"Große künstlerische Aura"

Schwerin, 1. September 2020. Am Mecklenburgischen Staatstheater werden mit Beginn der Spielzeit 2021 / 22 und damit zum Amtsantritt des designierten Generalintendanten Hans-Georg Wegner auch weitere Leitungspositionen neu besetzt. Das gab das Theater heute in einer Pressemitteilung bekannt. Demnach wird Nina Steinhilber neue Schauspieldiretorin, Xenia Wiest neue Ballettdirektorin und Martin G. Berger übernimmt die Musiktheater-Sparte. Zusammen mit Generalintendant Wegner und den bisherigen Direktoren Mark Rohde (Generalmusikdirektor), Rolf Petersen (Direktor Fritz-Reuter-Bühne) und Thomas Ott-Albrecht (Intendant des Jungen Staatstheaters Parchim) sei das neue künstlerische Leitungsteam des Mecklenburgischen Staatstheaters damit "komplett", heißt es. 

"Spannende Bandbreite"

"Schwerin darf sich sehr auf das neue Team freuen", so der kommende Generalintendant in der Pressemitteilung: "Mit dieser künstlerischen Leitung können wir in allen 6 Sparten des MST eine unglaublich spannende Bandbreite an künstlerischen Ideen umsetzen und unserem Publikum anbieten. Dass diese renommierten Künstler*innen in Schwerin und Parchim arbeiten werden, zeigt eindrücklich, dass dieses Theater nach wie vor eine große künstlerische Aura besitzt, die wir mit dem neuen Team und allen Mitarbeiter*innen gemeinsam pflegen und ausbauen werden."

Internationale Erfahrungen

Die neue Schauspieldirektorin Nina Steinhilber, die in dieser Position auf Martin Nimz folgt, war zuvor seit 2016 als leitende Dramaturgin am Mecklenburgischen Staatstheater engagiert. Weitere Engagements führten sie unter anderem ans Schauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden sowie die Theater in Heidelberg, Karlsruhe und Bonn.

Martin G. Berger, neuer Leiter der Musiktheater-Sparte, ist Regisseur, Autor und Übersetzer. Inszenierungen erarbeitete er unter anderem am Theater Basel, an der Staatsoper Hannover und am Deutsche Nationaltheater Weimar. 2018 war er für den Theaterpreis "Der Faust" nominiert.

Die künftige Ballett-Chefin Xenia Wiest war 15 Jahre lang Mitglied des Berliner Staatsballetts, nachdem sie in der Stuttgarter John Cranko Ballettschule ausgebildet wurde. Als Choreographin verzeichnet sie zahlreiche Auftragsarbeiten, darunter für das Stanislavsky Theater Moskau und Ballet de l’Opera National de Bordeaux. 

(Mecklenburgisches Staatstheater / jeb)

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Kommentare  
Leitungswechsel Schwerin: Offener Brief Tanz
Offener Brief über theaterverlag-Link
https://www.der-theaterverlag.de/tanz/archiv/artikel/dismissed/?fbclid=IwAR0nTLMv0pCr4QfCEivj5qJhbPg9z_pQtZmwKrmMh6SXi_L_w6pd8deT8NU
(in Englisch) des nahezu vollständig nichtverlängerten Ballett-Ensembles Schwerin durch Intendanten,-und Ballettdirektor-Wechsel: vielleicht auch ein Beispiel dafür wie im deutschsprachigen Theatersystem gar in solchen schwierigen komplexen Situationen mit vielen ausländischen Kollegen umgegangen wird, trotz zum Teil erschwerter Lebensumstände. Das eine ist sich fremd zu fühlen, zu fremdeln, aber das andere, auch noch vollständig befremdet zu werden, wo eh alle dicht machen, nur weil es so scheiß bequem und einfacher ist. (...) Selbst am eigenen Haus keine reale Chancen zum Vortanzen, sich vorzustellen und kennenzulernen über Vorstellungen oder gar 1-2 Arbeiten, aber fast alle derselben Sparte "all-inclusive samt direkten künstlerischen Leiter" nichtverlängern (bis auf 1-2) mitten in der Pandemie bei aktuellen Bewerbungschancen und Theatern ohne Vorstellungsbetrieb, also auch keine Vorzeigerollen für Bewerbungen.... (...)

