Weibliche Urgewalt in männlichen Kampfzonen

von Eva Maria Klinger

Wien, 12. September 2008. Auch wenn Hurrikans in anderen Klimazonen wüten, hat dennoch ein Wirbelsturm das Akademietheater in Wien erfasst. "Weibsteufel" Birgit Minichmayr sprengt mit Urgewalt die männlichen Kampfzonen, dreht einfach den Spieß um, macht Ausbeuter zu Ausgebeuteten. Sie hätte der Spielball, das Lockvögelchen im abgekarteten Spiel der Männer sein sollen, aber sie sahnt ab.

"Der Mann. Sein Weib. Ein junger Grenzjäger. Schauplatz: eine Stube." Lapidar wie diese einleitenden Angaben klingen die Sätze von Karl Schönherr. Der tödliche Konflikt braut sich zwischen den Worten zusammen. Der Mann ist Schmuggler. Er erfährt, dass der junge Grenzjäger auf sein Weib angesetzt wird, um die Hehlerei auszuspionieren. Der Mann verlangt von seiner Frau, selbst aktiv zu werden und den Grenzjäger zu umgarnen, währenddessen er das Schmuggelgut wegschaffen kann. Die Frau lässt sich zunächst manipulieren, dann bäumt sie sich gegen die männliche Macht auf und emanzipiert sich.

Absturzgefährdete Dreiecksbeziehung

Eine einfache Geschichte. Und welches Ereignis! Dutzend wuchtiger Baumstämme (Bühne Martin Zehetgruber) liegt kreuz und quer auf der Bühne. Darüber hängen Leuchtstoffröhren: eine Frau und zwei Männer stehen unter Beobachtung. Die drei balancieren ihr aus dem Gleichgewicht geratenes Leben über die Stämme. Jeder Schritt auf den schrägen Baumstämmen ist so absturzgefährdet wie die Dreiecksbeziehung lebensgefährlich ist.

Die Minichmayr gurrt und lockt den Grenzjäger in ausweglose Verstrickung, zuerst testet sie noch millimeterweise ihre Wirkung, zieht sich auf dem Stamm liegend an ihn heran, sie genießt seine Begierde. In Nicholas Ofczareks mächtigen Körper ist ein schlichtes Gemüt gebettet. Ein sanfter Mann in rauer Uniform, eine weiche Knetmasse in den Händen der Verführerin. Werner Wölbern, vom Grenzjäger verachtend "das Mandl" genannt, ist der kränkelnde Ehemann, der sich für so schlau hält, dass er durch Schmuggel ungestraft zu Reichtum kommt.

Der Kauf eines Hauses soll seine begehrenswerte Frau an ihn binden. Diese stachelt den Grenzjäger zum Mord an ihrem Mann an. Birgit Minichmayer tanzt mit drei Flaschen in den Armen vor den paralysierten Männern, in Trance, im Fieber, ein Showdown voll eruptiver Erotik. Sie hat sich die Hände nicht blutig gemacht, zwar beide Männer verloren, aber das neue Haus gehört ihr.

Bäuerliche Umgebung mit Strindberg vermessen

Das atemberaubende Spiel der drei Schauspieler hat einen Anstifter: Martin Kušej. Sein Blick für suggestive Bildwirkungen, sein Gespür für Rhythmus, für Pausen und Dynamik und sein puristischer Zugang zu diesem urigen Kosmos hat Schönherr gerettet. Hatte doch die bäuerliche Umgebung, die alpine Kunstsprache, das wortkarge Personal Karl Schönherr zum Heimatdichter gestempelt.

Martin Kušej befreit ihn von diesem Stigma, verwirft den Naturalismus, erzählt eine Dreiecksgeschichte von Strindbergschem Ausmaß. Karl Schönherr, 1867 in Axams in Tirol geboren, studierte und lebte ab 1891 in Wien, ein Zeitgenosse Schnitzlers, Arzt wie dieser. Schon nach dem ersten Erfolg mit den "Bildschnitzern" am Burgtheater konnte er den Arztberuf aufgeben.

Die großen Erfolge, die er besonders bis zum Ersten Weltkrieg feierte, flammten noch einmal unter den Nazis auf, aber deren Präferenz hat der Schönherr-Rezeption nachhaltig geschadet. Erst Martin Kušej hat für Schönherr eine überzeugende heutige Interpretation gefunden, wie auch für Grillparzer, einen anderen österreichische Nationalheiligen.

