Presseschau vom 16. April 2021 – Armin Petras äußert sich öffentlich zu Rassismus-Vorwürfen

"Dummheit, Nachlässigkeit, Ignoranz"

"Dummheit, Nachlässigkeit, Ignoranz"

16. April 2021. Der Regisseur Armin Petras hat sich erstmals zu den gegen ihn erhobenen Rassismus-Vorwürfen geäußert. In einem Text, den der Bremer Intendant Michael Börgerding am 14. April auf der Website seines Theaters publiziert hat, zitiert Börgerding – mit dessen Einverständnis – aus einer E-Mail, die Petras einen Tag nach Veröffentlichung der Vorwürfe an Ron Iyamu geschrieben habe. Der Schwarze Schauspieler hatte in seiner Diplomarbeit und in einem Fernsehbeitrag Rassismuserfahrungen am Schauspiel Düsseldorf benannt. Einer der Beschuldigten – zwar von Iyamu nicht namentlich genannt, aber durch die Schilderungen identifizierbar – war Petras. Dieser habe ihn bei Proben zu Georg Büchners Dantons Tod wiederholt als "Sklave" angesprochen.

In der E-Mail heißt es: "Erst einmal möchte ich mich in aller Umfänglichkeit bei dir um Entschuldigung bitten (sic!), entschuldigen dafür, dass ich und die Zeit, die du mit mir in der Produktion verbracht hast, deinen Leidensdruck als Schwarzer Deutscher in dieser Gesellschaft nicht verringert, sondern vergrößert hat." Und weiter: "Wenn ich dich in der Probe mit dem Namen der von uns beiden entwickelten Figur 'Sklave' angesprochen habe, war das für mich erstmal bei etwa zwanzig anderen Figuren/Rollennamen ein Begriff, der mir im weitesten Sinne zur Verständigung 'brauchbar' erschien. Auf deine Aufforderung, diesen Begriff nicht mehr zu verwenden, bin ich meines Wissens sofort eingegangen."

Nach Durchsicht eines Entwurfs von Börgerdings Text habe Petras sich hier selbst korrigiert: "Der Rollenname war eben nicht 'Sklave'! (Dieser Punkt kommt in meiner Mail an Ron nicht deutlich zum Ausdruck… klar nach 1,5 Jahren und einer völlig anders gefärbten Erinnerung, quasi am Tag 1 meiner eigenen Aufarbeitung ...). Der Rollenname lautet ‚Toussaint Louverture, ein ehemaliger Sklave‘. Diesen Begriff fahrlässig bei aller Umtriebigkeit und Probenaufregung so zu verkürzen und damit in sein Gegenteil umzukehren, IST GERADE MEIN HAUPTFEHLER gewesen..., ein Fehler, der nichts mit angeblich behaupteter Provokation oder Übergriffigkeit zu tun hat, sondern mit Dummheit, Nachlässigkeit, Ignoranz..."

Am Ende seiner Mail an Ron Iyamu schreibe Petras: "Vielleicht noch einfacher gesagt, es reicht heute nicht mehr, nur kein Rassist zu sein, es geht darum, sich antirassistisch zu verhalten und das so auch permanent zu kommunizieren. Mit Worten, Gesten, Bildern, eigenem Verhalten und zwar egal wo, genauso in der Umkleide wie am Kaffeeautomaten oder auf der Probe. In diesem Lernprozess befinde ich mich zurzeit."

(Theater Bremen / miwo)

 

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