(Anm. Redaktion: Mehrere Passagen überspannter Polemik sind aus diesem Kommentar entfernt worden. Unsere Kommentarregeln: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102#kommentarkodex)
Leitungswechsel Schwerin: ashamed
"The Nichtverlängerungsgespräch is a farce and a process that German theatres should be ashamed of."
Das ist, aus dem angegebenen offenen Brief zitiert, auf den Punkt gebracht. Die Abwesenheit von Anstand und Respekt wird durch die Institutionalisierung offenbar. Der zutiefst deutsche Ansatz Ungerechtigkeit über Struktur zu verhindern verkehrt sich zumeist in sein Gegenteil und bekommt eine grausame Ausprägung.
Leitungswechsel Schwerin: Fachartikel
Es gab auch schon Fachartikel (siehe Link https://www.facebook.com/photo?fbid=3720925631310555&set=a.117719214964566 - Artikel aus der GDBA-Zeitschrift 2/2021)

über die betriebswirtschaftliche Sinnmäßigkeit, Notwendigkeit und dispositorische Relevanz der Nichtverlängerungen beim Intendantenwechsel, die während der Pandemie weiterhin gar auch in solchen Formen legitimiert werden. Und es sind mehrere Häuser mit kompletten Sparten betroffen.
Auch wenn diese Nichtverlängerungen nicht verboten sind, machen sie aktuell nicht nur keinen Sinn, betrieblich nicht, finanziell für die Leitung garnicht, sondern stehen, wie auch die Tänzer sagen, für die Beschneidung der künstlerischen Freiheit von Angestellten und die willkürliche künstlerische Freiheit einer Leitung. Apropos Leitungsagenda, Eigenagenda. Auch die Tänzer beleuchten deutlich, dass auch bei Ihnen nur der Kollege/Kollegin verlängert wurde, der schon so lange da ist, so viele Dienstjahre am selben Haus (8Jahre) hat, dass er/sie Anspruch auf einige Monate Abfindung hätte im Falle der Nichtverlängerung. Im GDBA-Artikel wird darauf hingewiesen, dass nichtverlägerte Kollegen nicht in Kurzarbeit geschickt werden dürften, somit das Haus durchaus ein größeres Leergeld zahlt, in Kauf nimmt, um um jeden Preis eine neue künstlerische Ausrichtung durchzuziehen. Und es muss erstmal ein neues Team komplette Stücke neuproduzieren um überhaupt spielbares Repertoire zur Verfügung zu haben und wieder Einnahmen generieren zu können, sobald der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird endlich. Frühere Stücke, bereits Produziertes nur noch nicht Aufgeführtes kann eben nicht gehalten werden, wenn so viele in einer Sparte auf einmal gehen müssen. Und das an einem Haus, wo angeblich der Intendant Desinteresse und Unwissen gegenüber der Sparte offen äußert. Wie kompromittierend auch für neue Angestellte, das neue Team und die 1-2 die bleiben dürfen: Das ist die Perspektive für die Gehenden und auch für die Kommenden?
Es zeugt auch eher vom schlechten Geschmack so eine Mitteilung ans Ensemble, dass der Spartenleiter geht, bei einer Versammlung zu machen, die gerade in der Pandemie für alle Kollegen überall eine große Wichtigkeit hat, weil man sich teils ewig nicht sieht und selbst Leitungen Schwierigkeiten haben den Kontakt zu halten zu Angestellten bei der Menge von immer wieder neuen Änderungen, Mitteilungen, die aktuell dauernd anstehen und kein Ende nehmen.
Auf jeden Fall haben aktuell diese Versammlungen, die Leitungen einberufen in gewissen Zeitabstände, um das ständige sich ändernde Pandemie-Programm etwas näher zu erläutern, größeren moralischen Mehrwert, als man das so für solche Zwecke nutzen sollte: rein trocken praktisch. Sowas geht besser und gehört vor allem anders.

