Spuren verwischen

27. Januar 2021. Die Regisseurin Andrea Breth erhält den Joana-Maria-Gorvin-Preis 2020. Der 1995 im Andenken an die Schauspielerin Joana Maria Gorvin gestiftete Preis wird von der Sektion Darstellende Kunst der Berliner Akademie der Künste (AdK) alle fünf Jahre für eine "überragende Leistung einer Theaterkünstlerin im deutschsprachigen Raum" vergeben, wie es in der Pressemitteilung der AdK heißt. Das Preisgeld beträgt in diesem Jahr 10.000 Euro.

Breth Andrea 280 Bernd Uhlig uAndrea Breth © Bernd UhligDie Jury, zu der Jürgen Flimm, Christian Grashof, Volker Ludwig, Klaus Völker und Jossi Wieler gehörten, würdigt Breth als Theaterfrau, "die auf eine zielstrebige, aber nie opportunistisch-ehrgeizige Karriere zurückblicken kann". Für die Regisseurin seien Spieler "keine Erfüllungsgehilfen eines Regiestils, wenn sie restlos gut gearbeitet hat, sind die Spuren ihres präzisen und doch immer rückhaltlos zu Gefühlen sich bekennenden Arbeitens verwischt."

Andrea Breth, geboren 1952 in Rieden, wuchs in Darmstadt auf. Neben dem Literaturstudium in Heidelberg war sie 1972 bis 1973 Regieassistentin am dortigen Theater, wechselte mit dem Intendanten Peter Stoltzenberg nach Bremen, wo sie 1975 erstmals inszenierte. Seither war sie an diversen Theatern im deutschsprachigen Raum tätig. 1983 bis 1985 war Breth am Theater Freiburg engagiert und erhielt für ihre Inszenierung von Lorcas "Bernarda Albas Haus" 1985 ihre erste Einladung zum Berliner Theatertreffen sowie die Auszeichnung zur Regisseurin des Jahres in der Kritikerumfrage von "Theater heute".1986 bis 1989 inszenierte sie am Schauspielhaus Bochum, 1990 bis 1992 am Burgtheater Wien.

Von 1992 bis 1997 war Andrea Breth künstlerische Leiterin der Berliner Schaubühne, von 1999 bis 2006 Hausregisseurin und anschließend regelmäßig Gast des Burgtheaters Wien, seit 2002 auch bei den Salzburger Festspielen. Insgesamt war sie sieben Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Breth ist auch als Opernregisseurin tätig.

Unter ihren zahlreichen Auszeichnungen finden sich der Nestroy-Preis fürs Lebenswerk, der Berliner Theaterpreis, das Österreichische Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse sowie das Große Verdienstkreuz und das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. Andrea Breth gehört seit 2018 dem Orden "Pour le mérite" an und ist seit 1992 Mitglied der Akademie der Künste.

Die bisherigen Preisträgerinnen des Joana-Maria-Gorvin-Preises sind Pina Bausch (1995), Anny Schlemm (2000), Anja Silja (2005), Jutta Lampe (2010) und Kirsten Dene (2015).

(Akademie der Künste / chr)

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Kommentare  
Andrea Breth: die Bochumer Jahre
Ich darf hier ergänzend anmerken, daß Andrea Breth von 1986 an viereinhalb Jahre am Schauspielhaus Bochum gearbeitet hat - und glaube, nicht zu übertreiben, wenn ich hinzufüge, daß diese Zeit ihren Werdegang stark befördert hat.

(Werter Frank-Patrick Steckel, nichts Wesentliches soll der Nachwelt unterschlagen werden. Die Information ist eingefügt. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Andrea Breth: Jury
Und für diesen Preis, der explizit die Arbeit von Frauen würdigen soll, ließ sich keine einzige Frau für die Jury finden?
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