Publikumsmagneten von Karl May bis Rimini Protokoll

30. Juli 2020. Der Deutsche Bühnenverein hat seine Werkstatistik für die Saison 2018/2019 veröffentlicht. Es war die letzte Spielzeit, die noch nicht von den Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie betroffen war. 463 Theater in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben der Redaktion ihre Daten gemeldet. Die Zahlen rund um die Inszenierungen ähneln denen der letzten Jahre: 4.749 gespielte Werke in Deutschland (minus 30 gegenüber der Vorsaison) in 7.152 Inszenierungen (minus 165) mit 82.052 Aufführungen (minus 998).

Shakespeare und das Verfolgerfeld

Im Schauspiel führen die Liste der meistinszenierten Autor*innen wie gewohnt William Shakespeare (96 Inszenierungen, minus 4), Bertolt Brecht (57, plus 10) und Friedrich Schiller (47, plus 5) an. In die Phalanx der Klassiker brechen Lot Vekemans (28 Inszenierungen), Robert Koall für seine Dramatisierung von Wolfgang Herrndorf (27) sowie Lutz Hübner (ebenfalls 27) ein.

Die meisten Zuschauer*innen erreichen neben Shakespeare, Brecht und Schiller der Bearbeiter der Karl-May-Werke für die Festspiele in Bad Segeberg Michael Stamp (402.110), Anna-Theresa Hick als Geschäftsführerin und Autorin der Störtebecker-Festspiele in Ralswiek auf der Insel Rügen (333.289), Jochen Bludau für seine "Winnetou"-Bearbeitung für die Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe (216.400) sowie der österreichische Boulevardtheater-Autor Stefan Vögel (118.656) und der Autor und Gründer des Düsseldorfer Theaters an der Kö René Heinersdorff (103.511).

Die meistgespielten Literaturvorlagen stammen von Franz Kafka, Wolfgang Herrndorf, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist und Hans Fallada, die meist gesehenen Literaturvorlagen von Karl May (619.347 Zuschauer).

"Tschick" und die Boulevardhits

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf ist das meistinszenierte Gegenwartsstück (18) und rangiert nur knapp hinter Goethes "Faust" (20) und Schillers "Räubern" (19). "Judas" von Lot Vekemans (17), "Terror" von Ferdinand von Schirach (12) und "All das Schöne" von Duncan Macmillan (11) schaffen es ebenfalls auf die von Klassikern dominierte Liste. Bei den meistaufgeführten Stücken folgen Stefan Vögels "Die Niere" (239 Aufführungen) und Florian Zellers "Die Lüge" (219) auf den Spitzenreiter "Faust" (278). Das meistgesehene Stück ist Karl Mays "Unter Geiern" in der Bearbeitung von Michael Stamp (402.110 Zuschauer).

Die Uraufführungen der Saison sind Lot Vekemans' "Momentum" (4 Inszenierungen mit 54 Aufführungen) und René Heinersdorffs "Komplexe Väter" (3 Inszenierungen mit 163 Aufführungen), die erfolgreichste deutschsprachige Erstaufführung stammt von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière mit "Alles was Sie wollen" (5 Inszenierungen mit 178 Aufführungen).

Die Spitzen im Kinder- und Jugendtheater

Im Kinder- und Jugendbereich kommen John von Düffel u.a. für eine Otfried Preußler-Bearbeitung (285) sowie Thilo Reffert (248) und Gertrud Pigor (208) auf die meisten Aufführungen, Kristo Šagor auf die meisten Inszenierungen (16). Die erfolgreichsten Stücke sind Kristo Šagors "Patricks Trick" (144 Aufführungen) und Sibylle Bergs "Mein ziemlich seltsamer Freund Walter" (140 Aufführungen).

Das Musiktheater wird wie so oft von Wolfgang Amadeus Mozart und der "Zauberflöte" dominiert, das Musical von Andrew Loyd Webber mit dem Hit "Starlight Express".

Anpassungsfähige Performances

Bemerkenswert ist die Liste der "PROJEKTE/PERFORMANCES mit den höchsten Aufführungszahlen", die praktisch komplett von Rimini Protokoll bestimmt ist, mit Installationen, Inszenierungen und ortsspezifisch anpassbaren Projekten: "Remote X" (356 Aufführungen), "Situation Rooms" (134), "win >< win" (120), "Unheimliches Tal/Uncanny Valley" (116), "Hausbesuch" (91), "Do's & Don'ts" (88) und Bubble Jam (79).

"win><win" von Rimini Protokoll führt mit 19.426 Zuschauer*innen die Liste der meistgesehenen Performances an.

Hier finden Sie alle Tabellen.

(Deutscher Bühnenverein / chr)

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