30. Oktober 2008 – Gemeinsame Erklärung des Deutschen Schauspielhauses und der Kultursenatorin zu "Marat"

Ach!

Hamburg, 30. Oktober 2008. Das Hamburger Schauspielhaus verschickt folgende gemeinsame Erklärung von Kultursenatorin Karin von Welck und Intendant Friedrich Schirmer:

"Die unterschiedlichen Auffassungen konnten wir heute in einem persönlichen Gespräch vollständig klären. Wir werden auch in Zukunft ganz selbstverständlich so vertrauensvoll zusammenarbeiten wie bisher. Unbenommen des Dissenses in der Bewertung der Inszenierung von Volker Lösch, haben wir uns unserer gegenseitigen Wertschätzung versichert. Damit betrachten wir die Angelegenheit als für uns erledigt."

 

Auch dieser Vorgang bleibt in der Presse freilich nicht unkommentiert:

"Schuld ist jetzt das Telefon", weiß Maike Schiller am 31.10. im Hamburger Abendblatt. Sie zeigt sich einigermaßen verwundert, dass in dem "diesmal persönlichen, eine Stunde dauernden Krisengespräch" zwischen Karin von Welck und Friedrich Schirmer am Donnerstag eine "vollständige Klärung zweier immerhin diametral entgegengesetzter Standpunkte" stattgefunden hat, die in der "gemeinsamen Sprachregelung" der abgegeben Verlautbarung mündete. Schirmer habe das auf Nachfrage mit den Worten kommentiert: "Tja, Telefon-Kommunikation. Jeder nimmt so ein Gespräch unterschiedlich wahr." Schiller übersetzt die Erklärung außerdem so: "Niemand möchte zurücktreten – nicht einmal von der ursprünglich behaupteten Position im 'Marat'-Streit". Jeder bleibe bei seiner vorher getätigten Aussage, "logisch bleibt trotzdem: Nur einer kann recht haben." Der letzte Satz von der für beide erledigten Angelegenheit drücke wohl "die Hoffnung aus, in Zukunft vor lästigen Nachfragen verschont zu bleiben" und erinnere außerdem "stark an Loriot".

stg (Stefan Grund) informiert nach der einvernehmlichen Erklärung von Intendant und Senatorin auf Welt online (30.10.) darüber, dass Christel Oldenburg, kulturpolitische Sprecherin der SPD, "eine 'eindeutige und unmissverständliche Stellungnahme'" gefordert habe. Sie warne "'vor dem Versuch der Politik, Einfluss auf die Kultur nehmen zu wollen'. Um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen, werden Abgeordnete der SPD-Bürgerschaftsfraktion am Freitag im Schauspielhaus die Aufführung 'Harper Regan' sehen" und anschließend mit dem Intendanten über die "Marat"-Inszenierung sprechen, "das sie allerdings nicht gesehen haben", so Grund in Berufung auf SPD-Pressesprecher Christoph Holstein. Für die Linke habe deren sozialpolitischer Sprecher Wolfgang Joithe erklärt: "Es ist bezeichnend: Ein Senat, der sich gegen einen substanziellen Armuts- und Reichtumsbericht sträubt, kann auch kein Interesse daran haben, dass die Kunst die soziale Schieflage der Hansestadt im Schauspielhaus mit anderen Mitteln anprangert."

 

 

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