Der Mann, dessen Stimme Zelluloid zum Schmelzen brachte

27. April 2020. Der große Schauspieler Otto Mellies ist tot. Das berichten diverse Medien, darunter Spiegel Online. Mellies gehörte zu den bedeutenden Charakterdarstellern des deutschsprachigen Theaters. Darüber hinaus war er ein erfolgreicher Film- und Fernsehschauspieler. Von 1956 bis 2008 gehörte er dem Ensemble des Berliner Deutschen Theaters an.

1931 im pommerschen Schlawe geboren wurde Mellies nach dem Krieg in Schwerin von der Schauspielerin Lucie Höflich ausgebildet. Nach Anfängen in Schwerin und Neustrelitz engagierte Wolfgang Langhoff Mellies 1956 an das von ihm damals geleitete Berliner Deutsche Theater. Hier gehörte er ein halbes Jahrhundert zu den prägenden Schauspielern des Ensembles. Zunächst in Inszenierungen von Wolfgang Langhoff selbst, seit den 1960er Jahren dann in Regiearbeiten von Friedo Solter. Darüber hinaus arbeitete er u.a. mit Jürgen Gosch, Adolf Dresen, Alexander Lang und Thomas Langhoff zusammen. Zu seinen berühmtesten Rollen im Deutschen Theater gehörte Lessings Nathan der Weise in einer Inszenierung von Friedo Solter.

Otto Mellies war auch als Film- und Fernsehschauspieler sehr erfolgreich. Zu den großen Erfolgen der ersten Jahre gehörte seine Darstellung der Titelrolle in dem Fünfteiler des DDR-Fernsehens Dr. Schlüter. Mellies spielte einen jungen und karriereversessenen Chemiker, der sich zu Beginn der NS-Zeit zunächst aus Opportunismus der Industrie andient. Als er jedoch die Leitung eines Chemiewerks in einem KZ übernehmen soll, meldet er sich an die Front.

Die Stimme von Paul Newman

Diese Mini-Serie aus dem Jahr 1965, in der u.a. auch Eva-Maria Hagen, Wolfgang Langhoff und Hans-Peter Minetti mitwirkten, verarbeitete die Verwicklungen der Industrie in Nazi-Verbrechen mit dem Mitteln des Thrillers und machte Mellies weit über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. 1966 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Auch nach der Wende blieb Mellies ein erfolgreicher Fernsehschauspieler, u.a. in der Serie "Tatort".

Seinen letzten großen Filmpreis erhielt Mellies im Jahr 2012, wo er als bester männlicher Nebendarsteller für seine Mitwirkung in Andreas Dresen Film Halt auf freier Strecke den Deutschen Filmpreis erhielt. Sein markante Stimme machte ihn auch zu einem vielbeschäftigten Synchronsprecher. So war er viele Jahre lang die deutsche Stimme von Paul Newman, Sean Connery und Christopher Lee. Gestern ist Otto Mellies im Alter von 89 Jahren gestorben.

(sle)

 

 

 

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Kommentare  
Otto Mellies: traurig
Wieder ist einer der großen Schauspieler des Deutschen Theaters gegangen. Es ist sehr traurig. Und ich bin dankbar, dass ich mit ihm vor ein paar Jahren noch ein paar Mal auf anderem Terrain zusammenarbeiten durfte.
Wäre sein Tod nicht eine Gelegenheit, frühere Inszenierungen des Deutschen Theaters, die ja oft fürs Fernsehen aufgezeichnet wurden, zu streamen, um ihn und viele andere beeindruckende Schauspieler und Regiearbeiten zu sehen? Vielleicht wäre ein Vergleich mit heutigen Produktionen ganz anregend.
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