Wer mag schon Kriege?

von Anke Dürr

Hamburg, 1. Februar 2019. Die gute Nachricht heißt: Es gibt sie noch, die überzeugten Europäer (und Europäerinnen). Junge Menschen der Generation Erasmus, die den Kalten Krieg nur aus ihren Geschichtsbüchern kennen und in zwei, drei oder noch mehr Sprachen zu Hause sind. Zu acht stehen sie am Freitagabend auf der Nebenbühne des Hamburger Thalia Theaters, dem Thalia in der Gaußstraße, und reden über Krieg und Frieden, Grenzen und Freiheit, Vergangenheit und Gegenwart, Polizeigewalt und Ehen zu dritt. Die Frauen und Männer bilden das Ensemble von Falk Richters neuem Projekt "I am Europe", das im Rahmen der Lessingtage seine Deutschlandpremiere feierte.

Atemlose Materialsammlung

Die nicht ganz so gute Nachricht heißt: Das, was die acht über Europa zu erzählen haben, ist ein großes Durcheinander. Ein wüster Texthaufen, der die europäische Idee unter sich zu begraben droht. Das mag damit zu tun haben, dass Falk Richter, aktuell amtierender "Regisseur des Jahres", bereits 2014 erste Workshops zu dem Thema betreute, als der Blick auf Europa noch viel optimistischer war – und nun natürlich auch die Flüchtlingskrise, die immer stärker werdenden rechtspopulistischen Bewegungen und das drohende Auseinanderfallen der EU vorkommen müssen.

 I Am Europe 1 560 JeanLouisFernandez uLes gilets jaunes, c'est moi. Ou n'est pas? © Jean Louis Fernandez

Es beginnt mit einer atemlos vorgetragenen Materialsammlung zu Europa: "Angst vor dem Islam", "Kinder von Kolonialisten und Kolonialisierten", "Friedensmacht", aber auch "Festung". Von der Vergewaltigung Europas durch Zeus ist die Rede und von den vergewaltigten Frauen aus dem Jugoslawien-Krieg. Ein drängender elektronischer Rhythmus, der an eine Verfolgungsjagd aus einem Krimi erinnert, treibt die Darsteller an, bald beginnen Paare zu tanzen, sie stoßen sich voneinander ab und stürzen aufeinander zu. Auf mehreren halbtransparenten Leinwänden blitzen dazu Bilder auf, Europa-Karten, Grenzkontrollen, Frontex-Einsätze.

Tempo statt Tiefe

Die dominierende Bühnensprache ist Französisch, aber Falk Richters Ensemble (vier Männer, vier Frauen), das zunächst Alltagskleidung trägt, ist vorbildlich multinational, und so wird auch mal Deutsch, Englisch, Arabisch oder Italienisch gesprochen. Meist sind sie unterwegs auf dem grünen Turnhallenboden, mit dem die Bühne bedeckt ist, und hantieren mit quaderförmigen Kissen. Und als man darüber nachzudenken beginnt, ob das Balancieren auf diesen Kissen, das manchmal eine ganz schön wacklige Angelegenheit ist, nur Bewegungstherapie ist oder doch etwas zu bedeuten hat, sagt einer: "Das europäische Haus bebt gerade."

Schon stapeln sie die Kissen wieder anders, ein neuer Beat setzt ein, jemand schwenkt eine Fahne. Falk Richter und sein Team, zu dem wie schon häufig der Choreograf Nir de Volff gehört, scheinen dem Gehalt des Stückes nicht ganz zu trauen. Der Sound suggeriert eine Dringlichkeit, die den Worten oft fehlt. Durch Reizüberflutung kaschiert Richter, was an Gedankenschärfe fehlt. Tempo statt Tiefe.

