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Bühnenvereins-Präsident kritisiert Politik

Nur wer schreit, wird gehört

Berlin, 20. April 2020. Während sich die Lage in anderen Bereichen ganz allmählich beginne zu normalisieren, fehle für die Theater jede Perspektive, kritisiert der Präsident des Deutschen Bühnenvereins Ulrich Khuon auf Deutschlandfunk Kultur. Die Künste kämen "im Denken und im Sprechen der Großpolitik" nicht vor, beklagt Khuon, der auch Intendant des Deutschen Theaters in Berlin ist. Die Theater bräuchten klarere Ansagen, "wann welche Häuser wieder öffnen dürfen". Bisher sehe alles danach aus, dass sie noch lange geschlossen blieben. Wenn es schlecht laufe, gar bis zum Ende der Saison.

Die Schließung der Theater werde einfach "mit einem lapidaren Satz verhängt, ohne dass man auf der anderen Seite nochmal darauf hinweist, dass die Künste Lebensmittel sind", sagte Khuon. "Wenn man jetzt so nach Wochen der Disziplin und des Gehorsams, ... spürt, dass, wer nicht schreit, nicht vorkommt, dann denkt man: Schade, dass das Vertrauen, das man im Grunde in die Partner hatte, nicht so beantwortet wird. Also im Grunde muss man dann doch schreien."

Es gehe ihm nicht darum, jetzt einen Aufstand anzuzetteln, sagt Khuon. Er wolle das Bewusstsein dafür schärfen, dass künstlerische Werte "lebenserhaltende Reflexions- und Spielräume der Gesellschaft als Ganzes" seien.

(Deutschlandfunk Kultur / jnm)

 

Mehr zum Thema: Interview mit Ulrich Khuon zum Corona-Shutdown, seinen Folgen für die Theater und das Verhältnis von Bühnenvereins und Kulturpolitik.

 

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Kommentare  
Khuon kritisiert Politik: Ende der Saison?
"Wenn es schlecht laufe, gar bis zum Ende der Saison." Liest Ulrich Khuon denn keine Zeitungen und hört nicht Herrn Drostens Podcast? Die Theater bleiben zu, bis ein Impfstoff gefunden wird. Weshalb man nun die öffentlichen Parks zu Not-Theater umfunktionieren muss. Das ist . nebst dem Stream - die einzige Möglichkeit, Teilnahme auch für ältere Zuschauer*innen zu ermöglichen. Ich finde es unheimlich, dass anscheinend niemand Eins plus Eins zusammenzählen kann in der Theaterszene. Die Massnahmen, die das Virus uns aufdrängt, werden uns doch tagtäglich mehrfach erklärt.
Khuon kritisiert Politik: Ende der Saison MV
In einer Presseerklärung der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns vom 16. April 2020, die den schönen Titel "Landesregierung beschließt MV-Plan" trägt, steht ganz hinten unter 3.III ganz lapidar: "Die Theaterspielzeit 2019/2020 ist beendet".
Khuon kritisiert Politik: Nahrung
Ich finde es absolut richtig das Herr Khuon das Theater ins Politische und Gesellschaftliche Bewusstsein holt. Kunst ist Nahrung für die Seele. Es geht darum Formate und Formen zu entwickeln wie man Theater auch in Corona Zeiten machen kann und deshalb ist es wichtig mit der Politik in einen Dialog zu treten.
Khuon kritisiert Politik: Pflicht
#3: Entschuldigung, aber es ist für Theater nicht "wichtig, mit der Politik in einen Dialog zu treten", sondern es ist wichtig anzumerken, dass es die staatsbürgerliche Pflicht unserer gewählten, also vom Souverän beauftragten, Politiker ist, mit allen volkswirtschaftlichen und sozialen Bereichen der Gesellschaft einen Dialog ständig aufrecht zu erhalten.
Wenn wir schon soweit sind, dass man nicht um konkrete Maßnahmen für konkrete gesellschaftliche Bereiche verhandeln muss, sondern schon darum, dass man überhaupt für einen Dialog in Frage kommt, leben wir nicht mehr in einer Demokratie. Punkt.
Khuon kritisiert Politik: Barrierefreiheit
es ist sehr wichtig, was ulrich khuon macht, allerdings muss er auch anfangen, die theater dazu zu bringen, dass sie barrierefreiheit herstellen und diese kosten, die diese umsetzungen und adaptionen erfordern, als teil einer gemeinnützigen idee zu formulieren, die vom staat umgesetzt werden muss, diese forderung muss zusammen mit den musik-und freie szene verbänden gemacht werden. da braucht es wiederum aber auch ein entgegenkommen der gut ausgestatteten grossen häuser, so dass sie ihre schlüssel-technologien (kameras, funkstrecken etc etc ) etc auch der freien szene "mit zur verfügung stellen". aktuell hat man das gefühl, dass jedes branchenglied nur für sich und die seinen denkt, jetzt braucht es auch inner-verbands-solidarität.... und praktische massnahmen (auch von ulrich khuon). er ist für uns von der freien szene auch eine art "kanzler", der uns zugang zu schlüsseltechnologien ermöglichen kann, die dann neuartige stadtbespielungen möglich werden lassen (wir werden solche ideen brauchen, aber eben auch die techni dafür)
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