Forschendes Schreiben

8. Juli 2020. Die Lyrikerin, Übersetzerin und Kurzprosa-Autorin Elke Erb erhält den Georg-Büchner-Preis 2020, wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung mitteilt. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und gilt als höchste Auszeichnung für deutschsprachige Literatur.

Unverdrossene Aufklärerin

"Elke Erbs poetischer Sachverstand, der sich auch in ihrer reichen übersetzerischen Arbeit zeigt, beeinflusste mehrere Generationen von Dichterinnen und Dichtern in Ost und West", bergründet die Akademie die Preisvergabe. "Ihre Gedichte zeichnen sich durch eine prozessuale und erforschende Schreibweise aus, in deren Verlauf die Sprache zugleich Gegenstand und Mittel der Untersuchung ist. Elke Erb gelingt es wie keiner anderen, die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen, indem sie sie herausfordert, auslockert, präzisiert, ja korrigiert. Für die unverdrossene Aufklärerin ist Poesie eine politische und höchst lebendige Erkenntnisform."

elke erb 560 gerald zoernerElke Erb © Gerald Zörner
Elke Erb wurde am 18. Februar 1938 in Scherbach, einem kleinen Dorf in der Eifel geboren. 1949 übersiedelte sie mit der Familie nach Halle/Saale in der DDR. Nach dem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik arbeitete sie von 1963 bis 1965 als Lektorin beim Mitteldeutschen Verlag. Seit 1966 ist sie freiberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin vorwiegend aus dem Russischen tätig.

Das Werk

Ihre erste Buchveröffentlichungen waren "Gutachten, Poesie und Prosa" (1975) und "Der Faden der Geduld" (1978). Als Herausgeberin brachte sie unter anderem die Anthologie neuerer Literatur in der DDR "Berührung ist nur eine Randerscheinung" heraus (1985, gemeinsam mit Sascha Anderson), die jedoch nur in der Bundesrepublik erscheinen konnte. 1987 publizierte sie "Kastanienallee. Texte und Kommentare", wofür sie den mit 15.000 DM dotierten Peter-Huchel-Preis erhielt. "Erb legt hier die Methodik ihrer prozessualen Schreibweise offen, indem sie jedes Gedicht mit einem Kommentar begleitet – eine Form der poetischen Selbst- und Welterkundung, die zum besonderen Merkmal der Erbschen Texte wird", wie die Akademie schreibt.

Unter Erbs zahlreichen Ehrungen finden sich die Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille 1994, der Preis der Literaturhäuser 2011, Ernst-Jandl-Preis 2013, Mörike-Preis der Stadt Fellbach 2018 und das Bundesverdienstkreuz 2019. Erb ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und der Akademie der Künste in Berlin.

Der Preis

Die Jury für den Georg-Büchner-Preis bildet das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung unter Mitwirkung je eines Vertreters/einer Vertreterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Magistrats der Stadt Darmstadt. Derzeit gehören der Jury an: Ernst Osterkamp (Präsident), Aris Fioretos, Wolfgang Klein und Monika Rinck (Vizepräsidenten) sowie Elisabeth Edl, László Földényi, Michael Hagner, Dea Loher, Ilma Rakusa und Marisa Siguan. Der Georg-Büchner-Preis wird finanziert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stadt Darmstadt. Der Büchner-Preis wird am 31. Oktober 2020 in Darmstadt verliehen.

(deutscheakademie.de / chr)

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