Jubelschreie und offene Fragen

Schon vor 21 Jahren als Anfänger in Graz hat er Schönherrs "Es" inszeniert, und 2001 erfand er mit "Glaube und Heimat" am Burgtheater, einer düsteren Schlammorgie, eine neue Ästhetik. Im Schlussapplaus nach dem "Weibsteufel", wobei Kušej und seine drei Schauspieler nach 100 Minuten intensivster Theaterdroge mit Jubelschreien und skandiertem Applaus gefeiert wurden, stand die Frage im Raum, wieso die österreichischen Kulturpolitiker den 47-jährigen Regisseur aus Kärnten weder als Burgtheaterdirektor, noch als Wiener Festwochen-Intendant würdig befunden haben, noch seine Verpflichtung als Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele verlängert haben und ihn also nach Deutschland ziehen lassen. Der latente Verdacht, dass in der Kulturpolitik zuviel Politik und zuwenig Kultur steckt, erhärtet sich.

 

Der Weibsteufel
von Karl Schönherr
Inszenierung: Martin Kušej, Bühne: Martin Zehetgruber, Kostüme: Heide Kastler. Mit: Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek und Werner Wölbern.

www.burgtheater.at

 

 

Kritikenrundschau

"Martin Kušej (...) macht im Akademietheater mit seinen drei Darstellern aus dem Klischeestück ein szenisches Kunststück", berichtete Hartmut Krug im Deutschlandfunk (13.9.) nach der Premiere. "Bei ihm gibt es keinen Naturalismus mehr, sondern nur spannende szenische Situationen und Bilder." Der "Star" dieses "umjubelten Abends" ist Birgit Minichmayr: "Sie vermag es, selbst Begeisterung über starke Männerarme so zu äußern, dass es weder peinlich noch unfreiwillig komisch ist." Wie sie etwa "lauernd auf einem Baumstamm liegt und den Grenzjäger umgarnt, dass der zwischen Abwehr und Angezogensein nicht mehr aus noch ein weiß, dass strahlt eine souveräne, nie auftrumpfende oder ausgestellte Sinnlichkeit aus." Birgit Minichmayr macht Schönherrs Weibsteufel dabei "zu einer Frau, die, von den Männern benutzt, zu sich selber findet, zu Selbstbewusstsein und eigenen erotischen Wünschen." Die zwar "gelegentlich zu ausgepinselt durchhängenden Inszenierung" habe "insgesamt doch eine rausch- und soghafte Kraft".

Ulrich Weinzierl
(Die Welt, 15.9.) hat "95 Minuten höchster Schauspielkunst" gesehen: "Kein Hauch von Lederhosentragödie oder gar: Auf der Alm, da gibt's viel Sünd'." Vielmehr zeige Kušej "eine Dreiecksgeschichte von archaischer Wucht". Schönherrs Sätze sind dabei "denkbar verdichtet, nichts ist Zierrat. Als ebenso wichtig wie die Dialoge erscheinen zudem die Pausen dazwischen: "Sie bilden einen Echoraum der Emotionen, von dessen Wänden die inneren Widersprüche der Figuren hallen." Sowohl Nicholas Ofczareks Grenzjäger als auch "der Mann" von Werner Wölbern werde mit "hinreißender Präzision und Vielschichtigkeit" gespielt. Das "umjubelte Wunder des Abends" heißt jedoch Birgit Minichmayr: "Jede winzige Geste, jede Stimmschattierung, jeder Blick geht unter die Haut."

Regelrecht "überwältigt" ist Barbara Petsch (Die Presse, 15.9.) von Birgit Minichmayr: Der Weibsteufel ist ihr "auf den Leib geschrieben, aber sie stürzt sich keineswegs in die effektvolle Rolle, sondern überzeugt auch als sittsame Ehefrau." Denn Kušej erzählt die "Geschichte einer Emanzipation".  Und dieses "Auf und Ab dieses Kampfes mit sich und den Männern macht Minichmayr grandios deutlich". Es ist ihr Abend, der Abend "dieses wilden Mädchens, schmal, energiegeladen, zurückhaltend, exhibitionistisch". Doch auch Nicholas Ofczarek, ist hier "ganz bei sich angekommen", er ist "schlichtweg unwiderstehlich".

