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18. Oktober 2018. Das Projekt "Migrantpolitan" auf Kampnagel Hamburg ist von der Initiative "The Power of The Arts" ausgezeichnet worden. Das teilt Kampnagel per Presseaussendung mit. "The Power of the Arts" ist eine Initiative der Philip Morris GmbH, für die eine Jury bestehend aus Hans-Jörg Clement (Konrad-Adenauer-Stiftung), Samy Deluxe (Rapper), Ralf Fücks (ehemaliger Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung und Autor), Kübra Gümüsay (Publizistin und Aktivistin), Erika Hoffmann (Sammlung Hoffmann), Lamya Kaddor (Autorin und Islamwissenschaftlerin), Diana Kinnert (Politikerin, Unternehmerin und Autorin) und Clemens Schick (Schauspieler) deutschlandweit vier Projekte gekürt hat. Die Preisträger, "die sich mittels der Kultur für eine offene Gesellschaft und ein 'neues Wir' engagieren", erhalten je 50.000 Euro.

Kampnagel Migrantpolitan Solicasino 560 AnjaBeutlerMan spielt "Solicasino" im Migrantpolitan auf Kampnagel  © Anja BeutlerMigrantpolitan ist hervorgegangen aus der "EcoFavela Lampedusa-Nord", einem Nachbau der "Roten Flora", wo 2014/15 Menschen, u.a. Geflüchtete, zusammen lebten und künstlerisch tätig waren. Die AfD Hamburg stellte im Dezember 2014 "wegen des Verdachts der Beihilfe zu Ausländerstraftaten" Strafanzeige gegen Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, die im August 2016 eingestellt wurden.

Das nun ausgezeichnete Nachfolgeprojekt Migrantpolitan ist laut Kampnagel "ein Labor und ein Treffpunkt, in dem neue Formate des Zusammenarbeitens und künstlerische Produktionen entwickelt werden". Der selbstverwaltete Veranstaltungsort biete geflüchteten Künstler*innen "einen Einstieg in Hamburgs Kreativszene und auch langfristige Berufsperspektiven". Mit dem "Power of The Arts"-Preisgeld solle dort 2019 die mehrteilige deutsch-arabische Soap RAMADRAM produziert werden "als ironisches Porträt einer jungen diasporischen Generation in Deutschland".

(Kampnagel / sd)

 

Kommentare  
Power of The Arts-Preis: whitewashing
Migrantpolitan und Kampnagel akzeptieren 50.000 € von einem Konzern, der wie wenig andere koloniale Strukturen stärkt? https://de.wikipedia.org/wiki/Philip_Morris_gegen_Uruguay
Ganz abgesehen davon, dass sie in Kasachstan Kinder arbeiten lassen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/spiegel-recherchen-philip-morris-profitiert-von-kinderarbeit-in-kasachstan-a-707119.html

Also ein Firma, die in weiter Interpretation ursprünglich für individuelle Fluchtursachen sein kann, schmückt sich mit der Auszeichnung geflohener Künstler*innen, die in einer dekorativen EcoFavela arbeiten dürfen. What?
Power of The Arts-Preis: so what
So genau will das doch niemand wissen. Das ist nur schlecht fürs gute Gefühl.
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