Böse Buben machen Rums

von Dorothea Marcus

Recklinghausen, 10. März 2019. Da stehen sie, aus dem Buch gesprungen, auf der Bühne, die bösen Buben, Kinderbuch-Ikonen und Erfinder fröhlichster Grausamkeiten. Auf ewig eingebrannt haben sich die gebackenen, gehäckselten Helden im duftenden Brezelteig, die geklauten Brathühnchen der Bolte und die krabbelnden Käfer im Nachtschlaf des Onkel Fritz. Der robuste Max (Stefanie Reinsperger) mit Topffrisur lacht gröhlend, Moritz (Annika Meier) mit rothaarig abstehender Strähne springt nervös herum. Wer hier wen anstiftet, ist nie klar, eher ist es ein absurder Wettbewerb, und eine psychologische Charakterstudie ist jenes groteske Splatter-Werk ja auch ganz und gar nicht, das 1865 mit einer Startauflage von 4000 Exemplaren erschien – und bald, Wilhelm Busch lebte noch, die 430 000 riss, dank der eingängigen Verse, von denen nicht wenige zu geflügelten Worten geworden sind.

Wilhelm-Busch-Clowns

Deshalb wohl kommen die eingängig virtuosen Verse bei Antú Romero Nunes, dem Meister der stummen Clownsnummer, zunächst auch gar nicht vor – nur romanisch klingendes Fantasie-Kauderwelsch erklingt aus den Max-und Moritz-Mündern, während jeder Schritt quietscht oder raschelt (Musik: Carolina Bigge mit Schlagzeug und Zeitungspapier von der Seite). Nur manchmal kann man ein paar "MeToos" verstehen, wenn sie beim Genitalvergleich erst Zeigefinger, dann Unterarme aus den Hochwasserhosen strecken und schließlich mit ungeheuren, entsexualisierten Längenmaßen imaginäre Lassi schwingen oder ganze Vorhänge heraufkurbeln. Dahinter kommen dann die Protagonisten zum Vorschein: Witwe Bolte, Lehrer Lämpel, Meister Bäcker, Schneider Böck. Victoria Behr, sonst Stammkostümbilderin von Herbert Fritsch, hat das Kunststück vollbracht, gleichzeitig die Busch-Zeichnungen exakt nachzubilden, die ja eigentlich nur aus wenigen Strichen bestehen, und ihnen clowneskes Eigenleben zu verleihen. Als rhythmisches A-Capella-Beatbox-Konzert geben sie erstmal jene Lautmalereien zum Besten, von denen es bei Busch nur so wimmelt: Rums, Schwapp, Ruff, Kracks, Schnupdiwup. 

MaxundMoritz1 560 JR BerlinerEnsemble uMax und Moritz: Stefanie Reinsperger und Annika Meier © JR Berliner Ensemble

Eine gute halbe Stunde vergeht, ehe ein treuherzig-bigotter Sascha Nathan als wohlbeschürzte Witwe Bolte endlich die ersten Reime spricht. Nunes inszeniert fast jeden der sieben Streiche in anderem Stil: Die ersten beiden Szenen sind als überexakt nachgebildete Tableaux vivants hinter großen Holzrahmen, Instagram-Selfies des 19. Jahrhunderts, nach dem Klick wird das nächste Bild vorbereitet, Nathan treibt, manchmal etwas zu penetrant aus der Rolle fallend, ständig zur Aufbau-Eile. Aufgeregt gackernd laufen und tanzen riesige Hühner hindurch, stolziert breitbeinig mansplainend ein schwarzer Hahn hinterher, nimmt nebenbei rüttelnd ein Huhn von hinten und schüttelt leutselig der Bolte-Chefin die Hand – das ist schon sehr lustig, auch als mit riesiger Windmaschine Plastiktüten und Hühnerfedern ins schick gekleidete Premierenpublikum geblasen werden.

