Führungskrise am Staatstheater Karlsruhe
Was ist passiert?
19. Juli 2020. Bis vor kurzem hatte das Badische Staatstheater den Ruf, ein modernes Vorzeigehaus zu sein. Das hatte vor allem mit der seit 2018 amtierenden Schauspieldirektorin Anna Bergmann zu tun, die eine Regie-Frauenquote einführte. Jetzt befindet sich das Haus in der Krise.
Anna Bergmann im Gespräch mit Esther Slevogt
Wie konnte das passieren?
Anna Bergmann im Gespräch mit Esther Slevogt
19. Juli 2020. Bis vor kurzem hatte das Badische Staatstheater in Karlsruhe den Ruf, ein modernes Vorzeigehaus zu sein. Das hatte vor allem mit der seit 2018 amtierenden Schauspieldirektorin Anna Bergmann zu tun, die als erste Amtshandlung eine hundertprozentige Regie-Frauenquote einführte. Inzwischen wurde das von Generalintendant Peter Spuhler geleitete Mehrspartenhaus von einer Führungskrise erfasst, in der dem Intendanten unter anderem Machtmissbrauch und ein toxisches Arbeitsklima vorgeworfen werden. Im Zuge dessen wurde ein Spartenleiter nach Vorwürfen sexueller Übergriffe freigestellt.
Auf einem Instagram-Account, wo unter anderem anonym Vorwürfe gegen die Leitung veröffentlicht wurden, finden sich auch Spitzen gegen Anna Bergmann. Zu den Vorgängen in Karlsruhe hat sie lange geschwiegen – aus schwerwiegenden familiären Gründen, wie sie im Vorgespräch zu diesem Interview mitgeteilt hat. Das Interview wurde am Freitagabend nach einer Mitarbeiterversammlung im Badischen Staatstheater per Telefon geführt. Am Vormittag hatte der Verwaltungsrat des Theaters in Karlsruhe getagt – und Peter Spuhlers Verbleib im Amt beschlossen.
nachtkritik.de: Anna Bergmann, eben noch galt das Theater Karlsruhe als beispielhaft in Sachen Führungskultur. Sie haben dieses Außenbild wesentlich mitgeprägt. Inzwischen steckt das Haus in einer tiefen Führungskrise. Wie konnte das passieren?
Ich denke, man muss die verschiedenen Bereiche trennen. Die Führungskrise betrifft zunächst einmal den Generalintendanten und sein Verhältnis zum gesamten Haus. Dem kann sich natürlich auch das Schauspiel nicht entziehen. Ich habe mich in den letzten Wochen – neben Gesprächen mit dem Ministerium und auch Peter Spuhler – vor allem intensiv mit meinem Ensemble und
meinem Leitungsteam ausgetauscht und sortiert. Im Schauspiel sind wir uns einig, dass es neben der virulenten Causa Peter Spuhler um eine viel größere Debatte geht: Es gibt eine Führungskrise der über Jahrzehnte eingeübten neofeudalen Machtstrukturen im Theater. Diese Strukturen sitzen uns allen so tief in den Knochen, dass man auch selbst nicht davor gefeit ist, diese zu reproduzieren – egal ob man ein Mann oder eine Frau ist. Wir sind vor zwei Jahren mit einem Shared-Leadership-Modell gestartet – Anna Haas als meine Stellvertreterin und Dramaturgin, Sonja Walter als Geschäftsführende Dramaturgin. Das war für Leitung des Staatstheaters nicht immer einfach und kostet natürlich viel mehr Zeit, als wenn nur eine Person schnell etwas entscheidet. Aber ich glaube fest an das Prinzip der geteilten Verantwortung. Um die verkrusteten Machtstrukturen aufzubrechen und Machtmissbrauch effektiv und auf Dauer zu verhindern, muss man eine Kultur der Partizipation und der Mitbestimmung entwickeln. Genau das wollen wir gemeinsam mit unserem Ensemble nun radikal weiterentwickeln. Die Krise hat in diesem Prozess nochmal ganz neue Räume eröffnet. Gemeinsam mit den Schauspieler*innen sind wir dabei, praktikable Möglichkeiten der Teilhabe des Ensembles an wesentlichen strukturellen, personellen und künstlerischen Entscheidungen zu finden. Einzelne vom Ensemble gewählte Vertreter*innen könnten sich an Leitungsaufgaben wie Spielplangestaltung, Disposition, der Besetzung vakanter Stellen und der Auswahl von Regieteams beteiligen.Die Vorwürfe gegen Peter Spuhlers Führungskultur sind heftig. Machtmissbrauch, toxische Arbeitsatmosphäre. Was haben Sie davon mitbekommen?