Auch für Ronald Pohl (Der Standard, 15.9.) ist es eine "rundum überzeugende Arbeit". Denn Kušej erzählt "ohne jeden äußeren Aufwand von der Mündigwerdung einer Frau, die in Minichmayrs moderner Gestalt die Apotheose der Genussfähigkeit verkörpert." Sie ist ein "rot flackerndes Irrlicht, das am Sicherungsseil über dem Gezänk der beiden Männer davonschwebt." Und sie ist "ein Kobold, der (...) mit Tollheit und Tändelei den fragilen Frieden, den die Männer untereinander gefunden haben, in den Boden tanzt." Denn Minichmayr rutscht "wie eine geschmeidige Gebirgskatze über die Holzpfade. Sie gebraucht das grob geschnitzte Tiroler Schönherr-Deutsch ("Nit!?"), als wäre jedes einzelne Wort ein kleiner, vergifteter Betroffenheitspfeil. Sie spießt die Männer damit auf." Das Ergebnis: "Tosender Jubel für eine – nehmt alles nur in allem! – unvergleichlich gute, schlackenlos schöne Akademietheater-Aufführung."

Auch Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (16.9.) stimmt zu: Martin Kušej "triumphiert mit saftigem, knackigen Volkstheater". Er schere sich "nicht um die ideologischen Fallen des Stücks", das, obwohl es 1915 geschrieben worden sei, von einem "Hauch von Lebensborn" durchweht werde. Statt dessen suche er "den Ibsen im Schönherr" und finde ihn auch. Was gelinge, sei "eine ebenso pralle wie präzise Zeichnung einer Ehe- und Liebeshölle aus fernen Zeiten. Nur über diese Hölle hinaus erzählt er nichts." Statt eines Mobiliars habe Kušej ein Dutzend Baumstämme auf der Bühne "wild verkantet", "einen halben Meter dick und vielleicht acht Meter lang". Auf diesen Stämmen krabbelten die Darsteller herum und hielten ihre Figuren "achtsam im Gleichgewicht, immer steht einer höher als der andere" – "sinnfällige Verbildlichung der ständig wechselnden Machtverhältnisse im Stück, unmissverständlich wie der ganze Abend."

Etwas reservierter zeigt sich Martin Lhotzky in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (16.9.). "Der Weibsteufel" sei weder ein "schnulziges Heimatstück" noch ein "Stück über die Anfänge weiblicher Emanzipation". Vielmehr ziele der Text direkt auf die männlichen Entmachtungsängste. Kušej erzähle davon "ein bisschen blutiger und derber", aber im Grunde so wie es im Buche stehe, was heißt: "Viel Neues gibt es nicht zu erfahren." Die Darsteller würden allerdings "glänzen".

"Schnörkelloser, direkter, kraftvoller als Kušej kann man das kaum inszenieren", jubelt fünf Tage nach der Premiere nun auch Barbara Villiger-Heilig in der Neuen Zürcher Zeitung (18.9.), der dieser Abend aber auch als gelungene Drahtwanderung haarscharf an den Rändern der Möglichkeiten dieses Dramas Respekt abverlangt. Der Regisseur spinne und spanne mit "bedächtiger Sicherheit die Fäden des Netzes, in dem die Schauspieler zappeln." In seiner minimalistischen Archaik wirkt das Drama auf die Kritikerin fast wie Oper – freilich fehle die Musik. "Und auch sonst: Mehr als neunzig Minuten würde der Abend nicht vertragen. Diese Zeitspanne aber füllt Kušejs Inszenierung prall aus mit ihrer wogenden Kraft."

