Früher als gedacht

Berlin, 6. März 2020. Johannes Öhman und Sasha Waltz sind mit dem Stiftungsrat der Oper in Berlin übereingekommen, ihren jeweiligen Co-Intendanzvertrag bereits mit dem Ende der Spielzeit 2019/2020 zu beenden. Das teilt die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa in einer Presseaussendung mit.

"Das Verfahren zur Besetzung einer Nachfolgeintendanz wird personell und inhaltlich von einem beratenden Expertengremium begleitet. Auch das Ballettensemble wird in diesem Prozess Gehör finden", heißt es in der Pressemitteilung. Christiane Theobald, die stellvertretende Intendantin des Staatsballetts Berlin, wird interimsweise ab der Spielzeit 2020/2021 den laufenden Betrieb übernehmen.

Sasha Waltz Johannes Oehman 280 Andre RivalSasha Waltz und Johannes Öhman © Andre RivalIm Januar 2020 hatte Johannes Öhman überraschend seinen Wechsel ans Dansens Hus in Stockholm bekannt gegeben und eine Beendigung seines Vertragsverhältnisses in Berlin für Ende 2020 vereinbart. Die Zukunft von Co-Intendantin Sasha Waltz, die von Öhmans Entscheidung nach eigener Aussage "überrumpelt" worden sei, war zuletzt unklar.

Versuchter Bruch mit Traditionen

Öhman und Waltz stehen erst seit August 2019 an der Spitze des Staatsballetts. Ihre Berufung im Jahr 2016 – in der Amtszeit des damaligen Kulturstaatssekretärs Tim Renner – rief heftigen Widerstand des Ensembles hervor, da dieses insbesondere Waltz als Choreographin für modernen Tanz in einer ballettfernen Tanzrichtung verortet sah. Ihre Ernennung zeige die völlige Unkenntnis "über die Traditionen und Entwicklungslinien von Tanz und insbesondere Ballett", hieß es in einer Petition zur Ernennung.

Der mit Öhman/Waltz probierte "Umbau" des Staatsballetts in ein das "Zeitgenössische und Klassische" verbindendes Ensemble wurde von der Presse positiv begleitet (siehe Kommentar von Elena Philipp). 2019 wurde das Staatsballett Berlin von den Kritiker*innen der Fachzeitschrift tanz zum Ensemble des Jahres gewählt.

In der Presseaussendung dankt Berlins Kultursenator Klaus Lederer Öhman/Waltz "für ihre innovative und richtungsweisende Profilbildung, die sie im Staatsballett Berlin gesetzt haben". Pressestimmen hatten nach dem abrupten Abgang Öhmans ausgiebig über Verstimmungen in der Doppelspitze berichtet.

(chr)

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