Ich habe nie erlebt, dass er sich Kollegen des Schauspiel-Ensembles gegenüber in irgendeiner Weise lautstark oder cholerisch verhalten hätte. Aber ich habe ein paar Mal mitbekommen, dass Kolleginnen weinend aus einer Sitzung herausgekommen sind. Auch ich selber habe die ein oder andere sehr emotionale Erfahrung gemacht in den letzten Monaten, das muss ich zugeben. Am Anfang hatten wir eine Art Freifahrtschein, aber das hat sich sukzessive verändert. Seit gut einem Jahr haben wir als Leitungsteam einen extremen Kontrolldruck gespürt und den unbedingten Willen des Generalintendanten, dass alles ein Erfolg sein muss. Die Freiheit und die Freude gingen verloren. Corona hat hier noch einmal wie ein Katalysator gewirkt, der alle Unstimmigkeiten noch einmal besonders hervorgehoben und schließlich zum Ausbruch gebracht hat, weil die Leute Zeit hatten, nachzudenken.
Sie kennen Peter Spuhler schon lange – seit seiner Stendaler Zeit in den 1990er Jahren. Hat das Auswirkungen?
Das stimmt und ich wusste natürlich, worauf ich mich einlasse. Ich hatte aber gehofft, dass die Tatsache, dass man sich schon so lange kennt, auch ein großes Vertrauen voraussetzt, und bestimmte Kontrollmechanismen außer Kraft setzt. Das hat zu Beginn wie gesagt gut funktioniert. Und ja - wenn Sie meine Loyalität meinen, ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, hier gäbe es keinen Konflikt.
Haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie und Ihre 100%-Frauenquote eine Deckmantel-Funktion hatten, und hinter dieser Fassade weiter ein patriarchales Intendantenmodell völlig unangefochten in Kraft bleiben konnte?
Natürlich ist die Frage berechtigt. Ich glaube aber nicht, dass das so kalkuliert war, um etwas zu verschleiern. Macht verändert die Persönlichkeit von Menschen und so haben die von Peter Spuhler über Jahrzehnte ausgefeilten Kontrollmechanismen natürlich auch vor uns keinen Halt gemacht. Das sitzt zu tief im Blut. Dennoch möchte ich jetzt nicht das Handtuch werfen, sondern ich werde das Ensemble, das mir schließlich vertraut und auch hier arbeiten möchte, nicht im Stich lassen, nur weil ich mich gekränkt fühle.
Es ist ja auch zu hören, dass in Ihrer Sparte die Arbeitsatmosphäre nicht immer gut war, es Streit gab, Produktionen plötzlich abgesagt wurden.
Natürlich ist auch unsere Sparte nicht gefeit vor dem Erfolgsdruck und dem "Das muss jetzt irgendwie gut werden". Ich kann mich da nur in aller Form entschuldigen, wenn ich mich mal im Ton vergriffen oder zu starken Druck ausgeübt habe, weil ich zu sehr wollte, dass alles funktioniert. Um so etwas zu verhindern, haben wir seit einiger Zeit Zwischengespräche eingeführt. Damit eine Produktion nicht vor sich hin köchelt und dann plötzlich stellt man in den Endproben fest: Oh mein Gott, was ist denn da los?
Wie funktionieren diese Gespräche konkret?
Es ist so, dass es immer – ganz egal ob die Produktion gut oder schlecht läuft – nach etwa drei Probenwochen ein Gespräch mit den Mitgliedern einer Produktion stattfindet. Da wird dann ausgewertet: Wie geht es den Kolleg*innen? Wo steht die Regie, wo das Ensemble? Was passiert in der Produktion? Wir haben eine neutrale Kollegin außerhalb des Schauspiels gefunden, die diese Gespräche moderiert, und die wichtigen Punkte an mich und Anna Haas weiterkommuniziert. Das bringt unglaublich viel, auch für den konkreten Arbeitsprozess.
Es hat in den vergangenen Jahren verstärkt Initiativen gegeben, die Theaterstrukturen so umzugestalten, dass sie weniger anfällig für Machtmissbrauch sind. So hat der Bühnenverein 2018 auf seiner Jahresversammlung einen Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch verabschiedet. Wie wurde das bei Ihnen konkret umgesetzt?
Es gab eine Dienstvereinbarung für partnerschaftliches Verhalten, die wurde von der Theaterleitung und dem Personalrat unterschrieben, sie ist allen zugänglich und wird allen Verträgen der Gastkünstler beigelegt.
Was heißt das, Dienstvereinbarung?
