Jenseits der einfachen Wahrheiten

21. Juli 2020. Die Schriftstellerin Irina Liebmann erhält den diesjährigen Uwe-Johnson-Preis. Das ist der Webseite des mit 20. 000 EUR dotierten Literaturpreises zu entnehmen, der seit 1994 verliehen wird. Liebmann wird für ihren im Frühjahr erschienenen Roman "Die große Hamburger Straße" ausgezeichnet.

In ihrem "einzigartigen Schreibprojekt" entwerfe Irina Liebmann ein Prosa-Netz, "in dem unterschiedliche Zeitebenen kunstvoll miteinander in Verbindung gebracht werden, die Spanne reicht vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart", wird aus der Jurybegründung zitiert. Über Adressbuchauszüge, Straßenpläne, eigene Tagebuchnotizen, Protokolle, Traumsequenzen, Reime, Metaphern würden "Zeit-Schwingungen erzeugt, die Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden." 

Irina Liebmann wurde 1943 in Moskau geboren, wohin ihr Vater Rudolf Herrnstadt vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohen war. Sie wuchs in Moskau und der DDR auf, arbeitete seit 1975 als freie Schriftstellerin in Berlin (Ost). Für ihr 2008 erschienenes Buch "Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt" erhielt Irina Liebmann 2008 den Preis der Leipziger Buchmesse. Im Deutschen Theater Berlin inszenierte Brit Bartkowiak 2015 eine Adaption des Liebmann-Romans "Berliner Mietshaus". 

Der Uwe-Johnson-Preis "würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der 'einfachen Wahrheiten' deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren." Unter den Preisträger*innen der Vorjahre sind Ralf Rothmann, Christoph Hein, Uwe Tellkamp, Lutz Seiler und Walter Kempowski. 

Die Preisverleihung an Irina Liebmann findet am Freitag, dem 9. Oktober 2020 im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt.

(sle)

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