Theater goes TikTok

6. Oktober 2021. Das Nationalheater Mannheim hat den ersten Stipendiat:innen-Jahrgang seines im Juli 2021 gegründeten Instituts für Digitaldramatik benannt. Nach Ausschreibung und Werkstattphase "wurden neun Künstler:innen mit ganz unterschiedlichen künstlerischen Hintergründen und Arbeitsweisen gefunden, die für ein breites Spektrum dessen stehen, was Autor*innenschaft im digitalen Raum bedeuten kann", so das Theater in einer Pressemitteilung.

Die Stipendien werden vergeben an:

{slider=Jchj V. Dussel|closed} Autorj und Performance-Künstlerj. Studierte in Braunschweig und Istanbul Film/Video, Performance, Malerei und Freies Schreiben. Jchj erhielt 2016 das Stipendium Autorenwerkstatt Prosa des LCB und gründete 2018 das Performance-Duo BR*OTHER ISSUES mit Moritz Sauer. Gemeinsam schrieben, inszenierten und performten sie zuletzt 2019 DAYDREAMS & NIGHTSCREAMS beim Spieltriebe Festival am Theater Osnabrück, sowie HERTHA & WERTHER feat. Lucie Mayé in Berlin. 2019 wurde Jchjs Text DARK ROOM am Schauspiel Hannover uraufgeführt und 2021 am Maxim Gorki Theater als Stream neu inszeniert. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (u.a. Edit, Bella Triste, das Narr, Epilog). Jchj V. Dussel gibt die queere Literaturzeitschrift Glitter mit heraus, isst vegan und studiert Agrarwissenschaften.

{slider=FEELINGS (Jil Dreyer & Josef Mehling)|closed} FEELINGS umfasst die künstlerischen Arbeiten, performative Forschung, Games und Gefühle, die Jil Dreyer und Josef Mehling seit 2017 mit- und füreinander entwickeln. Sie lassen sich von Formen wie (Video-/Roleplaying-) Games, Performance und Tanz inspirieren, um neue Formen des kollaborativen Erzählens im Digitaltheater zu entwickeln. FEELINGS präsentierte u.a. Arbeiten am Staatstheater Mainz, in der Gessnerallee Zürich, am Künstlerhaus Mousonturm und im FELD Theater Berlin. Jil zeigte darüber hinaus im Juni 2021 die Performance "strings attached. mini_archive of queer futures" im Rahmen der Queer Week am Maxim Gorki Theater. Josef erarbeite im April 2021 mit Emmie Finckel als Teil des "Love Songs Projects" an der Yale University die Online-Installation "18." und trat im August 2021 im Stück "Spirit Junkie" von Dhari Noel am Wild Project in New York City auf.

{slider=Seda Keskinkılıç-Brück|closed} ist freischaffende Autorin und Künstlerin. Sie studierte im Master Philosophie und Sprachwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Während des Studiums hospitierte sie in der Spielzeit 2017/18 am Schauspielhaus Bochum in den Bereichen Regie und Dramaturgie. Hier arbeitete sie u.a. in den Produktionen "Istanbul", "Ende gut, Alles gut" sowie "Geschlossene Gesellschaft". Nach ihrem Abschluss im Jahr 2019 war sie als Produktionsassistentin am Jungen Nationaltheater Mannheim an der Umsetzung des rassismuskritischen Projekts "Happyland" tätig. Es folgte eine Beschäftigung am Kulturamt der Stadt Mannheim im Bereich Projektmanagement für das Theaterfestival Schwindelfrei 2020. Hier arbeitete sie u.a. mit der künstlerischen Leitung Olivia Ebert zusammen. Im Rahmen des Theaterfestivals war sie zudem eines von sieben Beiratsmitgliedern, die die künstlerische Leitung hinsichtlich eines diskriminierungssensiblen Umgangs mit Diversität berieten. Seit der Spielzeit 2020/21 ist Seda Keskinkılıç-Brück Teil der künstlerischen Forschungsresidenz "JOIN: Facing Racism – Challenging Structures" am Jungen Nationaltheater Mannheim.