In dieser Vereinbarung werden ganz grundsätzliche Dinge festgelegt wie ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander. Sie soll jede Form von Übergriffen und Diskriminierung unterbinden, Mobbing und sexuelle Übergriffe verhindern und setzt sich für Chancengleichheit, Diversität und Geschlechtergerechtigkeit ein. Das ist grundsätzlich ein sehr wichtiges und richtiges Papier, nur es muss auch im täglichen Miteinander gelebt werden.
Achtet jemand darauf, dass das funktioniert? Gibt es bei Ihnen eine Schiedsstelle oder Vertrauensperson?
Es gibt eine Agentin für Diversität, der man diese riesige Aufgabe natürlich nicht aufbürden kann – und natürlich Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsbeauftragte und den Personalrat. Aber auch alle genannten zusammen können das nicht leisten. Ich bin sehr gespannt, welche Rolle der von der Ministerin und dem Verwaltungsrat vorgeschlagene Vertrauensanwalt konkret im Betrieb spielen kann und welche effektiven Schutzmechanismen wir in den Alltag implementieren können. Ich glaube, nur wenn die Leute angstfrei sind und miteinander im Austausch, kann man sich auch extremes Theater auf der Bühne erlauben. Wenn die Leute Angst haben, gibt das auch auf der Bühne keine guten Energien.
Wie sieht vor dem Hintergrund der aktuellen Erfahrungen für Sie eine ideale Stadttheater-Struktur aus?
Es ist ja das erste Mal, dass ich eine Schauspieldirektion innehabe – auch das erste Mal, dass ich in diesem Generalintendanten-Modell gearbeitet habe. Und ich muss sagen: Das ist kein zukunftsträchtiges Modell. Ich glaube es ist nicht gut, wenn eine Person so viel Macht bündelt. Das ist tatsächlich die Quintessenz der Erfahrungen hier. Dieses Modell der Generalintendanz, das ja aus dem Militär stammt, ist überholt. Wenn man diese großen Mehrspartenhäuser retten möchte, was sehr wichtig ist, ist das nur mit unabhängig voneinander arbeitenden Leitungsteams möglich. Ein so großes System kann nur funktionieren, wenn die Macht gleich verteilt ist. Das macht die Struktur für die Politik vielleicht komplizierter, weil mit mehr Menschen gesprochen werden muss. Aber im Einzelnen ist diese Aufteilung von Macht und Verantwortung für die Kunst und auch für die Freiheit, die man dann hat, viel besser.
Wie geht es in Karlsruhe jetzt weiter?
Ich war in der Mitarbeiterversammlung mit der Ministerin und dem Bürgermeister dabei – und das war hart. Die Leute sind sehr, sehr aufgebracht über die Entscheidung, dass Peter Spuhler im Amt bleibt. Es muss sich hier jetzt wirklich in kürzester Zeit etwas verbessern, sonst wird das hier nicht weitergehen mit ihm – so, wie die Stimmung ist unter den Mitarbeiter*innen, also das ist schon speziell. Peter Spuhler bleibt, aber er ist jetzt ein Intendant unter Beobachtung.
Und wie ist Ihre Haltung dazu?
Unter der Prämisse, dass schriftlich festgelegt wird, dass die Machtkompetenzen von Peter Spuhler eingeschränkt werden und die Spartenleiter*innen mehr Kompetenzen und mehr Freiheiten bekommen, begrüße ich erst einmal, dass Peter Spuhler bleibt. Ich finde es tatsächlich richtig, ihm die Chance zu geben zu zeigen, dass er sich ändern kann und bereit ist, in den Strukturwandel zu gehen. Aber ich weiß auch, dass es ein harter Weg ist. Das wird uns allen viel mehr abverlangen. Es bedeutet viel mehr Arbeit einerseits, andererseits vielmehr Freiheit, noch mehr Verantwortung innerhalb jeder Sparte – aber ich sehne mich total danach.
Anna Bergmann, Schauspieldirektorin am Staatstheater Karlsruhe, studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Anglistik an der FU Berlin und Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Seit 2003 arbeitet sie als Regisseurin an den großen Bühnen im deutschsprachigen Raum. Seit 2014 inszeniert sie auch regelmäßig am Uppsala Stadsteater sowie am Stadsteater Malmö, u.a. Persona von Ingmar Bergman in Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin. Die Arbeit wurde zum Berliner Theatertreffen 2019 eingeladen. 2016 war Anna Bergmann für ihre Inszenierung von Fräulein Julie am Wiener Theater in der Josefstadt für den Nestroy-Preis in der Kategorie "Beste Regie" nominiert.
Mehr zum Thema: Georg Patzer berichtet von der Pressekonferenz des Karlsruher Verwaltungsrats, der sich für den Amtsverbleib von Generalintendant Peter Spuhler ausgesprochen hat.