Kontinent der individuellen Geschichten

Es gibt ein paar Ausnahmen, in denen der Abend zur Ruhe kommt: Da erzählt etwa die Belgierin Tatjana Pessoa von ihrer Verwandtschaft zum großen portugiesischen Dichter Fernando Pessoa. Und sie erzählt von ihrem Wunsch, eine Familie zu gründen mit ihrem Mitspieler und Ex-Freund Gabriel Da Costa, der sich als schwul geoutet hat, und dessen Lebensgefährten. Mag sein, dass ihre Probleme, für diese Familie einen offiziellen Status zu bekommen, gerade nicht die drängendsten Probleme in der EU sind, aber der Abend heißt schließlich "I am Europe", und dieses Europa besteht eben auch aus den individuellen Geschichten seiner Bürgerinnen und Bürger. Wobei man nie weiß, was nun Realität und was Fiktion ist bei diesen Lebensgeschichten – aber Theater darf das natürlich, es war hier ja kein Reporter am Werk.

 I Am Europe 5 560 JeanLouisFernandez uUnd ich rufe Deinen Namen... © Jean Louis Fernandez

Authentisch wirkt zumindest auch der Auftritt von Lana Baric, die, nachdem sie Plattitüden wie "I don’t like war" oder "War is not constructive" hinter sich gebracht hat, davon berichtet, wie sehr die Jugoslawienkriege ihr Leben und das ihrer Familie kaputtgemacht hat. Als Serben wurden sie, trotz kroatischen Nachnamens, von den eigenen Nachbarn angefeindet und überfallen. Wenn sie vom vereinten Jugoslawien erzählt, das für sie als Kind eine Selbstverständlichkeit war, hofft man, dass dies keine Metapher für Europa ist.

Gratismut für Pro-Europäer

So eindringlich diese Passage ist, so aufdringlich sind die gratismutigen, selbstironischen Nummern des Abends. Da singt etwa Baric in großer schulterfreier Robe zusammen mit zwei Kollegen ABBAs "Chiquitita" – als Dankeschön an die schwedischen Koproduzenten. Und das Ensemble macht sich über die eigene vorbildliche Diversität lustig, die natürlich bei jedem Förderantrag sehr hilfreich sei.

Und natürlich macht Mehdi Djaadi, Franzose mit algerischem Background, einen Punkt, wenn er fragt, wie viele Türken oder Araber im Publikum sitzen. Aber er liegt daneben, wenn er behauptet, die Frau in der ersten Reihe sei erschrocken, als er "Allahu akbar" rief. Denn im Publikum sitzen eben nur typische Theatergänger: aufgeschlossene, tolerante Pro-Europäer.

Solchen Leuten braucht man nichts von den bösen Kommentarschreibern im bösen Internet zu erzählen, wie es Falk Richter an diesem Abend tut, nichts von der bösen Macht des Geldes, und auch nichts von der bösen hochindustrialisierten Landwirtschaft in der EU (Glyphosat!), ein Thema, das "I am Europe" am Ende auch noch aufgreift: die Sorge um den Planeten, vorgetragen in spacigen Silberoveralls.

In seiner Mischung aus Selbstgefälligkeit, Unentschiedenheit und Hysterie ist "I am Europe" dann doch eine ganz treffende Zustandsbeschreibung Europas. Aber kann das wirklich die Intention gewesen sein?

 

I am Europe


Text & Regie: Falk Richter, Choreografie: Nir de Volff, Bühne & Kostüm: Katrin Hoffmann, Musik: Matthias Grübel, Video: Aliocha Van der Avoort, Licht: Philippe Berthomé, Dramaturgie: Nils Haarmann.

Mit: Lana Baric, Charline Ben Larbi, Gabriel Da Costa, Mehdi Djaadi, Khadija El Kharraz Alami, Douglas Grauwels, Piersten Leirom, Tatjana Pessoa.
Eine Produktion des Théâtre National de Strasbourg in Kooperation mit: Odéon Théâtre de l’Europe Paris, Thalia Theater Hamburg, Théâtre de Liège, HNK – Croatian National Theatre Zagreb, Comédie de Genève, NNT – Theatre Company Groningen, Dramaten – The Royal Dramatic Theatre of Sweden, Emiglia Romagna Teatro Fondazione Modena.
Deutschlandpremiere: 1. Februar 2019

Dauer: 2 Stunden, keine Pause

www.thalia-theater.de

 

Kritikenrundschau

Nach eindreiviertel Stunden war der Abend für Marcus Behrens eigentlich zu Ende – "und was folgte waren zwei weitere Szenen, die plötzlich mit der Thematik und dem wirklich schlüssigen Gesamtbild brachen", so Behrens auf Radio Bremen (2.2.2019). "Diese letzte Viertelstunde hat sich mir nicht erschlossen. Bis dahin war es ein perfekt konzipierter Abend." Insgesamt bleibt sein Urteil: "Auch dieses Werk von Falk Richter überzeugt und begeistert!"