{slider=Ralph Tharayil|closed} geboren in der Schweiz, schreibt Hörstücke und lyrische sowie prosaische Texte, die in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und mehrfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Preis für Prosa beim 25. open mike, einer Nominierung für den Grimme Online Preis und dem Werkstattstipendium des Literarischen Colloquium Berlin. Nach dem Studium der Germanistik und Medienwissenschaften in Basel folgten Regieassistenzen am Treibstoff Festival und Under The Radar Festival in New York sowie Workshops mit Boris Nikitin, Gob Squad und Performances für Hofmann & Lindholm. In Kooperation mit der Kaserne Basel entstand die autobiografische Tanzperformance Keshava / Tharayil, die kulturelle und körperliche Repräsentationsstrukturen in der schweizerisch-indischen Diaspora befragt. 2021 ist er mit seinem Romanprojekt Stipendiat der Akademie der Künste Berlin.

{slider=Wilke Weermann|closed} begann 2014  sein Regiestudium an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Im selben Jahr wurde sein erstes Drama "Abraum" für den Retzhofer Dramapreis 2015 nominiert, um dann 2016 mit dem Hauptpreis des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik ausgezeichnet zu werden. Die Uraufführung fand in der Kammer 3 der Münchner Kammerspiele Anfang 2017 statt und wurde daraufhin zum Körber Studio Junge Regie eingeladen. Zeitgleich wurde dort seine eigene Inszenierung "Der entfesselte Wotan" gezeigt. Seine Inszenierung "Fahrenheit 451" am Schauspiel Stuttgart, zugleich seine Abschlussinszenierung für die Akademie der Darstellenden Kunst Baden-Württemberg 2017, erhielt eine Einladung zum Festival "radikal jung 2018" in München. 2018 entwickelte Weermann außerdem das Stück "Odem. Schauspiel für drei Androiden und eine Nonne" am Staatstheater Kassel. In der Spielzeit 2019/2020 wurden seine Stücke "Coming of Rage" am Jungen Deutschen Theater Berlin, "I am Providence" am Staatstheater Kassel in Eigenregie, sowie "Angstbeißer" unter Regie von Anna Marboe am Schauspielhaus Wien zur Uraufführung gebracht. "Angstbeißer" wurde zudem ausgezeichnet mit dem Hans-Gratzer-Stipendium. Sein Stück "Hypnos" wurde für den Hauptpreis des Heidelberger Stückemarkts 2021 nominiert. Seit 2018 wird Wilke Weermann zudem durch das FORUM Text von uniT der Karl-Franzens-Universität Graz gefördert.

{slider=Niels Wehr|closed} ist Regisseur und arbeitet an der Schnittstelle von Text, Performance und Videokunst. Mit ersten Videokameras hantiert er bereits als Schüler und verbindet seine Arbeit seither immer mit dem bewegten Bild. Das Bearbeiten filmischer Selbstverständlichkeiten prägt seine Arbeiten ebenso, wie eine ausgesprochene Freude an Authentizitätsspielen und Gegenwartsgeschrei. Das Schreiben ist dabei zum Sprechen da, auf der Suche nach Gefühl und Haltung, zwischen den messbedingten Schwankungen von Aufmerksamkeitsspanne und nicht-linearem Erzählen. Neben einer Ausbildung bei Heiner Goebbels und Xavier LeRoy, am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, waren seine Ausstellungen und Performances z.B. im Palais de la Porte Dorée Paris, im H.A.U. Berlin oder im Staatstheater Darmstadt zu sehen. Zuletzt entwickelte Niels Wehr am Frankfurter Mousonturm die digitale Raveperformance "Always Hardcore".

{slider=Lars Werner|closed} lebt und arbeitet in Berlin. Er ist Autor mehrerer Theaterstücke und Hörspiele. 2017 initiierte Lars Werner unter dem Dach des Kulturzentrums Zukunft am Ostkreuz das kollektivgeführte Berliner Ringtheater. Für sein Stück "Weißer Raum" bekam Lars Werner 2018 den Kleist-Förderpreis. 2019 erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. Zuletzt war er an der Gründung des theaterautor:innen-netzwerks unter dem Dach des Ensemble-Netzwerks beteiligt.

{slider=Zelal Yesilyurt|closed} wurde 2000 in Berlin geboren. Sie ist Regisseurin und Autorin und studiert derzeit in Gießen Angewandte Theaterwissenschaft.