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Ich kann das alles nicht einordnen, weil in meinen beruflichen Kontexten all das so undenkbar wäre: das Verhalten Spihlers ebenso wie das Verhalten von Mitarbeitenden, von Aufsichtsgremien oder solch ein Interview wie dieses hier. In manchen Momenten möchte ich die Protagonisten einfach rütteln und sagen: Könnt ihr euch jetzt bitte mal professionell verhalten?
Ich stelle mir gerade vor, ein BMW-Vorstandsmitglied zieht so her über seinen Vorstandschef wie Bergmann hier über Spuhler und räumt nebenbei noch groteske eigene Fehleinschätzungen ein... vielleicht ist die gern so verteufelte Marktwirtschaft manchen Erscheinungen dieser Theaterwelt auch voraus.
Jedenfalls zweifle ich, dass mir diese Leute irgendetwas mitzuteilen haben, das sich auf einer Bühne zu sehen lohnen würde.
Anna Bergmann in der Zwickmühle: einen langen Weg mit Peter Spuhler gegangen, Loyalität gegenüber einem Förderer, gleichzeitig als Galionsfigur feministischer Emanzipation die ungenügende Bemühung um eine demokratisches, soziales Miteinander erkennend.
Jetzt die strategische Herausforderung: Treibende Kraft für eine Ablösung von der Person Peter Spuhler und dem Generalintendantenmodell sein. Oder vorsichtige Distanzierung, weiter in der als falsch erkannten Struktur arbeiten, um sie von innen heraus zu verändern. "Der lange Marsch durch die Institutionen" - Bergmann als Wiedergängerin des 70er Feminisimus, diesmal nicht Anti-Institutionalistisch, sondern als das System von Innen reformierende Künstlerin. Diese Schlacht wird allerdings bergaufwärts geführt - gegen ein Kartell aus Intendanten, Kuturpolitikern und Kulturjournalisten, denen dieses "falsche Leben" Privilegien sichert und Machterhalt. Weiterhin ist es einfacher das Falsche einfach zum Richtigen zu erklären. Oder in der Variante von Peter Spuhler: Das Richtige in Form eines Potemkinschen Dorfes zu behaupten, um damit hinter den Kulissenwänden für Katharina die Große (Teresia Bauer) weiter sein totalitäres Süppchen zu kochen. Weil das seit 25 Jahren gut funktioniert hat. Bei Wuschek und Hartmann haben die gutgemeinten "Reformversuche" nicht funktioniert - auch wenn die Fälle ungleich gelagert sind, eines verbindet sie alle: von "höchster" Warte moralische Ansagen machen, die den Zeitgeist spiegeln, und im eigenen Haus Rassismus und Sexismus dulden,
und Macht zu missbrauchen.Der in Aussicht gestellte Prozess heisst in der Wirtschaft "freiwillige Selbstverpflichtung". Das führt erfahrungsgemäss zu einer Fortsetzung der Verhältnisse in Form einer Verzögerungsstrategie.
Merke: erst als das Rauchen in Restaurants gesetzlich abgeschafft wurde, merkten sogar die Rauchenden wie angenehm es ist in einem rauchfreien Lokal zu essen.Ob die Leitung eines Apparates mit 800 Mitarbeitenden das optimale therapeutische Umfeld für ein totale Schubumkehr sind ist eine offene Frage.Schliesslich soll zwischen den Terminen bei den diversen Beauftragten und Agenten und Vertrauensanwälten ja auch noch ein bisschen Theater gemacht werden.
Außerdem stellt sich doch die Frage nach dem zahlenmäßigem Erfolg von Frau Bergmanns Programm. Das darf nicht einziges Erfolgskriterium sein, aber man darf doch fragen, ob es nicht normal ist, dass man sich nach einer Anfangsphase Fragen stellen lassen muss, wenn die Auslastung/Besucherzahlen oder Einnahmen zurückgehen.
Schließlich: Gut, dass hier jemand sich traut zu sagen, dass Erfolgsdruck zu Fehlverhalten geführt hat. Aber falls der Eindruck entstehen würde, dass dies kein selbst gemachter Erfolgsdruck wäre, sondern hier auch der Generalintendant Schuld ist, wäre auch der Griff an die eigene Nase anstelle von dem Verpacken der eigenen Misserfolge unter die Führungskrise anzuraten.
Übrigens: Wenn Zwischengespräche eingeführt werden (mussten), sogar mit einer externen Person, dann klingt dies ganz nach Strukturellen Problemen auch in der Sparte Schauspiel und keinesfalls nach Vertrauen an die Direktion, denn auch hier hört man aus den Reihen der MitarbeiterInnen wenig Gutes.
Und ich hab mich auch amüsiert über „shared leadership“... und die Behauptung der Neuartigkeit... lediglich der Begriff ist für mich neuartig und klingt tatsächlich etwas nach BMW...