 

Kommentare  
Weibsteufel: einfach eine grandiose Aufführung
War vorhin in der TT-Aufführung. Keine Selbstvermarktung, keine Trendverwertung, der Regisseur hatte nicht mal Krebs... Einfach eine grandiose Aufführung. Danke, dass es das noch gibt. Und in Berlin gezeigt wird.
Weibsteufel: wie aus dem Nazibilderbuch
wirklich bemerrkenswert.die deutschen kritiker jubeln geschlossen eine aufführung hoch die sich inhaltlich und ästhetisch in nazisymbolik suhlt.der teutsche wald liefert den hintergrund. monumental finster.dann wird eine fabel aufgetischt die darauf hinauslauft das der gesunde wunsch des weibs nach einem kind den schwachen, kränklichen, ränkeschmiedenden intellektuellen aus dem weg räumt um endlich mit dem gesunden soldaten kinder zeugen zu können. wortwahl und idee wie aus dem nazibilderbuch. dabei von einer schlichten dumpfheit das die kritiker die das mit ibsen oder strindberg vergleichen diese vielleicht mal lesen sollten. ein frauenbild das direkt aus der urgesellschaft stammt. eine fabel in der nichts wahr,alles nur blut und schweisstriefendes gewolltes symbol ist. eine dreiecksgeschichte die mit dem holzhammer passend gedroschen wurde.unmissverständlich schreibt ein kritiker. eigentlich ja. wie muss man dann diesen jubel verstehen?
Weibsteufel: unbedarfte Kritiker
die kritiker sind wirklich bemerkenswert unbedarft. aber immerhin schreibt christine wahl im tagesspiegel das eigentlich nur die leistung der minichmayr über die frage hinwegtäuschen kann warum man so ein stück heute spielt.
Weibsteufel: unfreiwillige Volkstheater-Parodie?
in diesem Fall haben sich meine Erwartungen absolut nicht einlösen können. Vielmehr war ich hochgradig irritiert durch die Auswahl und archaische Sprache des Schönherr-Textes, durch die affirmative Natursymbolik des Bühnenbilds sowie durch die expressiv tönende Düsterkeit der Musik. War das alles wirklich ernst gemeint? Die Blacks zwischen den Szenen wirkten auf mich nicht im Sinne einer Öffnung eines erweiterten Denk-Raumes, sondern im wahrsten Sinne des Wortes wie das Ausschalten des Lichtschalters der Erkenntnis. Hier eröffnete sich kein Zwischen-den-Bildern, hier gab es keine Lücke, um einem eigenständigen Zuschauer-Denken erst einmal Platz zu machen. Mir war das alles zu abgeschlossen, zu statisch, es fehlte die Bewegung im Raum, das Herstellen von Bildern über den Darstellungsprozess selbst. Es kommt drauf an, die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen, nicht blöd auf Baumstämmen rumzustehen. Folglich konnte ich gar nicht anders, als die Inszenierung als unfreiwillige Parodie auf ein Volkstheater deutschtümelnder, dumpfer und dialekttriefender Art zu sehen. Vor allem kam für mich die Frage auf: Warum das Ganze? Was hat dieser Text mir heute noch zu sagen? Welche Fragen und Diskurse eröffnet diese Inszenierung? Eine Zuschauermeinung: "Es hat mich berührt." Na und weiter? Zum Schauspielstil: Birgit Minichmayr war auch für mich die tatsächlich einzige Faszination dieses Abends, wenn nicht gar dessen Rettung. Trotz allem schien sie einen gewissen Abstand, eine Distanz zu sprachlichen Formulierungen wie zum Beispiel der des "Teigbatzens" mitzuspielen. Die männlichen Darsteller dagegen wirkten auf mich in ihrer ausgestellten Gockelhaftigkeit und symbolischen Männlichkeit (oh Gott, die Grenzjägeruniform!) nur noch lächerlich historisiert. Die widersprüchliche Thematik weiblicher und männlicher Emanzipation ohne Sieger und Verlierer kommt über diesen Text und diese Form der Inszenierung meines Erachtens überhaupt nicht zum Tragen. Schließlich frage ich mich, warum Kusej während des Publikumsgesprächs zweimal wiederholen musste, dass beinahe in einer mit leeren Klopapierrollen gefüllten Vitrine geprobt worden sei. Biederer Herrenwitz? Ähnlich gelagert wie die vom Regisseur thematisierte "Weib-Anrede" des Mannes gegenüber seiner Frau? Muss man das nicht stärker ironisch brechen, um es in Frage stellen zu können? Die eigene Haltung des Regisseurs war mir entschieden zu unentschieden.
