Presseschau vom 5. November 2020 – Herbert Grönemeyer fordert Vermögensabgabe der Millionär*innen für Künstler*innen

Soli für darbende Künstler*innen, Roadies, Clubbesitzer und andere

Soli für darbende Künstler*innen, Roadies, Clubbesitzer und andere

5. November 2020. In der Zeit schlägt der Musiker Herbert Grönemeyer vor, dass die "vermögendsten Menschen des Landes" den durch "die Pandemie und den neuerlichen Lockdown in Not" geratenen Künstler:innen mit einer Vermögensabgabe "zur Seite springen".

Wir halten von unten

"Welchen Anteil hat Kultur in unserem Leben?" fragt Grönemeyer und antwortet: "Wir unterhalten, aber wie das Verb beinhaltet, wir halten von unten." Kultur stütze die Menschen "in ihrer Verzweiflung, Trauer, in ihrer Lust, Freude, ihrem Lachen, ihrem Mut und ihrer Zuversicht". Sie lasse ihre "Gehirne wachsen", nähre ihre Sicht, ihren Aufbruch, kläre und hinterfrage. Doch in der Pandemie liege dieses Vermögen der Kultur brach, die Künstler*innen verdursteten.

Kultur sei auch eine "göttliche, bodenlose Flucht ins unermesslich Unerklärbare". Doch nun lägen all diese Ersatzwelten "flach und zusammengefaltet herum, nichts baut sich vor uns und uns auf". Der geistige "Kampfstoff ginge verloren.

Nicht nur die Künstler:innen, auch die "Crews, Techniker, Bühnenbauer, Beleuchter, Trucker, Busfahrer, Caterer, Roadies, Aufbauhelfer, Toningenieure, Clubbesitzer, Veranstalter, Securities und viele weitere" seien bedroht von "Insolvenzen, sie greifen bereits ihre Altersreserven an, da sie keine Arbeitslosenversicherung haben". Dabei sei der Veranstaltungsbereich  "der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands mit 130 Milliarden Euro Umsatz" und insgesamt "ungefähr einer Million Beschäftigten und 10.000 Acts, Künstler und Künstlerinnen".

"Eine Gesellschaft ist eine Familie"

Aus all diesen und mehr Gründen fordert Grönemeyer: "Der Zugang für all die Solo-Selbstständigen in dieser Branche zu dem Hilfsfonds der Bundesregierung muss radikal vereinfacht werden", ihnen solle ein unkompliziert zu beantragendes "Kurzarbeitergeld" zustehen. Darüberhinaus jedoch sollten "die Vermögendsten", die Millionäre des Landes mit einer zweimaligen Solidaritätssonderzahlung "von zum Beispiel 50.000 bis 150.000 Euro, jeweils in diesem wie auch im nächsten Jahr" für Künstler*innen und ihre abhängigen Hilfstrüpple*innen, "Existenzen sichern, Pleiten auffangen und Ängste mildern".
"Eine Gesellschaft ist eine Familie. Wenn Brüder oder Schwestern, Cousinen oder Vettern unverschuldet zum Beispiel aufgrund einer Naturkatastrophe ihre Existenz verlieren, wenn sie von Zukunftsängsten zermürbt werden, weil ihre finanziellen Grundlagen wegzubrechen drohen, dann ist es mehr als selbstverständlich, dass die, die haben in der Familie, ihnen zur Seite springen und versuchen zu helfen."

(Die Zeit /  jnm)

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