Zum Glück sind die Vorgänge im Theater nicht wie bei BMW. Ich entschuldige mich, wenn ich ihre Aussage nicht richtig verstanden habe, aber ich würde auf keinen Fall sagen, dass die 'Marktwirtschaft' (wovon man bei du stark subventionierten Unternehmen wie BMW wohl kaum sprechen kann) den Theatern vorraus ist. Ganz im Gegenteil, dass sich Mitarbeiter*Innen und Führungspersonal über Missstände im Betrieb äußern kann ist ein sehr wertvolles Gut. Schließlich werden am Theater die Führungskräfte idealerweise nach Kompetenz und für ihre Initiative besetzt und nicht nach Loyalität zum Betrieb oder zu Personen - auch wenn die Realität da dem Ideal dann doch noch sehr weit hinterher hinkt.
Und wenn man dann die Instagrambeschwerden liest, die ihr deutlich Machtmissbrauch attestieren.
Wo ist eigentlich das sonst so rührige Ensemble-Netzwerk? Der peinliche offene Brief in Sachen Bremerhaven - ja! Aber kein offener Brief zur neuen Männerdominanz in Schwerin oder zur Frauenalleinherrschaft in Gießen! Und natürlich kein Wort zur Causa Bergmann! Unendlich beschämend wie das Theater sich selbst abschafft!
Diese Zustände sind vollkommen dysfunktional. Kein wirtschaftlich arbeitender Betrieb würde sich so etwas leisten.
Ich hatte seit ich nicht mehr an Theater arbeite immer wieder mit größeren Unternehmen zu tun.
Die waren völlig fassungslos als ich beschrieb welchen Umgangston und welche Problemberweigerung ich vom Theater gewohnt war.
Das Theater hält sich nur selbst für progressiv, kein Mensch sonst hält das 19.Jh. für die Zukunft.
Ausnahmen sind: Das Schauspielhaus Zürich, das Theater Neumarkt und die Gessnerallee in Zürich, die Schaubühne in Berlin (mit einer Dreier-Leitung), das Theater in Marburg, das Theaterhaus Jena. Selbst die neu berufene, vermeintliche Team-Leitung in Gießen ist eine normale Intendanz mit Stellvertretung. Wir sollten uns durch mediale Aufbereitung nicht zu sehr verblenden lassen.
Frau Bergmann, und ihre beiden Stellvertreterinnen werden erst dann glaubwürdig, wenn sie ihrem Ensemble genau die Freiräume einräumen, die sie selbst monieren im Umgang Spuhlers mit ihnen selbst. Wenn Frau Bergmann jetzt zulässt, dass ihr Ensemble sich formieren und weitere Reformen vorantreiben kann, mit ausreichend Ressourcen, in erster Linie Zeit, entspricht das einem partizipativen Umgang; wenn aber alles weiterhin auf Ansage bzw. Anweisung erfolgt, wird der Reform-Keim sehr schnell abgelöscht werden - genau das worauf die Politik, Spuhler und seine engsten Vertrauten spekulieren. Also sollten hier in diesem Diskussions-Pfad alle bitte aufhören rumzulästern, sondern Beiträge zu leisten, die ernsthaft und unterstützend sind.
Noch ein Gedanke zu Thomas Rothschild # 1:
Weder das Modell in Stuttgart, noch das in Mannheim haben ernsthaft das Intendanten-System abgeschafft. Statt eines Königs nun vier oder fünf Fürsten zu haben, ist doch für die Kolleg*innen an den Häusern keine Verbesserung. Es handelt sich hier nicht um Team-Leitungen, sondern um Einzel-Intendanzen mit den Durchgriffs-Rechten eines Generals. Die Häuser sind gesplittet worden, haben aber jeweils weiterhin ihren Schauspiel-, Opern-, Ballett- und Geschäftsführenden-Intendanten. Damit ist nichts gewonnen.
Nach meiner – gewiss unmaßgeblichen – Beobachtung, ist Ihre Beobachtung was die Anzahl von Doppel- und Dreifachleitungen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft betrifft, richtig. Und auch richtig, in dieser Diskussion zu erwähnen! Zusätzlich interessant finde ich jedoch, das Einzelbeispiel genauer zu untersuchen und da finde ich Unterschiede, die Programmatik und Eigentümerform des Theaters berühren. Beides könnte also relevant sein für solche Mehrfach-Leitungen.? – So ist das Hessische Landestheater in Marburg eindeutig in öffentlicher Hand, die in seiner Geschichte erstmals an eine – und zwar weibliche – Doppel-leitung übergeben hat. Das Haus besteht nach meinen – gewiss unprofessionellen – Recherchen im Technik-/Verwaltungsbereich zu ca. 85 % aus MitarbeiterInnen, das Programm betont sehr stark die Kinder- und Jugendtauglichkeit ohne jüngere und ältere Erwachsene auszublenden, ob das funktioniert kann ich nicht prüfen. Es mutet allerdings dadurch hyperpädagogisch wie ein ErzieherInnen-Theater an in seiner öffentlichen Darstellung. Die öffentliche Hand hat sich bei der Leitungsvergabe offenbar für diese Programmatik entschieden. Es lebt von Stadt- wie Landeszuschüssen mit einem zu erbringenden Eigenanteil aus Spenden und Kartenverkäufen wie die allermeisten Landes- und Stadttheater auch.