Bevor es dann dem Schneider Böck (Tilo Nest) an den Kragen geht, spricht er in einem großen redundanten Monolog über Kunst, die in den Rahmen passt und Stoff, der nur Material ist – also die Sekundärliteratur über sich selbst gleich mit. Sein Absturz in den Bach wird dann mit zwei Schüsseln Wasser erledigt. Nachdem ihn seine Ehefrau treu wieder warmgebügelt, werden am Schluss auf dem Bügeleisen-Handy noch Porno-Videos geguckt, ist ja schließlich ein Kinderbuch für Erwachsene. Der Streich am Lehrer Lämpel ist dann ein Stück im Stück, flugs werden Rahmen und Vorhang herangefahren, Reminiszenz an das nicht totzukriegende Werk, dessen Anarchie nicht recht zur braven, kläglich leiernden Schüler-Aufführungs-Imitation von Reinsperger und Meier passen will, die dann aber in ein Punkrock-Konzert kippt.

Gruseliger Selbstzweck

Idee reiht sich an Idee, Nummer an Nummer, an nichts ist gespart. Eine opulente Materialschlacht liefert Nunes ab mit dem vermutlich üppigen Koproduktions-Budget: fantasievoll, bunt, lustig – aber wäre das nicht auch mit weniger Theater-Klimbim auch zu erzählen gewesen? Schon schön, wie das Publikum mit den eigenen Handy-Taschenlampen die Glühwürmchen spielt, die später als Maikäfer am Onkel Fritz herumkrabbeln. Wie nur rote Punkte im Bühnenraum leuchten. Wie die beiden Übeltäter schließlich mit Bonbons in die Falle gelockt werden, in den Teig fallen und sich final der Ofen erhitzt. Hinten grinst rot angeleuchtet ein geraffter Vorhang, als sei's das himmlische Strafgericht. Dass es das nicht gibt, daran lässt der Abend keinen Zweifel, er ist ganz schlichter, unterhaltsamer, manchmal ins Gruselige kippender Selbstzweck. Am Ende sind alle Menschen gleich mies, stehen die Dorfbewohner den bösen Buben in nichts nach, wenn sie die beiden gehässig zu Tode grillen und als Konfetti auf die Zuschauer niederregnen lassen.

MaxundMoritz2 560 JR BerlinerEnsemble uAlle gleich böse: Tilo Nest, Stefanie Reinsperger, Sascha Nathan, Annika Meier, Constanze Becker © JR Berliner Ensemble

Eine böse Gaudi, die in ihrer Feier des Anarchischen immer wieder an den Meister der großen Nichts, Herbert Fritsch erinnert, nur in etwas chaotischer. Von aktueller Gesellschaftskritik keine Spur, gemeint fühlt man sich eigentlich nie. Und auch wenn man noch so blendend unterhalten wird: So richtig viel zu sagen hat der Abend mit seinem virtuosen Star-Ensemble am Ende nicht.

Max und Moritz
Eine Bösebubengeschichte für Erwachsene
nach Wilhelm Busch
Regie: Antú Romero Nunes, Bühne: Matthias Koch, Kostüme: Victoria Behr, Musik: Johannes Hofmann, Carolina Bigge, Dramaturgie: Sabrina Zwach.
Mit: Constanze Becker, Annika Meier, Sascha Nathan, Tilo Nest, Stefanie Reinsperger.
Premiere am 10. Mai 2019
Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

Eine Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen mit dem Berliner Ensemble
www.ruhrfestspiele.de
www.berliner-ensemble.de

 

Kritikenrundschau

"Die Momente, in denen sich bei Nunes die Ebenen vermischen, sind die besten", findet Anke Dürr auf Spiegel Online (11.5.2019). Als Zuschauerin sähe man nicht Frauen oder Männer, sondern Menschen, die in ein Korsett gezwängt werden sollen und daran krepieren. "Bis dahin aber haben sie sich jede Menge Sympathie erspielt."

"Mit viel Phantasie und Konfettigestöber lässt  Antú Romero Nunes den ersten deutschen Comic-Strip über die Bühne rattern, knallen und schrillen", so Jens Dirksen in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (13.5.2019). Die Inszenierung stecke voller Gags. Am Ende gebe er für einen kurzen Augenblick einen dicken Brocken zu verdauen, als er die "gnadenlos auf Homogenität, auf Reinungung vom Anderssein" bedachte Gesellschaft zu Ende denke.

