Presseschau vom 26. September 2018 – Die Süddeutsche Zeitung über höchst gelungene Inszenierungen von Thomas Ostermeier und Peter Stein in Paris

"Einfach großartig"

"Einfach großartig"

26. September 2018. Peter Stein und Thomas Ostermeier inszenieren zum Saisonauftakt in der Pariser Theaterszene, und zwar mit Erfolg, schreibt Joseph Haniman in der Süddeutschen Zeitung. Ostermeier an der Comédie Française sogar großartig. 

Die Pariser Theaterszene sei ein abschüssiges Gelände, so Haniman. "Auf den Privatbühnen herrscht der Hang zur Starbesetzung in den Hauptrollen, die die Luft um sie dünn und das Ensemblespiel unmöglich macht. An der Comédie Française wiederum lauert ein explosives Gemisch aus alten Ritualen, Ungeduld und internem Dauerkrieg." Dennoch haben zwei Deutsche sich ausgerechnet an diese beiden Orte gewagt, "mit Erfolg". Peter Stein hat "Tartuffe" am verschnörkelten Théâtre de la Porte Saint-Martin inszeniert mit den beiden Kino-Granden Pierre Arditi und Jacques Weber und setze auf Männerfreundschaft.

Identitäten über Kreuz

Thomas Ostermeier lasse in seinem "Was ihr wollt" an der Comédie Française in einem kahlen Zimmerurwald die Verstellungen, Torheit und Narretei mehrfach übers Kreuz gespielen. Ein ständiges Laufen herrsche wie ein Stafettenlauf um die eigene Identität, als eile man ständig dem Versäumten hinter. "Das Hin und Her zwischen Ahnung und Zweifel bei der Liebesmüh blitzt in allen Nuancen auf." "Das Ergebnis ist großartig, gewiss eine der besten Arbeiten Ostermeiers."

Und Haniman schreibt weiter: "Warum nur hat man so lang gewartet, Ostermeier mit den subtil auf den Sprechgestus geschulten Schauspielern der Comédie Française arbeiten zu lassen? So effizient hat ihnen noch kaum einer das Deklamieren ausgetrieben."

(sik)

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