Die Gründung des Jenaer Hauses in Ausgliederung aus dem Nationaltheater Weimar geht auf eine stark von nach1989er-Bevölkerung gestützte TheaterhausJena GmbH-Gründung zurück, die 13 Gesellschafter waren sämtlich MitarbeiterInnen des Ensembles/des Theater-Apparates. Es gibt für das Haus eine nahezu Tradition von Kollektiv-Leitungen, die nach meiner – unprofessionellen – Recherche sich aus der Arbeit eher ergeben haben und nahe den praktischen Ergebnissen folgend öffentlich als Kollektiv-Leitung eher anerkannt als denn findungskommissarisch ausgesucht und eingesetzt wurden. Vielleicht kann Claudia Bauer sich dazu einmal sich äußern?
Das Neumarkt-Theater hat eine lange zurückliegende Arbeiter-Weiterbildungstradition, die seltsamerweise als besonders fortschrittlich respektiert wurde und wird und muss noch heute den Zünften im Hause weichen, denen das mal gehört hat – um vielleicht das Handwerk vor der kummunistischisierenden Arbeiterschaft in Sicherheit zu bringen - bis die Stadt und der Kanton Zürich das als mehrheitlich zu bestimmende Aktiengesellschaft übernommen haben. Wahrscheinlich, um die gute fortschrittliche Weiterbildungs-Tradition einerseits zu kassieren und anderseits mit ihr für deren Verbürgerlichung zuverlässig zu sorgen. Von den Direktionen seit 1966 gab es zunehmend Zweier-Leitungen und seit letzter Saison erstmals eine Triple-Leitung und zwar eine weibliche, die das Motto LovePlayFight gesetzt hat und ganz wortreich das Experimentelle in seiner Außendarstellung betont, die vor Statements nur so strotzt während der Spiel- und Studien-Plan so aussieht, als würden sie sich in drei Jahren bei Chris Dercon bewerben wollen und ihn davon überzeugen, dass es kuratorisch schöner anerkannt sein kann, kleine Brötchen groß aufzublasen als große Brötchen! Liest man die Website, die erklärtermaßen erklärt, dass hier nicht nur Experimentelles Theater gemacht werden soll, sondern das Theaterleiten ebenfalls als experimentelles Spiel dienen, gewinnt man den Eindruck, dass es in diesem Programm vor allem darum geht, Experimentelles Leitungstheater zu machen, unter dem die Aktiengesellschaft nicht mehr zu erkennen ist-
Die Schaubühne war zu Beginn ein Ensembletheater, das sich einen Raum erobert hat und so berühmt wurde, dass ihm Stadt- und Land einen Nachfolgeraum zur Verfügung gestellt haben, weil es dem Ruf der öffentlichen Hand erheblich geschadet hätte, wenn sie das nicht getan hätte. Nach der Auflösung des Ensembles hatte die GmbH dann einen einen Alleingesellschafter namens Schitthelm. Heute hat sie vier Gesellschafter namens Schitthelm, Barner, Veit, Ostermeier. Von denen drei auch Mitarbeiter sind. Die als Gesellschafter nicht bestellt oder von öffentlicher Hand findungskommissioniert wurden, sondern sich – im GmbH-Fall üblich – eingekauft haben in Leitung und Verantwortung. Was die Direktion anlangt, ist es etwas unübersichtlich an der Schaubühne, denn von der Sache her bildet das DUO Veit/Barner die Direktion und was die Außenwahrnehmung anlangt, bildet Ostermeier als in die Jahre gekommener Mentee von Schitthelm die Direktion. In v o r-letzter Zeit hat man versucht dem etwas entgegenzuwirken, indem auch Veit öffentlich etwas zur Lage der SB und seinem Arbeitsanteil sagen durfte. Weil er ausnahmsweise mal öffentlich gefragt war. Und in letzter Zeit entstand der Eindruck, Ostermeier sei inzwischen Alleingesellschafter, der die Wahrnehmung das Stehens zur Verantwortung der öffentlichen Hand in Krisenzeiten für das Haus organisiert: Er sprach täglich zu namhafteren Freunden, öffnete den hiesigen Freunden der Schaubühne den Blick in die befreundeten, gewohnt internationalen Weiten von ebenfalls am Boden liegenden Theatern mit ebenfalls großen großen Schwierigkeiten mit ihrem Respirationsapparat und führte virtuell alleindirektorenmäßig durch die ihrer neuen Belüftungsanlage harrenden Schaubühne samt Hub-Podien zur Publikums-Höhenverstellung... Die Modelle, die Sie, lieber Cotard, anführen sehen also alle sehr unterschiedlich aus darin, wie sie eine real existierende Mehrfach-Leitung a) bekommen haben, b) nach außen darstellen und c) finanzieren.
