen. Die Besucherzahlen der "sonstigen Veranstaltungen" (+ 7,9 Prozent) und des "theaternahen Rahmenprogramms" (Vermittlungsveranstaltungen, Stück-Einführungen und Podiumsdiskussionen) (+ 5,2 Prozent) seien erneut gestiegen "und korrelieren mit einem Anstieg der Veranstaltungszahlen im theaternahen Rahmenprogramm um 5,4 Prozent auf 15.303 (Vorjahr: 14.519)", so die Pressemitteilung des Bühnenvereins.

Die Zahl der fest angestellten Theatermitarbeiter*innen – befristet und unbefristet – sei wieder leicht gestiegen, von 39.505 auf 39.692. "Insgesamt sind 44.361 Personen (Vorjahr 44.237) fest in den Theatern und Orchestern angestellt, einschließlich der Musiker*innen der selbstständigen Orchester und Rundfunkorchester. Das künstlerisch-technische Personal (Technik, Werkstätten, Kostüm und Maske) stieg um immerhin 3,6 Prozent auf 13.140 Stellen." Auch die Zahl der nicht ständig beschäftigten Mitarbeiter*innen habe sich erneut erhöht, diesmal von 27.780 auf 31.703.

Die Theaterstatistik des deutschen Bühnenvereins beruht auf den Mitteilungen von insgesamt 140 Staatstheatern, Stadttheatern und Landesbühnen sowie 128 Orchestern (inklusive Theaterorchestern), 210 Privattheatern und 84 Festspielen über ihre Einnahmen und Ausgaben, Personalangaben, Besucherzahlen und Veranstaltungen in der Spielzeit 2016/17. Nicht alle existierenden Festspiele und Privattheater sind erfasst; auch die Zahlen der Rundfunkorchester liegen laut Bühnenverein "nur auszugsweise vor".

(Deutscher Bühnenverein / sd)

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Theaterstatistik: Vergleich mit Sport
Das bedeutet, dass Theater- und Konzertveranstaltungen mehr als drei Mal so viele Besucher haben wie Sportveranstaltungen. Wie ist das Verhältnis der Übertragung und Berichterstattung von Theater und Musik zur Präsentation von Sport in den Massenmedien?
Theaterstatistik: Pfeifen im dunklen Wald
Hallo Herr Rothschild, wie kommen Sie denn auf diese Zahlen? Die erste Fußball(!)-Bundesliga allein hat über 13 Mio. (Live-) Zuschauer pro Saison. Und es gibt nicht nur weitere Ligen, bis runter zum Fußball für die Allerkleinsten auf Lokal-Niveau, sondern auch weiteren Sport. Und wenn ich mir den Poker für Übertragungsrechte so ansehe, scheint man Sport auch ganz gut im TV sehen zu können, jedenfalls ist mein Eindruck nicht, daß vor allem deswegen sowenig Theater, Oper, etc. im TV zu sehen sei, weil die Theater so exorbitante Forderungen stellten.

Nein, dieses "wir sind doch relevant" ist reines Pfeifen im dunklen Wald, wobei für weitere Schlussfolgerungen müsste man die aktuelle Statistik ansehen, was ich nicht getan habe. Aber alleine die Zahlen, die hier genannt werden, müssen alarmieren: ein Rückgang der Besucherzahlen im (noch verhältnismäßig gut bezahlten) Kerngeschäft auf breiter Front, gleichzeitig eine Steigerung der für Kultur ausgegebenen Mittel um 3,7%. Halbwegs auf 2,nochwas % wird der Gesamtrückgang nur dadurch abgefangen, daß die sonstigen Veranstaltungen, etc. mitgezählt wird (was sicher richtig ist, weil es auch Aufwand ist, und gfs. sogar betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, weil da pro Ticket nur ein Bruchteil der Kosten einer Opernproduktion pro Ticket anfallen).
Theaterstatistik: Nebenveranstaltungen relevanter
#2: Aus dem was Sie aus den Zahlen folgern, wäre verallgemeinernd zu schließen, dass am Theater als solchem lediglich noch die Nebenveranstaltungen relevant seien: Podiums-Diskussionen, Belehrungen über rechtes (im Sinne von "richtigem") Sehen und Theaterverständnis sowie die eher kleinkunstformatigen Verantaltungen, die schnell zu absolvieren sind bei gleichzeitig garantiert erzeugtem Wohlfühleffekt, dass man als immerhin Theatergänger*in voll kulturvoll sei...
Die Frage wäre, ob die zusätzlich eingesetzten Mittel eher diese Nebenveranstaltungen, also zunehmende Theater-Nichtrelevanz, oder eher Dramatik undoder Inszenierungen als Kerngeschäft von Theater als solchem fördern. Warten wir also auf diese Statistik, die d i e s e Frage stellt. - Vermutlich bis zum Sanktnimmerleinstag...
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