Falk Richters "I Am Europe" sei Agit-Prop, Politikkabarett, Europa-Diskussion und Bekenntnistheater in einem, so Eberhard Spreng anlässlich der Premiere in Straßburg im DLF (17.1.2019). "Es will das ganz Persönliche, ja Private seiner Performer mit den ganz großen Schicksalsfragen des Kontinents in Beziehung setzen." Die Arbeit "ist neben kurzen elegischen Passagen vor allem eins: Eine auf Komik abzielende Abrechnung mit den denkfaulen Klischees, den Kulturtechniken der Vereinfachung, dem modischen Trend zum Hate-Speech". "Alles schick also? Ungetrübtes Polit-Entertainment im Theaterdenkraum? Nicht ganz, denn Falk Richters Theater, es kann nur zeigen, was sich mit Macht an die Rampe drängt, was toll performt. Für die Ratlosigkeit, für die Erschöpfung und Traurigkeit auf diesem Kontinent findet 'I Am Europe' nur wenige Worte und Bilder."

Ein "trotziges Projekt der Gemeinschaftsbildung" erlebte Till Brigleb, wie er in der Süddeutschen Zeitung (6.2.2019). In der Vielzahl ähnlicher politischer Projekte des Gegenwartstheaters, die über ihr starkes Anliegen hinaus kaum künstlerischen Mehrwert entfalten, sei "I am Europe" eines der besseren. "Die aus Geschichten der Schauspieler und Richters Texten zur Weltlage geschaffene Collage formuliert ihre Dringlichkeit erstaunlich kitsch- und klischeefrei." Bis auf den Schluss mit seinem "klischeehaften Pessimismusgesang über das Sterben der Bienen und Menschen im Europa der wirtschaftlichen Gier und der politischen Komplizenschaft".

 

 