Ich stelle – freilich laienhaft und mit sehr eingeengtem Blick - fest, dass, wenn es schon ausnahmsweise Mehrfachleitungen gibt,
a) Frauen eher dazu tendieren, eine Mehrfach-Leitung nach außen darzustellen und Männer eher dazu tendieren, sie nach außen zu vertuschen,
b) dass eigentlich fest in öffentlicher Hand liegende Theater sich besonders gern mit fortschrittlicher, pädagogisch wertvoller Leitungsbesetzung (nämlich: kollektiv UND überwiegend weiblich aka wild und unabhängig) schmücken, während eigentlich in privater Gesellschafterhand liegende Theater die – ganz real existierende - Abhängigkeit ihrer Leistungsfähigkeit von öffentlichen Zuschüssen möglichst öffentlich herunterspielen (:geht alles seinen geordneten Gang, ohne die Stadt wäre aber dies und jenes undenkbar dankedankedankedanke, dass ihr uns nicht am steifen Arm verhungern lasst...),
c) Dass Feuilletons die neuere Theaterbestands-Strategie der öffentlichen Hand (kollektive Leitung UND bevorzugt weiblich UND wenigstens eindeutig nach Migrationshintergrund aussehend) stets lobend inaugurieren und bei den mehrheitlich nicht öffentlich betriebenen Theater-GmbHs gar nicht hinschauen, wie denn die Besitzverhältnisse genau beschaffen sind. Und damit die Betreiberkonzepte sowie die ästhetischen Einflussnahmen und deren ökonomische Motive gar nicht realistisch beurteilen können... Was die Urteilskraft bezüglich der Ästhetik des gebotenen Theaters jedoch schwächen dürfte...
So jedenfalls stellt es sich meinem überaus flüchtigen Blick dar.
Sich als Team zu bezeichnen, sagte heute am Theater gar nichts, wie wir alle mehrfach erfahren haben oder lesen durften, erst wenn ein Team rechtlich in der Geschäfts- oder Grundordnung eines Theaters verankert ist, kann es auch als solches:
* auf Augenhöhe
* gleichberechtigt
* als gegenseitiges Korrektiv funktionieren.
Damit möchte ich empfehlen, die Beispiele in Mannheim und in Stuttgart organisational nicht überzubewerten. Die Zerteilung und Zerklüftung hat den Häusern nichts genutzt, denn es handelt sich um Einzel-Intendant*innen mit einem Geldverteiler im Zentrum. Damit ist weder dem Theater noch der Darstellenden Kunst geholfen. Ein Team heisst, die an den Produktions-Prozessen beteiligten Bereiche gleichberechtigt ins Boot zu holen. Eine Chefdramaturgie muss ebenso in die Leitung, wie Kommunikation und Planung, dafür braucht es aber nicht fünf, sondern nur einen Künstlerischen Leiter - oder zwei, zum Beispiel noch einen Musikalischen. Es gibt verschiedene Modelle. Es kommt darauf an, diese Klippe zu überwinden, die das Theater so anfällig macht für Missbrauch, für manageriales Versagen, für Einknicken vor der Politik. Ein Team ist immer stärker, als ein Intendant im Gewand eines Chef-Lobbyisten. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir beipflichten würden.
Nun noch zur Schaubühne, weil ich das Modell teilweise verteidigen möchte: Es handelt sich immerhin um eine Arbeitsteilung auf Augenhöhe. Dass Herr Schitthelm, warum auch immer, immer noch Gesellschafter ist, ist in der Tat eigenartig. Aber zum Beispiel Veit/Barner/Ostermeier sind gemeinsam ein durchaus ausbalanciertes Trio. Es wäre alledings an der Zeit, dass das para-öffentliche Theater Schaubühne auch endlich Berlin als Mit-Gesellschafter einlädt, da die Stadt immerhin 70% subventioniert. Die Kritik an Thomas Ostermeier ist allerdings nicht fair. Er ist sicher einer erfolgreichsten und stetigsten Regisseure (er trägt nicht den Titel Intendant) im Bereich Schauspiel der letzten zwanzig Jahre, man kennt ihn und seine Arbeiten in Paris, in London, in New York, Sao Paulo oder Mumbai. Es gibt derzeit keinen besseren Botschafter für das deutsche Theater im Ausland. Zudem sind seine Arbeiten immer wieder herausragend und massgeblich, und das seit 1997. Er ist sicher einer der wenigen seiner Generation, mit denen sich die Theatergeschichte auch noch in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts und darüber hinaus beschäftigen wird. Das wird nicht allen gefallen, aber mein Wetteinsatz ist hierfür sehr hoch. Soviel zur Güte.