Im Übrigen, Abfindungen nach bestimmter Anzahl von Dienstjahren am selben Haus kommen selten vor, weil es gängige Praxis ist, Kollegen nicht so lange weiter zu beschäftigen, weiter zu verlängern, somit die Anzahl der notwendigen Jahre am selben Haus nur schwer zusammenkommen, es meist nur in wenigen Fällen vorkommt das überhaupt Anspruch auf so eine Abfindgung entsteht. Diese Kollegen, werden dann fast immer gehalten, um die Abfindung nicht zahlen zu müssen, was auch daher absurd ist, weil es nicht um derart hohe Summen geht. Vor allem nicht im Vergleich zum Leergeld, der entsteht, wenn nun eben über einige Monate ein Haus praktisch ein ganzes Tanzensemble plus Spartenleiter nicht in Kurzarbeit schicken darf.
Leitungswechsel Schwerin: anderswo noch schlimmer
@Konstantin #2
Völlig richtig! Und was es noch viel härter macht, leider ist das Theater-System für Performer*innen in den meisten anderen Ländern noch viel, viel schlimmer als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, den USA, Canada oder Australien hangelt sich jede*r nur von Stückvertrag zu Stückvertrag, ohne irgendeine Planungssicherheit oder sonstige Absicherung. Irgendwas muss sich ändern!
Leitungswechsel Schwerin: Kürzungen
Selbst folgendes vom meinem Original-Diskussionsbeitrag zum Thema Nichtverlängerung bei Intendantenwechsel und aus künstlerischen Gründen wurde komplett gestrichen und manches andere auch, daher mache ich mal einen Strichvorschlag, der vielleicht auch hätte von nachtkritik kommen können, was etwas konstruktiver und zielführender gewesen wäre:

"(...) nur weil was vertraglich nicht explizit verboten ist, heißt es nicht, dass es auch rechtskonform und juristisch in Ordnung ist. (Geschweige denn menschlich.) Kein Vertrag, auch nicht NV-Bühne, dient dazu alles zu benennen, was verboten ist, sondern dazu eine Rechtsgrundlage für die Parteien zu schaffen in dem sie agieren könnendürfensollten (in quasi vertraglicher Rechtsabsicht). Sofern Nichtverlängerungen aus künstlerischen Gründen aktuell ausgesetzt sind, nicht möglich sind gemäß NV-Bühne und dieselben Verträge aber beim Intendantenwechsel, also beim kompletten oder teilweise Leitungswechsel inmitten so einer sensiblen Situation, nichtverlängert werden können, ist das wohl eher dem Interessenskonflikt (....) "
- besonders aber hier wurde es ggf. im Erstbeitrag für nachtkritik zu kritisch mit der (End)Aussage, also ist der Satz hier unvollendet.

Weiter dann:

"(...) Auch in den Fällen geht es um künstlerische Gründe der Nichtverlängerung, offensichtlich, es geht ja bei der Nichtverlägerung im Falle von Intendantenwechsel um die künstlerische Neuausrichtung eines Hauses und/oder einer Sparte, daher wird auch in diesem Fall praktisch eine komplette Sparte in die Wüste geschickt. Wer das auch noch versucht juristisch derart von einander abzuspalten ( ("Strich 1 Wort") weiterhin im normal NV-Bühne so verankert) indem er sagt, er kennt das Genre/die Sparte/den Kollegen nicht/hat sie auch noch nie gesehen auf der Bühne, interessiert sich nicht dafür ("...Strich..."), also sei alles unpersönlich ("...Strich..."), verkennt (... Strich, der leider das zynisch kommentiert hat, was die Tänzer über den Umgang/Tonfall ihnen gegenüber beschrieben haben - und das ist oft eine nicht sonderlich seriöse und unpassende Ausdrucksweise von Leitungen um mit ihren Mitarbeitern umzugehen, also sorry, wenn das derart überspitzt war-) ...vollends die Realität seines unsachlichen und auch.... ("lieber Strich vom Adjektiv", da manche anscheinend erst Gerichtsurteile brauchen, um eine rechtliche Einschätzung theoretisch nachvollziehen zu können, weil inhaltlich ihrerseits was nicht verstanden wird in der Argumentation).... ...Vorgehens."


Beim restlichen Teil des Originalbeitrags lass ich mal lieber die Überzeugungsarbeit.
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