Kulturpolitisches Zeichen

27. November 2018. Der ungarische Regisseur Viktor Bodó erhält dieses Jahr den ITI-Preis. Das teilt das deutsche Zentrum des Internationalen Theater-Instituts mit. Am 28. November verleiht ITI-Präsident Joachim Lux den Preis im Theater Heidelberg an Bodó.

"Mit der Vergabe des ITI-Theaterpreises an Viktor Bodó möchte das Internationale Theaterinstitut ein kulturpolitisches Zeichen setzen. Denn so sehr wir uns über die Entwicklung einer transnationalen europäischen Kulturlandschaft auch freuen mögen, so kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie vielfach aus Not und als Fluchtbewegung entsteht. Denn Kultur wird in vielen europäischen Ländern marginalisiert – sei es aus ökonomischen oder politischen Gründen. Im Ergebnis sind insbesondere die deutschsprachigen Länder vielfach unfreiwilliger Fluchtpunkt für andernorts bedrohte Künstler. Viktor Bodó ist ein herausragender Regisseur, der in Ungarn kaum mehr Arbeitsmöglichkeiten hat", heißt es in der Begründung der Preisentscheidung.

Nach seinem Schauspiel- und Regiestudium war Bodó drei Jahre lang als Schauspieler am Krétakör Theater in Budapest tätig. Es folgten Regiearbeiten am Katona József Theater in Budapest. Gemeinsam mit dem Co-Autor András Vinnai entstand dort 2004 das Stück Gehacktundverschwunden, frei nach Kafkas "Prozess". Regiearbeiten führten Bodó u.a. ans Deutsche Theater Berlin und ans Schauspielhaus Graz, außerdem nach Mainz, Köln, Heidelberg, Basel und Zürich.

Für seine Grazer Inszenierung "Alice" nach Roland Schimmelpfennigs "Alice im Wunderland" erhielt er 2008 den Nestroy-Preis für die beste Ausstattung. Ebenfalls 2008 gründete Bodó seine eigene Theatertruppe "Szputnyik Shipping Company" in Budapest. 2010 wurde er mit seiner Grazer Handke-Adaption "Die Stunde da wir nichts voneinander wussten" zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Im März 2016 wurde er mit dem "XIII Europe Prize Theatrical Realities" ausgezeichnet.

Mit dem ITI-Preis, der seit 1985 jährlich vergeben wird, werden Persönlichkeiten gewürdigt, die im deutschsprachigen Theaterraum tätig und deren Leistungen "herausragend und von internationaler Ausstrahlung" sind. Seit 2017 ist der Preis mit 3000 Euro dotiert. Die Preisträger*innen der letzten Jahre sind Yael Ronen (2017), Milo Rau (2016) und Joachim Fiebach (2015).

(ITI / sd)

 

 

mehr meldungen

Kommentar schreiben