Weibsteufel: jubelnde Berliner Spießigkeit
Das ist allerbiederstes Stadttheater.Ganz weit hinter den Bergen vor vielen tausend Jahren.Wer kann mir erklären was das heute soll?Diese Art männer gibt es nirgends mehr,ich bezweifle auch das es sie jemals gab.Biederer Herrenwitz trifft es eigentlich sehr gut.Die ganze aufführung ist ein solcher.Das erklärt vielleicht auch die jubelnde Emphase der versammelten Berliner Spiessigkeit.
Weibsteufel: Blut-und-Boden-Thriller
Klar, Theater soll reflektiert, diskursiv, kritisch, engagiert, unbequem u.s.w. sein, die Regisseure/Autoren sollen zu Alexander Kluge oder ins"Philosophische Quartett" passen, das ist für den Alltag okay. Aber gestern, dieser Blut-und-Boden-Thriller - der hat mich umgehauen. Eben weil ich ihn nicht an unsere Diskurs- und Talk-Show-Realität andocken konnte. Okay, Schönherr war ein Nazi. Na, und? Wieso wieder Österreich? Haben wir Deutschen keine guten Nazi-Autoren? Haben die uns vielleicht doch was zu sagen, was das übliche Diskurs-Geplappere verschweigt? Aber bitte möglichst inszeniert von einem wie Kusej, der sie auf die Bühne brettert, anstatt durch "seine persönliche Sicht" zu neutralisieren.
Weibsteufel: Theatertreffen ad absurdum geführt
Nach Schlingensief, Meyerhoff und jetzt diesem Kusej hat sich das Theatertreffen endgültig ad absurdum geführt. Bitte abschaffen! Bitte abschaffen, bevor ihr mit solchen Auswahlen das Theater abschafft! Einfach kläglich!
Weibsteufel: wie Elstern sich necken
Verehrte Jeanne d’Arc vielleicht sollte Sie weniger mit vorgefassten Erwartungen in die Aufführung gehen und sich mehr auf das Stück einlassen. Mich hat der „Weibsteufel“ durchaus zur Beschäftigung mit existenziellen Lebensfragen angeregt. Kurz blitzte gar „Die Vertreibung aus dem Paradies“ als Assoziation auf.
Ich sollte Sie und einige andere Kommentatoren – als Abstand zum theaterwissenschaftlichen Proseminar – einmal in meinen Garten einladen, da erleben sie - Natur hautnahe – wie Amseln inbrünstig umeinander werben, Elstern sich necken, und Eichhörnchen fangen spielen. Variationen des ewig gleichen Spiels.
Dieses soll ausdrücklich keine boshafte Bemerkung sein.
Weibsteufel: unüberwindbare Machtstrukturen
@ Nomos: Ich habe keine vorgefassten Erwartungen gehabt. Doch da ich regelmäßige nachtkritik-Leserin bin, konnte ich nicht umhin, mich bereits vor dem Besuch der Aufführung mit den Kritiken zu dieser Inszenierung zu befassen. Und das, was dann erfolgte, ist meines Erachtens ein gängiges Problem des Verhältnisses zwischen Aufführung und Rezension. Bei hymnischen Kritiken muss die hohe Erwartung fast automatisch abfallen. Es sei denn, die Inszenierung war auch in der eigenen und hoffentlich unvoreingenommenen Wahrnehmung tatsächlich ausserordentlich bemerkenswert - bei mir im Fall des "Prozesses" so geschehen. Ich mache mir immer mein eigenes Bild. Das geht auch gar nicht anders, denn die Erfahrung jedes einzelnen Zuschauers ist weder durch den Regisseur noch durch den Kritiker von vornherein zu steuern; sie bildet sich erst im und über den Verlauf der Aufführung heraus. Wie Sie bei Kusej bzw. Schönherr nun aber auf "Die Vertreibung aus dem Paradies" kommen, das verstehe ich nicht. Sie müssten das schon ein wenig argumentativ ausführen und belegen. Ansonsten klingt das sehr nach ihrer ganz persönlichen Wunsch-Phantasie, welche sie in die Aufführung hineinlesen. In meiner Perspektive gab es da von Beginn an unüberwindbare Machtstrukturen, zum Beispiel die Frau als Eigentum bzw. "Sache" (wie es im Text einmal heisst) ihres Mannes und später der Spielball zwischen zwei Männern, welche sich über die Frau hinweg (einen Baumstamm höher) miteinander arrangieren. Nur konsequent, das sie am Ende geht und selbst die Fäden in die Hand nimmt. Inmitten von Täuschung und Korruption kann es keine Liebe geben.
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