Kommentare  
I am Europe, Thalia HH: Zustandsbeschreibung
Im Rahmen der Lessingtage hatte Falk Richters Produktion „I am Europe“ gestern in der Gaußstr. Deutschlandpremiere. Eine Zustandsbeschreibung Europas. Temporeich, oberflächlich wie unsere Zeit. Überbordende Informationsfluten, die Themen anreißen ohne sie intensiver zu betrachten. Kurznachrichten die uns überfluten, ohne dass wir Inhalte überprüfen oder hinterfragen können. Wir im Informationsirrgarten unserer multimedialen Welt, hilflos und verloren. Ein gelungenes Abbild unserer Realität mit theatralen Mitteln. Europa leidet an seiner kapitalistischen, ausbeuterischen Vergangenheit und der Irrsinn geht weiter, Maximierung des Gewinns und Leben auf Kosten anderer. In dieser desillusionierenden Realität finden sich individuelle Geschichten von Menschen, die zum Teil noch Hoffnung auf Zukunft für Europa haben. Idealisten oder entschlossene Kämpfer? Doch dann wird das Publikum einbezogen. Frage: Sind Türken oder Araber im Publikum? Keine Antwort - also NEIN. Nur Bildungsbürger im Theater, die diese Realität kennen und doch ihr privilegiertes Leben fortsetzen. Europa ein Atavismus ohne Zukunft? Reicht individuelles Engagement oder sind nicht Massen gefordert für eine gerechtere Welt zu kämpfen. Gewinnsucht zerstört mittlerweile unsere Lebensgrundlage, unseren Planeten und wir schauen wie hypnotisiert zu. Werden wir wach werden und unseren Planeten noch retten für folgende Generationen? Diese Frage sollten wir uns nicht nur stellen, sondern für eine Antwort kämpfen!
I am Europe, Hamburg: Immer die gleiche Kritik...
Die Kritikerin überrascht mich. Sie ist nicht nur eine angebliche Kennerin und Versteherin von Dramaturgie - sie scheint auch paranormale Kräfte zu besitzen, denn sie behauptet ganz selbstbewusst: "...denn im Publikum sitzen eben nur typische Theatergänger: aufgeschlossene, tolerante Pro-Europäer." Spannend - woher nimmt sie diese Selbstsicherheit, wenn sie eine solche Behauptung in den Raum wirft? Hat sie alle Theaterbesucher*innen am Ende des Stücks selbst befragt? Oder ist Hamburg solch ein Dorf, dass sich "untereinander" alle kennen? Diese These, dass alle Theaterbesucher*innen per se links und aufgeschlossen und tolerant und weltoffen sein sollen, ist meiner Meinung nach ein großes Märchen. Und Hand aufs Herz: Wenn jemand in der Bahn, sagen wir auf der Rückfahrt von der Gaussstraße, plötzlich laut "Allahu akbar" rufen würde, würden all diese angeblichen toleranten Pro-Europäer applaudieren, weil sie so "aufgeschlossen" sind, wie die Kritikerin behauptet? Oder wäre aufgeschlossen hier allerhöchstens die Tür der Bahn, die man an der nächsten Haltestelle fluchtartig verlassen würde? Wir sollten aufhören Theaterbesucher*innen heilig zu sprechen - und ihnen zugestehen, dass auch sie nach einem solchen Abend nach Hause gehen und sich mit sich und ihren eigenen Vorurteilen kritisch auseinandersetzen. Und noch was... Frau Dürr beschreibt auch die Szene des schwulen Paares und behauptet nach einem solchen Abend dann tatsächlich auch noch das hier: "Mag sein, dass ihre Probleme, für diese Familie einen offiziellen Status zu bekommen, gerade nicht die drängendsten Probleme in der EU sind..." (...) Vielleicht sollte die Kritikerin den Block und den Stift mal Zuhause lassen und heute oder morgen nochmal ins Thalia gehen. Sie könnte vielleicht noch das Eine oder Andere für ihr Leben lernen!
I am Europe, Hamburg: Frage
@1
Wer ist "wir"?
Paul Tostorf
I am Europe, Hamburg: Antwort
#3
Diese Frage sollte sich jeder selbst beantworten.
Meiner Meinung nach ist jeder aufgefordert für den Erhalt des Planeten zu kämpfen.
Reiner Schmedemann
I am Europe, Hamburg: atemlos
Acht Performer*innen halten einem zerrissenen Kontinent den Spiegel vor. In einem Mix aus autobiographischen Schnipseln und den von Nir de Volff gewohnt präzise choreographierten Zuckungen der Tänzer*innen schreibt Falk Richter in einer paneuropäischen Koproduktion seine Schaubühnen-Arbeiten fort.

Dem Abend, der nach der Uraufführung am Théâtre National de Strasbourg seine Deutschland-Premiere zum Abschluss der Lessingtage auf der Thalia-Studiobühne in der Altonaer Gaußstraße feierte, ist noch deutlich anzumerken, dass er in Workshops entwickelt wurde. „I am Europe“ ist eine anregende Skizze mit einer Fülle an biographischem Material, kleinen Geschichten und zu vielen Themen, die aber eher noch Sto eine Stoffsammlung ist als ein bereits fertiger Tanz-Theater-Abend. Symptomatisch steht dafür, dass „I am Europe“ am Ende sehr unvermittelt auch noch die Themen Glyphosat und ökologische Wende in der Landwirtschaft aufgreift, damit noch weiter ausfranst und sehr abrupt endet.

Neben dem Oberthema des zerrissenen Kontinents trieben Falk Richter und sein Team im Stückentwicklungsprozess vor allem folgende Fragen um:

Wie sollen wir mit dem Phänomen der „Gelbwesten“ umgehen?