"Es lebe die Freiheit der Kunst und ihr rein unterhaltsamer Selbstzweck!", jubelt Tina Brambrink in der Recklinghäuser Zeitung (13.5.2019). Am Ende seien alle Figuren in diesem grotesken Typenkabarett gleich böse. "Aber der Regisseur bleibt bewusst der Entertainer und will kein Psychoanalytiker in den Untiefen der Seele sein."

"Bei der durchaus originellen Adaption der Geschichte durch den Regisseur Antú Romero Nunes liegt der Fokus zunächst auf der Ikonografie. Dank der Kostüme und Masken von Victoria Behr (...) sind die Gestalten ihren von Busch gezeichneten Vorbildern wie aus dem Gesicht geschnitten", schreibt Martin Krumbholz in der Süddeutschen Zeitung (17.5.2019). "Die Besetzung ist insgesamt so fein wie klein; und doch fragt man sich am Schluss, nachdem man mit Onkel Fritz kräftig geniest und ein paarmal amüsiert gekichert hat, ob das anarchische Moment der Geschichte nicht doch zu kurz kommt – ob so ein 'Max und Moritz'-Abend für Erwachsene nicht doch einen schärferen politischen Zuschnitt bräuchte."

 

Kommentare  
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: laut und chaotisch
Voller Vorfreude ging es zur Premiere von Max und Moritz.Was ich da zu sehen bzw. zu hören bekam...Grauenhaft!! Alles war viel zu laut ,chaotisch wirkend und das ganze Drumherum hatte wenig bis gar nichts mit Wilhelm Buschs Max und Moritz zu tun.Hätte man im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht, dass es sich hier eher um eine improviesierte und sehr laute Vorstellung handelt, hätte ich mir das gespart! Mein Fazit ist...wer es gerne laut und chaotisch mag, wird sicher auf seine Kosten kommen.Wer allerdings eine Theaterdarbietung als solches erwartet, wird schwer entäuscht sein!
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: Selbstzweck
Eine Frage: Wieso reicht eigentlich immer nur bei Herbert Fritsch der reine Selbstzweck und Unterhaltung?? Bei allen andern wird immer der tiefere Sinn, Gesellschaftskritik, Aktualitätsbezug usw. gefordert.
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: macht Theater klein
frau marcus impliziert, dass theater gesellschaftskritisch sein muss. was aber, wenn theater als kunst verstanden wird. muss kunst immer gesellschaftskritisch sein? diese reduzierung des theaters, macht theater klein.
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: Unverständnis
Alles, was auf einer deutschen Bühne witzig oder clownesk ist, heißt jetzt Fritsch. Das verstehe ich nicht! Fritsch macht streng formale, choreografierte Kunstabende. Nunes ist dagegen klamaukig, setzt auf anarchische Ungenauigkeit, versieht die Inszenierungen mit Popreferenzen und ist gesamt gesehen viel mehr Pop, als Kunst, als Fritsch. Warum gucken Kritiker so eng geführt? Weil sie ausschließlich Theater gucken und die Welt vergessen?
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: schreiend falsch
Die NK-Besprechung hat mich aufgeregt! Man kann ja verschiedener Meinung sein, aber: Es ist soo schreiend falsch: wenn man Hiphop nicht von Punkrock unterscheiden kann und Schultheateraufführungen so auch nicht mit Anarchie zusammenkriegt, ist das schade! Und nach dem man Max und Moritz in einer Minionsprache, als Fortsetzung von Comicfiguren, 90 Minuten sah, wie kann man die „laut gröhlend“ gehört haben? Es ist schlicht falsch an manchen Stellen. Es geht gar nicht, ob gut oder schlecht, sondern bitte bitte mit ein bisschen mehr Präzision im Blick?
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: auf der Hand
hey caro
ich denke mal, dass der unterschied zwischen dem erzählen einer geschichte, und dem erzählen von nichts liegt. nunes erzählt eine geschichte. liegt doch eigentlich auf der hand.
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: Straßenkinder
Was für ein Theater: clownesk, anarchisch, entlarvend, politisch und tragikomisch. Und das hätte uns nichts zu sagen? Vielleicht kann die überdeutlichen Bilder nur sehen, wer schon als Kind vor dieser monströsen Moritat sich fürchtete: der Tod ist ein Meister (nicht nur) aus Deutschland. Die moralische Korruption der Biedermeierei eines jeden Volkes erfolgt zuerst über die Verfolgung der Unwerten: der Straßenkinder, der Trebergänger, der Herumtreiber, der sogenannten devianten und delinquenten Kinder und Jugendlichen, der Elternlosen - so war es 1933 in Deutschland, so betreiben es Bolsonaro, Duarte und andere mehr…so gewinnen sie Bauern, Müller, Lehrer, Schneider, Bäcker und all die anderen Meister für ihr Geschäft.
Max+Moritz, Ruhrfestspiele: Referenzsystem
Es ist doch auffällig, dass vielen Kritikern heute oft völlig der Bezugsrahmen fehlt bei einer Besprechung und sie offensichtliche Zitate und Ursprünge nicht erkennen. Die Referenzsysteme, vor allem bei Arbeiten jüngerer Regisseure, aus Netflix, Meme-Kultur, Pop und Gaming sind einfach völlig anders und viele Bezüge lassen sich offenbar für die Kritiker nicht mehr so einfach dechiffrieren. In den Redaktionen sitzen einfach andere Menschen, als die, die heute auf den Bühnen inszenieren. C. Bernd Sucher, früher Chefkritiker der SZ, erzählte mal in einem Interview, dass er und sein Kollege Wolfgang Höbel sich immer mit den Zitaten aus dem Referenzsystem des anderen aushalfen; Höbel erklärte Sucher die Pop- und Rock-Zitate, Sucher half dafür mit Klassik- und Opernreferenzen aus. Mit dem Druck einer Nachtkritik z. B. wäre so etwas heute aber leider gar nicht mehr möglich. Darunter leidet natürlich auch die Qualität der Kritiken.
Max und Moritz, Berlin: spielselig
Das alles ist von so absurd alberner Spielseligkeit, dass die Ordnung keine Chance hat und Sascha Nathan noch so oft aus der Rolle fallen und zur Eile beim Bühnenumbau mahnen kann: Antú Romero Nunes führt hier exemplarisch vor, was pures Spiel vermag – auch indem er seine Gemachtheit in bester metatheatral postdramatischer Manier vorführt. All dies ist intendiert und wirkt doch wie völlig aus dem Ruder gelaufen. Doch das spiel kann auch anders: Oppressiver, wie in Lehrer Lämpels (Becker) autoritär angehauchtem Kinderlaienspiel, in dem Max am Ende fast zusammenbricht, sauberer, wie in den wunderschönen Bildern des zu Glühwürmchen verharmlosten Maikäferstreichs samt Taschenlampenmitmachkonzert im Publikum. Denn es ist schon auffällig, dass der Abend immer dann besonders chaotisch spielerisch daher kommt, wenn die Titelfiguren gar nicht auf der von Matthias Koch gebauten Bühne stehen. Die theatrale Situation ist zweischneidig: Sie befreit (vermeintlich) und zwängt zugleich ein, wird eingehegt durch Bühnenrahmen und visuelle Effekte. Da wird der spielerischen Anarchie der Stachel gezogen, entpuppt sich das freie Spiel des Anfangs als das, was es dort schon war: mechanisch Gemachtes.