PS: Schade übrigens, ich zocke verdammt gerne, aber wir müssen uns Herrn Ostermeier betreffend leider einen anderen Wett-Gegenstand suchen:DDD, sehr geehrte/r A. Cotard!
Sie setzen die künsterlichen Erfolge Herrn Ostermeiers gleich mit einer erfolgreichen, wertschätzenden und angstfreien Klima am Theater und das ist leider ein Fehler. Da Erfolg nicht gleich angstfreies Arbeiten bedeutet! Ich will an dieser Stelle der Leitung an der Schaubühne nichts unterstellen, ich beziehe mich lediglich auf ihre Argumentation. Denn genau in diese Fall dürfen wir nicht mehr fallen, dass ein künstl. erfolgreiche*r Regisseur*in gleichbedeutend mit ist mit einer guten Leitungsqualität.
Ein Leitungsteam im Schauspiel kann und muss in Zukunft mit Schauspieler*innen besetzt sein.
Wieso auch nicht Ausstatter*innen?!
Das Grundproblem ist, dass Intendant*innen mit Dramaturg*innen und dann mit Gast-Regisseur*innen sich allerhand ausdenken und die Schauspieler im Endeffekt nur "friss oder stirb" haben.
Der/die Schauspieler*in bekommt in der Schauspielschule quasi von klein auf beigebracht allen und allem zu dienen und ich habe in bisher in 50 Inszenierungen es erst einmal erlebt, dass ein Kollege ein ganz klein wenig gegen die Art des Arbeitens protestiert hat. Ich erlebe in Konfliktsituationen immer wieder, dass Dramaturgen die Regie verteidigen, das Intendant*innen die Dramaturgie oder die Regie verteidigen, bisher aber eigentlich nicht, dass die die deutliche Kritik der Schauspieler verteidigt wird und dass sich die Regie zu "ändern" hat. Das ist für mich ein Kern des Konfliktes.
liebe kolleg*in, mir ist jede kluge, reflektierte Hospitant*in viele male lieber als jeder Wort-Akrobat auf dem Karussell, und ich pflichte bei, Dramatiker*innen, Komponist*innen, Szenenbildner*innen sollten in die erste Leitungsebene. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit als Heiner Müller im Team das BE geleitet hat; dass es damals nicht funktioniert hat, hatte eher Gründe ungenügender Organisation, als fehlerhafter Leistungen, was ich heute sehr bedaure. Einst war ja auch Christoph Hein ernsthaft im Gespräch als Co-Intendant des Deutschen Theaters - was hätte das für ein spannendes künstlerisches Experiment werden können, zumal sich ein Autor*innen-Theater nicht von der Kanzel verordnen lässt.
# 24
lieber Jan S., das ist ein Missverständnis. Die Gleichung heisst nicht, gute Regisseur*in oder Dramaturg*in = gute Intendant*in, und ich bin ganz Ihrer Meinung, dass eine Vertreter*in des Ensembles in die Leitung muss und in das Aufsichts-Gremium - denn das Theater ist in erster Linie das Theater der Mitarbeiter*innen. Ich habe in diesem Passus die Künstlerische Leistung Thomas Ostermeiers gewürdigt.
Und ja, die Schauspielschulen bereiten zu wenig vor auf die Wirklichkeit, Schauspieler*innen werden zu Anweisungs-Empfänger*innen erzogen. Dabei sind sie es, die die Abende und mithin das gesamte Theater tragen. Sie wieder in den Mittelpunkt zu stellen ist ein Anliegen aller, aber hierfür müssen sich alle Darsteller*innen in den Theatern engagieren.
Es gibt keinen rechtlichen Beweg-Grund zu jeder Anweisung eines Regisseurs auf der Bühne Ja zu sagen, es geht um Team-Work. Wenn die Ensembles enger zusammenrücken, dann können sich alle gegenseitig schützen. Erst dann entsteht eine Kultur, die die bisherige Folklore ablöst. Vorher sind alles nur Forderungen, die in den leeren Raum gehen....