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Preise des Heidelberger Stückemarkts vergeben
Melancholische Flussfahrt
Heidelberg, 6. Mai 2019. Die österreichische Autorin Teresa Dopler erhält den mit 10.000 Euro dotierten Autor*innenpreis des 36. Heidelberger Stückemarkts für ihr Stück "Das weiße Dorf", das entschied die fünfköpfige Jury zum Abschluss des Festivals (hier geht es zum Autoren- und Stückporträt auf dem Festivalportal von nachtkritik.de). In der Begründung heißt es, dass "Das weiße Dorf" einem kompromisslosen Minimalismus folge, "eine Frau, ein Mann, ein Schauplatz: Alle Szenen spielen an der Reling eines Kreuzfahrtschiffes auf dem Amazonas. Die Dialoge sind knapp. Ihre derzeitigen Beziehungen präsentieren sie einander wie ein Portfolio." Und: "Über diesen Emotions-Zombies im Turbokapitalismus schwebt auch die Melancholie von Tschechow-Figuren, die spüren, dass ihnen die Kraft fehlt, aus der eigenen Lebenslüge herauszufinden", so Juror Andreas Jüttner in seiner Laudatio.
Des Weiteren geht der mit 5.000 Euro dotierte Internationale Autor*innenpreis an Ömer Kaçar, Autor aus dem diesjährigen Gastland Türkei, für "Der Gast" ("Misafir"). Kaçar konnte auch die Gunst des Publikums auf sich ziehen und erhielt den mit 2.500 Euro dotierten Publikumspreis.
Der mit 6.000 Euro dotierte Jugendstückepreis geht an Kristo Šagors "Iason", das in der Inszenierung von Jörg Wesemüller für das Staatstheater Braunschweig beim Stückemarkt nominiert war.
Mit dem Nachspielpreis geehrt wurde "Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt" von Miroslava Svolikova, inszeniert am Hessischen Landestheater Marburg von Eva Lange.
Die Jury bestand in diesem Jahr aus der Regisseurin Brit Bartkowiak, dem Dramatiker Stefan Hornbach, dem Kulturredakteur Andreas Jüttner, der Lektorin und Dramaturgin Maja Zade und Jürgen Popig, Leitender Heidelberger Schauspieldramaturg und Künstlerischer Leiter des Heidelberger Stückemarkts.
Bekannt gegeben wurde zum Abschluss des Festivals für zeitgenössische Dramatik bereits auch der Gastlandschwerpunkt des Stückemarkts 2020, der Litauen sein wird.
(sik)
Mehr über den 36. Heidelberger Stückemarkt auf der Festivalwebsite von nachtkritik.de: Kristo Šagors "Iason" hat Georg Kasch in Heidelberg gesehen, mehr auch über Ömer Kaçars "Der Gast" und die anderen türkischen Stücke, und Michael Wolf sah eine großartige Nachspiel-Inszenierung von "Diese Mauer fasst sich selbst zusammen..."
Mehr Kommentare zu den Preisen: von Sophie Diesselhorst über die Vergabe des Autor*innenpreises, von Michael Wolf über den internationalen Preis, den Nachspiel- und Jugendstückepreis.
Presseschau
"'Das weiße Dorf' ist ein unterkühlter Dialog mitteleuropäischer Selbstoptimierer", so Jürgen Berger in der Süddeutschen Zeitung (8.5.2019). "Eine Frau und ein Mann treffen sich während einer Amazonas-Kreuzfahrt wieder, aber auch im Regenwald ist es wie damals in Mitteleuropa: Sie reden aneinander vorbei wie in einem Chatraum." Doplers Wohlstandselegie wird nächstes Jahr zur Eröffnung des Stückemarktes uraufgeführt. Ömer Kaçars absurder Türkei-Parabel "Der Gast" wünsche man die deutschsprachige Erstaufführung, "die im Fall von 'I love you Turkey' bereits vorgesehen ist: Anfang nächster Spielzeit am Staatstheater Nürnberg."
"Am Ende gewinnt den Publikumspreis dann Ömer Kaçar für sein Stück 'Der Gast' ('Misafir'). Aber viel wichtiger als diese Entscheidung, sagen die türkischen Theaterleute, sei es doch, gezeigt zu haben, dassdie Bühne noch immer der Ort der Freiheit sei", schreibt Elena Witzeck in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (7.5.2019). Die Gastland-Inszenierungen wie die türkische Satire "Meçhul Paşa" funktionieren auch in Heidelberg. "Am türkischen Theater wird gerade viel mit Allegorien gearbeitet, Stoff genug bietet die Theaterlandschaft."
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