Geringe "emotionale Bindung"

Oberhausen, 16. April 2020. Der Vertrag des Intendanten am Theater Oberhausen, Florian Fiedler, wird "in beiderseitigem Einvernehmen" von der Stadt Oberhausen nicht über das Jahr 2022 hinaus verlängert. Das meldeten die Zeitungen der Funke Mediengrupppe bereits am 7. April. Demnach seien Fiedler und der Vertreter der Stadt Oberhausen, der Beigeordnete für Kultur und Finanzen, Apostolos Tsalastras, in den planmäßig angesetzten Verhandlungen über Fiedlers Zukunft am Theater "einvernehmlich zu dem Schluss (gekommen), den Vertrag nicht zu verlängern".

Fiedler Florian 280 katrin ribbe u© Isabel Machado-Rios  Fiedler sei es gelungen, die Finanzsituation des Theaters zu stabilisieren, mit der Öffnung des Theaters zur Stadt und zur kulturellen Bildung hin neue Akzente zu setzen und durch "besonders innovative Angebote für Kleinkinder und damit für Familien" auch eine schwer zu erreichende Zielgruppe anzusprechen. Doch trotz dieser kulturpolitischen und auch der künstlerischen Erfolge fehle aber "eine weitgehende emotionale Bindung des Publikums an das Theater", heißt es auf dem zur Funke Mediengruppe gehörenden Portal Lokalkompass.de. Darauf wiesen auch die zurückgehenden Zuschauerzahlen hin, insbesondere im "Großen Haus".

Laufende Projekte fortführen

Für die verbleibende Amtszeit Fiedlers sei es nun wichtig, laufende "Projekte fortzuführen und in den letzten zwei Spielzeiten neue Initiativen zur Gewinnung weiterer Zuschauer zu ergreifen."

Florian Fiedler hatte das Theater Oberhausen mit Beginn der Spielzeit 2017/18 als Intendant übernommen. Seine Nachfolge soll nun durch eine Findungskommission bestimmt werden.

(Rat der Stadt Oberhausen / Lokalkompass.de / WAZ / jeb)

 

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Kommentare  
Oberhausen: tolles Programmn
Hoffentlich findet Florian Fiedler ein neues Haus, in einer anderen Stadt, die sich seinem tollen Programm und an seine tolles Ensemble besser "emotional binden" kann.
Hat da evt. die Politik kalte Füße bekommen? Ist das nicht ein ähnlicher Fall wie an den Kammerspielen in München, nach nur 3 Jahren, aufgrund geringer Zuschauerzahlen, einem motivierten Leiter und seinem Team zu kündigen?
Schade.
Oberhausen: extrem schade
Das ist extrem Schade. Das Theater Oberhausen verliert damit einen hoch engagierten und innovativen Macher und natürlich ein ebensolches Team. Das man für die Art von Theater, für die Herr Fiedler steht ein bißchen Stehvermögen benötigt ist klar. Natürlich muss man auch Theater für Alle machen, aber darf man Theater nur an Besucherzahlen messen? Kunst braucht Freiräume, auch Stehvermögen und leider vermisse ich das in Oberhausen. In jetzt mehr als 60 Jahren als Besucher des Theaters habe ich noch nie ein so hoch motiviertes Team erlebt und an dieser Stelle möchte ich auch noch an die Bemühungen für die Stadt, für die Integration und die großen Bemühungen um die Jugend als Gäste und Mitmacher des Theaters erinnern. Meiner Frau und mir wird dieses Ensemble sehr fehlen und wir überlegen jetzt schon zukünftig die Theater der Umgebung zu besuchen, denn der Anspruch den Oberhausen offensichtlich hat, wird unserem Anspruch nicht gerecht.
Oberhausen: Neuer Wind
Tolles Ensemble, aber Fiedler ist langweilig!
Hoffentlich demnächst jemand der WIRKLICH neuen Wind reinbringt.
Mehr Mut, mehr Frauen in der Leitung, mehr wirkliche Suche nach - und Bühne bieten für neue begabte Regietalente.
Und weniger langweilige, unoriginelle Fiedler Inszenierungen in denen man den Schauspielern auf der Bühne das Leid fast von den Lippen lesen kann.

Diesen Schauspielern viel Erfolg und viele schöne Engagements für die Zukunft!
Oberhausen: verzettelt
Einfallslos waren die Inszenierungen in den letzten drei Jahren sicher nicht. So war nach meiner Meinung "Der Sandmann" sehr schön, poetisch, inszeniert mit Nathanael als große Puppe (virtuos bedient durch drei Schauspielerinnen). Auch der "Volksfeind" hat mir richtig gut gefallen.
Aber: Auf mich wirkte vieles Andere zu krampfhaft originell, bis zur Unkenntlichkeit abgewandelt und oft zu düster. Z.B. ein "Sommernachtstraum", in einer Kriegsszenerie (Schlachtfeld), in dem man auch noch komplett das "Stück im Stück" (das Theater der Handwerker) einfach weggelassen hatte und damit ganz viel Ironie und Spaß! (Stattdessen stapfte eine Art überdimensionale stumme Playmobilfigur in mehrfach geklonter Ausführung über den Platz, deren Sinn sich mir als Zuschauer nicht erschloss). Oder auch "Bernarda Albas Haus" eine aufwändige Inszenierung mit viel Gedröhne, aber der Sinn dieses Stücks war für mich nicht mehr zu erkennen, das Ganze wirkte eher wie eine Rocky-Horror-Picture-Show. Manches wirkte auf mich auch trotz guter Grundideen nicht ausgefeilt inszeniert, sondern mehr improvisiert z.B. "das Schaffen" oder ein Stück mit Steinen (genauer Titel ist mir entfallen, sinngemäß Vergeblichkeit), ohne dass es als Improvisationstheater gekennzeichnet gewesen wäre. Im Vergleich zur Ensemblegröße wurde eine riesige Menge an Inszenierungen angeboten, ich finde: man hat sich verzettelt. Weniger wäre mehr gewesen. . "emotionale Bindung" zum Theaterpublikum erzeugt man meiner Meinung nach nicht durch verzweifelte Originalität und viel Gedöns, sondern durch Poesie und atmosphärische Dichte. Und hilfreich wäre auch etwas Humor.
Oberhausen: Schande
Liebe/r Chris,
„Salomé“, „Tod eines Handlungsreisenden“, „Peer Gynt“, „Die Nacht kurz vor den Wäldern“, „Die Marquise von O.“, „Das Siebte Kreuz“, „Glaube, Liebe, Hoffnung“, „Die Tiefe“, „Schuld und Sühne“, „Amok“, „Prinzessinnendramen“,...es gab, gibt und gäbe soviel Gründe Fiedler und sein Team zu verlängern. Aber wenn die Politik, die Presse und auch Teile des Publikums immer nur Carp (*gähn*) 3 Jahre lang hinterher weint und diesem großartigen, offenen und mutigen Ensemble keine Chance gibt, ist es einfach nur Schande für Oberhausen.
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