Neue Intendanz am Konzert Theater Bern
"Wir wollen uns als Team verstehen"
Bern, 20. Juni 2019. Das Konzert Theater Bern hat mit Florian Scholz einen neuen Intendanten gefunden. Wie das Haus mitteilt, wird der 49-jährige seine Funktion bereits in der kommenden Spielzeit zu 50 Prozent aufnehmen. Ab der Spielzeit 2020/21 soll er vollamtlich in Bern wirken.
Scholz folgt auf Stephan Märki, unter dessen Leitung das Haus zuletzt vor allem durch interne Konflikten Aufmerksamkeit erregte. Märki trat Im Juli des letzten Jahres wegen einer Beziehung zu einer leitenden Angestellten zurück.
Der Deutsche Scholz, geboren in Heidelberg, studierte Schauspiel in Paris und an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie Kulturmanagement an der Universität Zürich. Er arbeitete als Schauspieler an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen, anschließend als Regieassistent an der Berliner Schaubühne, als Assistent des Weimarer Generalintendanten Stephan Märki, seines Vorgängers in Bern, und für Gerard Mortier an der Opéra national de Paris. 2006 bis 2012 war er an der Bayerischen Staatsoper tätig, seit 2008 als Direktor für Internationale Beziehungen und Sonderprojekte. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist Florian Scholz Intendant am Stadttheater Klagenfurt.
Als Intendant wolle Scholz eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Intendanz und Spartenleiterinnen sowie Spartenleitern aufbauen, zitiert ihn die Pressemitteilung. "Wir wollen uns dabei als Team verstehen." Ein spezielles Augenmerk wolle er dabei auch auf spartenübergreifende Arbeiten legen. "Es ist ein besonderes Privileg, unter einem Dach ein Orchester, eine Tanzcompagnie, einen Chor, ein Opern- und Schauspielensemble zu vereinen", so Scholz.
Roger Vontobel wird Schauspieldirektor
Überzeugt habe Scholz auf Grund seiner Verankerung sowohl im Musik- als auch im Sprechtheater, seines künstlerischen Leistungsausweises sowie seiner starken Vernetzung in der Schweizer wie internationalen Kunst- und Kulturszene, so die Pressemitteilung. Die Intendanz wurde von einer Findungskommission ausgewählt. Aus den Bewerbungen wurde eine Longlist mit 16 Kandidat*innen erstellt, es folgte eine Shortlist mit neun Personen. Geleitet wurde die Findungskommission von Nadine Borter, der Stiftungsratspräsidentin des KTB. Weitere Mitglieder der Findungskommission waren Anna Badora, Georges Delnon, Marcel Brülhart, Markus Hongler, Ueli Studer, Hansueli Glarner und Giulia Meier.
Neuer Schauspieldirektor soll der Schweizer Roger Vontobel werden. 1977 in Zürich geboren, studierte er Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Von 2011 bis 2016 war er Hausregisseur am Schauspielhaus Bochum, seit 2016 ist er in gleicher Funktion am Schauspielhaus Düsseldorf tätig.
Update 5. Juni 2020: Wie heute bekannt wurde, wird der Nicholas Carter Chefdirigent des KTB und zugleich Leiter der Opernsparte.
(Konzert Theater Bern / miwo)
Mehr dazu: Andreas Klaeui sprach im Schweizer Rundfunk über Florian Scholz
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Fraglich, ob Scholz, der ja aus Märkis Stall kommt, besser agiert als sein Vorgänger. Der kluge Künstler Vontobel wäre für die Intendanz sicher der bessere Kandidat gewesen. Schade, schade, schade....
was bitte soll im Theaterbereich ein "Stall" sein? Finden Sie nicht, dass diese Denunzierung eines Theaterschaffenden, den Sie wahrscheinlich nicht mal kennen, ziemlich daneben ist? Das spricht der Person ja jegliche Autonomie ab. Überhaupt gehen mir diese Zugehörigkeiten, die am Theater permanent durchdekliniert werden, sehr auf den Geist: "Ich wurde von dem und dem geholt." "Ich habe dieses und jenes dieser oder diesem zu verdanken." "Was dieser Regisseur aus mir raus geholt hat!" Theaterschaffende sollten sich mal selbst zuhören und dann darüber nachdenken, ob sie nicht selbst ein massiver Teil des Strukturproblems sind. Zudem stammt Scholz eher aus der Runde um Bachler, wo auch Beck herkommt. Da spricht dann komischerweise keiner von irgendwelcher "Stallzugehörigkeit", obwohl die Seilschaften bei Intendanzbesetzungen sehr wohl spürbar und unter der Hand bekannt sind.
Zum Teamgedanken kann ich nur sagen, dass sich das ganze nach einem Einfall vom Reißbrett anhört. Florian Scholz und Roger Vontobel zeigen keinerlei Parallelen in ihren Werdegängen. Was will der eine vom andern? Wo ist da bitte ein Team? Gewachsen aus Arbeitszusammenhängen? Eher sieht es danach aus, dass Scholz einen starken Schauspieldirektor präsentieren musste, um sich durchzusetzen. Ich frage mich, ob Vontobel es tatsächlich nach Bern schafft, wenn er erst mal die Budgetrealität sieht. Die Möglichkeiten in Bern entsprechen so gar nicht seiner Art des Inszenierens und das Budget nicht den Schauspielern mit denen er bisher gearbeitet hat. Spannend werden die weiteren Entwicklungen auf jeden Fall.