Mehr als ein Dokument des Verlusts

30. Juli 2021. Der Deutsche Bühnenverein legt die Werkstatistiken der von der Corona-Pandemie stark betroffenen Spielzeit 2019/2020 vor. Insgesamt stellten 410 Theater in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Daten zur Verfügung, davon 353 aus Deutschland. Im Vorjahr nahmen 386 deutsche Bühnen an der Werkstatistik teil - eine Verringerung von elf Prozent, die wohl vor allem durch ausgefallene Festspiele zustande kam. 

Wenig überraschend verzeichnete die Saison überall deutliche Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr: "Um rund 13 Prozent gesunken ist die Zahl der gespielten Werke in Deutschland (von 4.749 auf 4.166), um rund 14 Prozent die Zahl der Inszenierungen (von 7.152 auf 6.220). Dramatischer sind die Rückgänge bei den Aufführungen in Deutschland: Die Verringerung von 82.052 auf 56.122 Aufführungen bedeutet einen Rückgang um ca. 33 Prozent gegenüber der Vorsaison", verlautet es der Deutsche Bühnenverein. 

Der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne, nennt die diesjährige Spielzeiterfassung dennoch "keineswegs nur das Dokument eines Verlustes, sondern auch Zeichen für neue künstlerische Entwicklungen". Grandmontagne bezieht sich dabei auf 584 Streams, die Theater in Deutschland ausstrahlten – 15 Prozent davon waren Inszenierungen, die eigens für den digitalen Raum entwicklet wurden. Die Werkstatistik wurde um das Kapitel "Digitales Theater" ergänzt. 

Wenig Veränderung zeigte sich hingegen bei den meistgespielten Autor:innen und Werken. Die höchsten Inszenierungszahlen (genreübergreifend) in Deutschland erreichten Humperdincks "Hänsel und Gretel" (27 Inszenierungen), Goethes "Faust" (22 Inszenierungen) und Mozarts "Don Giovanni" sowie "Die Zauberflöte" (jeweils 20 Inszenierungen), gefolgt von "La Bohème", "Nathan der Weise" und "Hamlet" (jeweils 18 Inszenierungen) sowie der Romanbearbeitung "Tschick" (16 Inszenierungen).

 

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Wie auch im Vorjahr besetzen William Shakespeare (77 Inszenierungen), Bertolt Brecht (43) und Friedrich Schiller (42) die ersten drei Plätze der meistinszenierten Autor:innen. An Gegenwartsautor:innen kehren Lot Vekemans, Lutz Hübner und Elfriede Jelinek in die Liste der Autor:innen mit den höchsten Inszenierungszahlen im deutschsprachigen Raum zurück. 

In der Sparte "Projekte/Performances" dominiert wie auch in der vorangegangenen Spielzeit das Kollektiv Rimini Protokoll und belegt mit "Remote X" (371 Aufführungen), "Unheimliches Tal/Uncanny Valley" (235 Auff.), "win >< win" (194 Auff.) und "Situation Rooms" (113 Auff.) die ersten vier Plätze im deutschsprachigen Raum. 

(joma / www.buehnenverein.de)

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