Wie können Theater-Inszenierungen die Diversität der Gesellschaft besser abbilden? In einer zur Karikatur überspitzten Szene, die mehrfach in den Spielfluss hineingeschnitten wird, bekniet Douglas Grauwels seine Kollegin Khadija El Kharraz Alami, dass sie ihren Namen pro forma für den Förderantrag hergeben soll. Als lesbische, marokkanisch-stämmige, islamische Künstlerin erfülle sie gleich drei Quoten und lasse damit das Herz jeder Kulturbürokratie-Auswahlkommission höher schlagen, hofft der heterosexuelle, weiße Mann Douglas Grauwels, der seinen Antrag für eine Performance zu alternativen Währungssystemen zum Euro aufpimpen möchte.

Ein weiterer Strang dieses thematisch überbordenden Abends ist die Suche nach Modellen jenseits der traditionellen Familie. Tatjana Pessoa und Gabriel Da Costa erzählen von ihrer Beziehung zu dritt. Wie sie schon in Falk Richters „Città del Vaticano“ berichteten, das 2016 am Wiener Schauspielhaus Premiere hatte, leben sie mit einem Mann in einer Patchwork-Konstellation zusammen und erziehen gemeinsam ein Kind. Für Falk Richters Lieblings-Gegnerin Beatrix von Storch, die diesmal im Gegensatz zu „Fear“ nicht namentlich genannt wird, ist die „Ehe zu dritt“, die Pessoa und Da Costa in einem Appell an den belgischen König propagieren, sicher eine Horrorvorstellung.

Selbstverständlich ist auch die Migrationspolitik immer wieder präsent. Diese Flut an spannenden und wichtigen Themen wird in den kurzen zwei Stunden so atemlos angerisssen, dass zu hoffen bleibt, dass auf den zahlreichen weiteren Koproduktions-Stationen noch die Zeit zum Feinschliff an „I am Europe“ bleibt und die Inszenierung noch mehr inhaltliche Schärfe bekommt.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2019/02/03/i-am-europe-falk-richter-kritik/
I am Europe, Hamburg: wer denn?
Warum dieser Titel? Na, wer bist denn du? Ich bin Europa. Ah ja, ist klar. Oder vielleicht doch lieber: Ich bin ich. Denn ich kenne wirklich niemanden, der auf die Frage, wer er sei, mit "Europa" antworten würde. Weder Kind noch Erwachsenen.
I am Europe, Hamburg: Projektion
Der ironische Tonfall der Kritikerin, wenn sie sich so ein bisschen lustig darüber machen will, dass hier ein diverses internationales Ensemble auf der Bühne steht, das sich über Europa und persönliche Migrationserfahrungen, über Klassenzugehörigkeit, Fragen von Identität, Race und Gender auseinandersetzt, nervt schon sehr beim Lesen. Was soll das? Ich kann an dem Anliegen nichts lächerliches erkennen. Und dass sie die Familiengründungen von nicht rein heterosexuellen Menschen als irrelevantes Randthema abtun will, sagt schon einiges über ihre Haltung aus. Ein Europa, das den Belangen von gesellschaftlichen Randgruppen die Relevanz abspricht, wünsche ich mir jedenfalls nicht. Dass Frau Dürr schreibt, alle Theaterzuschauer würden das gleiche denken, und hätten alle dieselbe Haltung, ist nichts weiter als ihre persönliche Projektion. Sie schreibt hier: "Denn im Publikum sitzen eben nur typische Theatergänger: aufgeschlossene, tolerante Pro-Europäer.
Solchen Leuten braucht man nichts von den bösen Kommentarschreibern im bösen Internet zu erzählen, wie es Falk Richter an diesem Abend tut, nichts von der bösen Macht des Geldes, und auch nichts von der bösen hochindustrialisierten Landwirtschaft in der EU (Glyphosat!)," zunächst einmal ist es ein Mythos, dass Theatergänger zu 100% "aufgeschlossene, tolerante Pro-Europäer" seien. Und die wieder ständig ironische Verwendung des Begriffs "böse" will ja anzeigen, dass die Kritikerin auch diese Themen für nicht ernstzunehmend hält: Die hochindustrialisierte Landwirtschaft und die Zerstörung der Natur und des Klimas sind aber sehr ernst zu nehmende Themen. Darüber müssen wir in den nächsten Jahren noch sehr viel mehr reden.
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