Und so verdüstert sich der Ton des Abends kaum merklich und doch unumkehrbar, werden Max und Moritz zu in Akzeptanzkorsetts Eingezwängten und am Ende, nach einer erschütternd erniedrigenden, von den erwachsenen Figuren sadistisch genossenen Unterwerfungsszene, zu Opfern eines Lynchmobs namens Gesellschaft. Da ist alles Lachen erstorben, mischen sich Tränen ins Lächeln, wenn Moritz dem von seinem Leberkäse-Engel bereits geholten Max freiwillig von dieser Welt folgt, zwei eingepasste Nichtpassende, Sündenböcke der Ordnung. Hier bleibt alles im Rahmen, die zunächst so leichthändig vorgeführten Theatermittel erweisen sich als Symbole einer regelbasierten Ordnung, die schnell zum Unterdrückungsinstrument werden kann – Regeln als Freiheitsermöglicher und Instrumente der Gewalt. Da ist der Abend dann doch recht heutig, führen die zunächst lustvoll drapierten Zitate in ein fast dystopisches Gegenwartsbild. Bei dem längst nicht alles passt, so manches im dramaturgischen Gebälk knirscht – man denke an den plakativ redundanten langen Kunstfreiheits-Exkurs von Nests Schneider Böck, bei dem vor allem die zweite Hälfte unter hastig aneinandergeschraubten Szenenfragmenten, die immer skizzenhafter werden, ein wenig leidet. Da ließe sich noch ein wenig nachjustieren – eine starke, ungemein unterhaltsame und am Ende durchaus stachelige letzte Spielzeitpremiere ist es allemal geworden.

