Drohkulisse?

3. April 2019. Die Krise am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin spitzt sich weiter zu. In dem inzwischen dritten Offenen Brief (Näheres zu den vorhergehenden Briefen) protestieren der Orchestervorstand der Mecklenburgischen Staatskapelle, des größten Einzelensembles am Haus, und die Sprecher des Schauspielensembles gegen "alle Versuche seitens der Theaterleitung, die Probleme auf einen persönlichen Konflikt des Schauspielkollegen Martin Neuhaus mit dem Generalintendanten zu reduzieren und ihn persönlich dafür verantwortlich zu machen". Einzelne Mitarbeiter des Staatstheaters
als "Querulanten" zu markieren, schaffe "Einschüchterung" und ein "Klima der Angst". Offenbar liefen alle angekündigten "Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas ins Leere".

Nach dem letzten Offenen Brief, der indirekt die Nicht-Verlängerung des Intendanten Lars Tietje gefordert hatte, war, laut einem Bericht (online 26.3.2019, 20:31 Uhr) der Schweriner Volkszeitung (SVZ), der Ensemble-Sprecher des Schauspiels Martin Neuhaus zu einem Personalgespräch in die Intendanz bestellt und befragt worden. Neuhaus sprach danach laut SVZ von "Drohkulisse", "persönlichem Einschüchterungsversuch" und dem Versuch, ihm einen "Maulkorb" zu verpassen. Generalintendant Lars Tietje verwahrte sich seinerseits gegen die Darstellung, die Zuschauerzahlen des Theaters seien in seiner Amtszeit eingebrochen. Ansonsten weigerte er sich das Gespräch mit Neuhaus zu kommentieren.

(Schweriner Volkszeitung / jnm)


Lesen Sie zu den Vorgängen in Schwerin den Hintergrundbericht: Ein Stadttheater zwischen Geld und Kunst – Georg Kasch über die Anatomie des Schweriner Theaterkrachs.

 

Kommentare  
Krach in Schwerin: Solidaritätsruf
Liebe Kollegen,
Lasst euch nicht entmutigen.
Ihr seid die Gesichter des Theaters.
Geht weiter mutig voran und zeigt das der Schauspieler kein dressierter Affe ist.
Krach in Schwerin: Abrissbirne
In dem Moment, in dem ein Ensembelsprecher einen Intendanten als „Abrissbirne“ (https://www.ndr.de/kultur/Theater-Streit-in-Schwerin-geht-weiter,theaterschwerin172.html) bezeichnet, hat er jede seriöse Legitimaion verloren.
Krach in Schwerin: Klima der Angst
“Ein Klima der Angst” wird doch vor allem durch diese ständigen öffentlichen Briefe und Pressemitteilungen erzeugt.
Krach in Schwerin: Mediator nötig
Hier werden sehr verschiedene Positionen mit Machtanspruch und Machtgebaren ausgelebt. Der Erfolg eines Theaters drückt sich aus in seinem inhaltlich-künstlerischen Programm. Sich auf ein solches zu verständigen ist m.E. die erste Aufgabe des Intendanten mit den künstlerischen Leitern und der kaufmännischen Führung am Hause. Kooperation und Kommunikation sind die angesagten Instrumentarien der Stunde. Ein respektvolles und zugleich intensives Ringen um Interessenausgleich der Beteiligten ist da tägliches, manchmal hartes Brot. Unter den herausfordernden finanziellen Anforderungen der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ist das anspruchsvoll genug. Öffentlich ausgetragene Machtkämpfe beschädigen immer eine oder gar beide Seiten. Dafür gibt es genug Beispiele. Ein Ende mit Schrecken wäre nur abzuwenden durch die Bereitschaft beider Seiten zu lernen. Und ohne einen wirklich guten Mediator in diesem Lernprozess sehe ich für die derzeit am Konflikt Beteiligten am Schweriner Theater keine Chance - irgendwann sind die gegenseitigen Verletzungen einfach zu groß. Schade - für die beteiligten Menschen und das Theater mit seinem Publikum.
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