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Mülheimer Dramatikpreis an Ewelina Benbenek
Virtuose Suchbewegung
30. Mai 2021. Den diesjährigen Mülheimer Dramatikpreis 2021 erhält Ewelina Benbenek für ihr Stück "Tragödienbastard". Das teilen das Theaterbüro der Stadt Mülheim an der Ruhr mit, die den von 15. 000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr zum 46. Mal vergibt.
Die Entscheidung fiel am Ende einer gut dreistündigen livegestreamten Jurydebatte. "Tragödienbastard" setzte sich zuletzt gegen "Reich des Todes" von Rainald Goetz durch. Für den Preis nominiert waren darüber hinaus "Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden" von Sibylle Berg, "Der goldene Schwanz" von Rebekka Kricheldorf, "9/26 – Das Oktoberfestattentat" von Christine Umpfenbach, "Stummes Land" von Thomas Freyer und "Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder" von Boris Nikitin. Der Jury gehörten in diesem Jahr die Theaterkritikerin Eva Behrendt, der Nachtkritik-Redakteur Janis El-Bira, die Schauspielerin Kathleen Morgeneyer, die Dramaturgin Marion Tiedtke und der Regisseur Jakob Weiss an.
"Tragödienbastard" sei ein Text, zitiert die Pressemitteilung die Jurybegründung, der sich mit großen Themen auf und hinter der Bühne beschäftigt: von Sexismus über Rassismus bis hin zu Klassismus, ohne dabei in Sozialkitsch abzudriften. Er zeichne sich durch eine virtuose Suchbewegung in der Sprache aus und sei eine sehr reife Form autofiktionalen Erzählens. Zudem wecke er ein Gefühl für Stimmen und Raum im Theater. Das Stück wurde im Oktober 2020 von Florian Fischer im Schauspielhaus Wien uraufgeführt.
Ewe Benbenek, 1985 in Polen geboren und in Deutschland aufgewachsen, studierte Kultur- und Literaturwissenschaften und war von 2014 bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Neuere Deutsche Literatur / Theaterforschung der Universität Hamburg. "Tragödienbastard" ist ihr erstes Theaterstück.
(Stadt Mülheim / sle)
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Dieser fantastische Erfolg für das Projekt "Tragödienbastard" ist auch eine große Bestätigung für das Konzept des "Arbeitsateliers", das das Schauspielhaus Wien gemeinsam mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz - unterstüzt vom Deutschen Literaturfonds - über fünf Spielzeiten durchführt. Es ging dabei immer darum, unterschiedliche Modi von Autor*innenschaft zu erproben und die klassische Trennung von "Dichter*in am Schreibtisch" und "Regieteam auf der Probebühne" zu verflüssigen. In diesem Fall gab es über den Zeitraum von fast zwei Jahren vor der Premiere einen sehr intensiven Austausch zwischen Ewe Benbenek, dem Regisseur Florian Fischer und der Dramaturgie des Schauspielhauses, in dem Struktur und Themen des Textes entwickelt und zugespitzt wurden. Insofern gilt heute auch großer, herzlicher Dank Edith Draxl von uniT Graz für ihre Unterstützung und Florian Fischer für den Arbeitsprozess und diese starke Inszenierung.