Komplette Rezension: https://stagescreen.wordpress.com/2019/05/23/wenn-der-leberkase-engel-kommt/
Max und Moritz, Berlin: kindsköpfig
Sympathisch an diesem „Max und Moritz“-Abend, den die Ruhrfestspiele Recklinghausen gemeinsam mit dem Berliner Ensemble produzierten, ist das Spielerische, manchmal allerdings fast schon Kindsköpfige. Nunes reiht nette kleine Einfälle aneinander und hat erstklassige Darsteller*innen zur Verfügung. Sascha Nathan hat als Witwe Bolte und Frau des Schneiders Böck mehrere Travestie-Auftritte zum Schmunzeln. Constanze Becker gelingt gemeinsam mit Reinsperger/Meier eine schöne Parodie auf verquälte Schulaufführungen. Als Lehrer Lämpel dirigiert sie ein Stück im Stück, durch das sich Max und Moritz mit schiefen Tönen dilettieren. Auch musikalisch ist der Abend eine Wundertüte von Punk bis Rap. Etwas zu lang ist allerdings Tilo Nests Monolog über die Kunstfreiheit geraten, der sich über den Ton in Hauptseminaren literaturwissenschaftlicher Fakultäten lustig macht.

Der nur 100 Minuten kurze Abend wird skizzenhafter, die letzten Streiche so dass nur noch kurz angerissen, so dass „Max und Moritz“ wie eine von Wilhelm Busch inspirierte Nummernrevue wirkt.

Fazit: „Max und Moritz“ ist amüsante Festival-Unterhaltung und ein hübscher Ausklang vor der Sommerpause. Trotz aller Regie-Späße und der Spielfreude des Starensembles bleibt der Abend aber zu „bieder“ und „brav“. Die beiden Lieblings-Epitheta des Lehrers Lämpel, die sich Constanze Becker auf der Zunge zergehen lässt, passen auch auf diesen Abend. Wie nach der Premiere in Recklinghausen von mehreren Rezensent*innen kritisiert, lässt Nunes seine „Max und Moritz“-Adaption sanft und eine Spur zu rührselig ausklingen. Die Sprengkraft, die das Gemetzel der auf ihre biedermeierliche Anständigkeit so stolzen Bürger hat, wird von Nunes verschenkt.

„Max und Moritz“ ist zwar solide und zum Schmunzeln, bleibt aber deutlich hinter seinen besten Arbeiten wie „Richard III.“ und „Orpheus“ zurück, die wesentlich facettenreicher waren und mehr als nur schöne Unterhaltung boten.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2019/05/23/max-und-moritz-nunes-berliner-ensemble-kritik/
Max + Moritz, Ruhrfestspiele: Schade um den Abend
Max und Moritz könnte so herrlich böse sein. Könnte. War es aber nicht. Auch nicht lustig. Jedenfalls nicht, wenn platter Slapstick wie Schwanzmessen und unverständliches Gebrabbel einen nicht erheitert, sondern eher an den Kölnrt Karneval erinnert. Ohne Frage haben die Schauspieler beeindruckend gespielt. Aber was da inszeniert wurde, fand ich persönlich albern, lächerlich und irgendwann nur noch verquast und unverständlich mit ärgerlichen und unnötigen Längen, abgesehen davon, dass die Textverständlichkeit im ersten Rang kaum mehr gegeben war. Man sollte einen Schauspieler nicht einen ellenlangen Monolog so vernuscheln lassen, dass der Zuschauer nur die Hälfte versteht. Einige Besucher sind mittendrin gegangen und am Schluss gab es Pfiffe. Schade, mit dem Abend hätte man Sinnvolleres anfangen können.
Kommentar schreiben