Die Kunst geht nach Brot

Berlin, 18. Juli 2019. In der ersten Förderrunde des Berliner Hauptstadtkulturfonds (HKF) für 2020 werden 47 Projekte mit rund 4,6 Millionen Euro gefördert. Das entschied der Gemeinsame Ausschuss für den Hauptstadtkulturfonds unter der Leitung von Berlins Kultursenator Klaus Lederer, wie die Senatsverwaltung für Kultur und Europa bekannt gibt. Dem Gremium gehören außerdem Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Staatssekretär Torsten Wöhlert und Ministerialdirektor Günter Winands an.

Gefördert werden Projekte und Veranstaltungsreihen von Institutionen der Darstellenden Künste wie Ballhaus Naunynstraße, Deutsche Oper, Ramba Zamba und Sophiensaele und Einzelkünstler*innen und Kollektive wie Vanessa Stern, Sasha Waltz & Guests und Kommando Himmelfahrt. Die vollständige Liste der Geförderten kann man hier herunterladen.

Vorgeschlagen wurden die Projekte von der 7-köpfigen Jury des Hauptstadtkulturfonds. Geleitet wird sie vom Kurator Gereon Sievernich. Weiterhin ist sie besetzt mit: Tatiana Bazzichelli (Informations- und Medienwissenschaftlerin, Autorin, künstlerische Leiterin "Disruption Network Lab"); Thomas Böhm (Autor, Literaturvermittler und Moderator); Barbara Burckhardt (Theater- und Literaturkritikerin); Lisa Marei Schmidt (Kuratorin, Direktorin "Brücke Museum"); Franz Anton Cramer (Tanzwissenschaftlerin und Autor) und Michael Rosen (Musikmanager und Kurator). Ihr lagen in dieser Förderrunde 193 Anträge mit einem Antragsvolumen von insgesamt rund 16 Mio. Euro vor.

(Senatsverwaltung für Kultur und Europa / miwo)

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Kommentare  
Hauptstadtkulturfonds: Deutsche Oper?
Warum ein voll subventioniertes Haus wie die Deutsche Oper Mittel beim HKF für ein neues Musiktheaterstück beantragt, ist mir ein Rätsel.
Hauptstadtkulturfonds: Freie Szene?
Das geht gar nicht! Warum fördern sie nicht mehr Projekte der freien Szene?
Hauptstadtkulturfonds: Kriterien
Eines der zentralen Kriterien beim HKF ist der zu erwartende Hinzugewinn an überregionalem / internationalem Renommee der Hauptstadt, ein politisches Instrument. Eine frühe (ein recht beständiges Förderinstrument) Umgehung der föderalen Kulturförderung, mit welchem erhoffte Leuchttürme kofinanziert werden. Deswegen die Deutsche Oper und im Gegenzug weniger freie Szene.
Hauptstadtkulturfonds: Berlin vs. Bern
Ich kann die Irritation von KommentatorIn #1 verstehen, ich hätte auf den ersten Blick wohl genauso reagiert. Etwas Recherche zeigt dann: beim geförderten Projekt "7 Deaths of Maria Callas" handelt es sich um eine Arbeit von Marina Abramović, die mit der Bayerischen Staatsoper, dem Maggio Musicale Fiorentino, der Greek National Opera und der Opéra national de Paris koproduziert wird. Eine ganz grosse Nummer also, mit z.T. sehr finanzstarken Partnern. Trotzdem ein "Leuchtturmprojekt", wie es Kommentator #3 richtig umschrieben hat. Dafür darf der Bund auch mal 100 Tsd. locker machen.
Eine andere Bemerkung noch: in der Schweiz versucht sich der Bund grade mal wieder aus der Hauptstadtkulturförderung zurückzuziehen. Hier geht es zwar "nur" um eine Million Schweizer Franken, aber die wird der Berner Kulturszene trotzdem schmerzlich fehlen. Berlin sollte sich also über die Freigiebigkeit des Bundes noch mehr freuen als bisher.
Hauptstadtkulturfonds: lasst die Provinz darben
Als Nicht-Berliner*in sind das so Nachrichten zum leicht aggressiv werden. Zum Glück sind die Summen letztlich wiederum so überschaubar, dass diese Finanzierung der Größten Deutschen Hauptstadt aller Zeiten dann auch nichts mehr ausmacht... Lasst die „Provinz“, die ja inzwischen fast alles außer Berlin umfasst, zumindest aus Berliner Sicht, darben, auf dass das Spektakel immer weiter geht. Über die institutionellen Fehler des HKF haben andere schon kundig geschrieben, ich will es hier nur erwähnen, es soll nicht vergessen sein.
Hauptstadtkulturfonds: Zuschüsse gen Provinz
Ich kann auch die Reaktion von KommentatorIn #5 verstehen, allerdings auch hier ein relativierender Zuruf: der Bund hat sich durch Programme der Bundeskulturstiftung wie "Fonds Heimspiel", "Fonds Wanderlust" "Fonds Doppelpass", "Tanzland" und "Tanzfonds Erbe" seiner Verantwortung für das Engagement "in der Fläche" doch sehr bewusst gezeigt.
Das Land NRW hat mit der Stärkungsinitiative Kultur unlängst den Kraftakt geleistet, den Kulturetat um 50% zu erhöhen. Dabei springen u.a. zwölf Millionen Euro für die kommunalen Theater und Orchester, 4,1 Millionen Euro für die freie Szene Theater und Musik und 2,3 Millionen Euro für die Landestheater und -Orchester heraus.
Die Stadt München schliesslich hat im Oktober 2018 rund eine Million Euro zusätzlich für die Förderung von Theater und Tanz locker gemacht, die Förderung für freies Kinder- und Jugendtheater wurde um 205.000 Euro erhöht.
Das sind doch ermutigende Zeichen, oder?
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