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Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares vergeben

Besondere Umstände

2. November 2021. Der Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares 2021 wurde gestern im Hamburger Opernloft vergeben. Das geht aus einer Mitteilung auf der Webseite des Preises hervor. In vier unterschiedlichen Kategorien wurden insgesamt acht Preisträger:innen ausgezeichnet.

Um den besonderen Umständen der Pandemie und der damit verbundenen fast eineinhalbjährigen Schließung der Theater Rechnung zu tragen, wurden in diesem Jahr auch herausragende digitale Inszenierungen ausgezeichnet. Nachträglich wurden auch die Preise für 2020 vergeben.

Herausragende Inszenierungen, Dramaturgien und Bühnenbilder

Helge Schmidt erhielt den Theaterpreis 2021 für "die eindrucksvolle und künstlerische Umsetzung seiner Inszenierung" Tax for free am LICHTHOF Theater, die den Dreiecks-Aktienhandel "CumEx" mit Kleists "Michael Kohlhaas“ verknüpft. Die Jury hat besonders überzeugt, "wie dieser Stoff der politischen Weltbühne auf kleinstem Raum komprimiert und damit einfach und wirkungsvoll das Thema Gerechtigkeit auf die Bühne gebracht wurde".

Kathrin Mayr und Clemens Mädge erhielten nachträglich den Theaterpreis 2020 für ihre Inszenierung und die Dramaturgie von "Fabian oder der Gang vor die Hunde" am monsun.theater.

David Bösch, Patrick Bannwart und Falko Herold erhielten 2021er Preis für ihr filmisches Gesamtkunstwerk "Weiße Rose" an der Staatsoper Hamburg, das die Jury als "faszinierender medialer Mix aus erschütterndem Musikdrama, puristischem überzeugendem Bühnenbild und Kostümen (Patrick Bannwart), wunderbar handgezeichneter Animation (Falko Herold) und sensibler Filmkunst (Kamera: Matthias Wittkuhn)" beeindruckte.

Zita Schábel erhielt nachträglich den Theaterpreis 2020 für ihr herausragendes Bühnenbild für Victor Bodos Inszenierung Das Schloss nach Franz Kafka am Deutschen Schauspielhaus. Aus der Begründung: "Zita Schnábel hat ein mehrstöckiges Gerüst aus Metall mit Treppen, Gängen, Plattformen und Verstrebungen entworfen, das einem Baugerüst gleicht. Aber es umschließt kein Gebäude, das gebaut wird. Es erscheint Selbstzweck zu sein für die vielen Arbeiter*innen, Beamt*innen, Sekretär*innen, Kantinen-Servicekräfte, den Vorsteher, den Bauleiter, den Sicherheitschef, die da fast im Minutentakt über die Treppen und Gänge eilen, laufen, klettern, stolpern. Besser kann man das Unerreichbare, Unheimliche, Unfassbare, kurz den von Kafka thematisierten Irrsinn kaum bauen. So wird Kafka anschaulich."

Herausragende Darsteller:innen 2020 und 2021

In der Kategorie "Herausragender Darsteller" wurde Thomas Niehaus vom Ensemble des Thalia Theaters für seine Rolle des Ingwer Feddersen im Stück Mittagsstunde ausgezeichnet. Die Jury würdigte den mühelosen Wechsel zwischen distanziertem Erzähler, Sänger, Multi-Instrumentalist und Darsteller des "Ingwer" in mehreren Zeitebenen.

Sebastian Zimmler erhielt den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares 2020 nachträglich für seine "herausragende Darstellung" des Jakub Shapiro in Ewelina Marciniaks Der Boxer. Bereits 2014 erhielten Thomas Niehaus und Sebastian Zimmler gemeinsam mit ihren Mitspielern den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares, als die Auszeichnung "herausragender Darsteller" für Antú Romero Nunes‘ Moby Dick erstmals an ein Ensemble verliehen wurde.

TheaterpreisHamburg 920 LR Marc Niklas HeineckeDie Preisträger:innen des Hamburger Theaterpreis' 2021 © Marc Niklas Heinecke

Die Auszeichnung in der Kategorie "Herausragende Darstellerin" ging an Ines Nieri für ihre Verkörperung von gleich vier Rollen in Erik Schäfflers Inszenierung "Tyll" (nach dem Roman von Daniel Kehlmann) am Ernst Deutsch Theater. "Eine große Bandbreite in einer von Lebenslust überbordenden Inszenierung mit Tanz, Akrobatik und Musik und ein neuer Höhepunkt in der beachtlichen Karriere der jungen Schauspielerin", so die Jury.

In der Kategorie Herausragende Darstellerin wurde darüber hinaus Eva Mattes für ihre "magische, verführerische und verzaubernde Darstellung der Kirke" in der Uraufführung von Elfriede Jelineks Theaterstück zur Pandemie Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen! am Deutschen Schauspielhaus Hamburg ausgezeichnet.

Die Vorjahrespreis für Herausragende Darstellungen erhielten Uta Hannig für die Ora in Eine Frau flieht vor einer Nachricht am Schauspielhaus Hamburg. Die Sängerin Freja Sandkamm für ihre Violetta in "La Traviata" am Opernloft; Maria Hartmann für ihre Rolle der Fran in "Dinge, die ich sicher weiß" am Ernst Deutsch Theater; Stephan Benson und Christian Nickel als Brüderpaar Niklas und Norman in "Bruder Norman" im Polittbüro sowie Barbara Auer und Johannes von Bülow als Judith und Polizist in Daniel Kehlmanns "Heilig Abend" am St. Pauli Theater,

Sonderpreise

Mit dem Sonderpreis wurde in diesem Jahr die Behörde für Kultur und Medien ausgezeichnet, "welche die Hamburger Theater auch in der schwierigen Zeit der Corona-bedingten Schließungen durchgehend unterstützt und in einzigartiger Weise die Not der Theater abgefedert" habe, so die Jury.

Mit dem Sonderpreis für das Jahr 2020 wurden nachträglich alle Hamburger Theeater bedacht, die Jury schrieb zur Begründung: "Der Lockdown hat im März alle Theater zum Schweigen gebracht. Kein Bühnengeschehen, kein Publikum. Die Künstler*innen verstummt. So war es aus Gründen der Sicherheit für die Gesundheit unserer Gesellschaft angeordnet. Doch Theater wären nicht Theater, Künstler*innen keine Künstler*innen, wenn sie still geblieben wären. Es gab Livestreams ganzer Aufführungen, Soloperformances, Garderobengespräche, Kurzfilme, geplante geprobte Premieren fanden virtuell statt – die Theater sind präsent geblieben, wir das Publikum sollten weiter teilhaben können. Die Theater haben uns gezeigt, sie gehören zu unserer Grundversorgung, ihre Präsenz ist ein Grundrecht. Dafür gebührt ihnen unser Respekt und Dank."

Bis auf den Sonderpreis sind die Preise in allen Kategorien mit je 1.000 Euro dotiert. Mit dem Rolf-Mares-Preis werden seit 2006 jährlich Künstler:innen aus den unterschiedlichsten Bereichen für ihre herausragenden Leistungen in der vorausgegangenen Hamburger Spielzeit ausgezeichnet. Die Jury des Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares besteht aus Dr. Inge Volk (Juryvorsitzende), Jan Peter Gehrckens, Patrick Giese, Christian Hanke, Guter Mieruch, Maike Schäfer und Elke Westphal. Weitere Informationen zu den Jurymitgliedern finden sich hier.

(Theaterpreis Hamburg / jnm)

 

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Mares-Preise: Link
https://de.wikipedia.org/wiki/Ute_Hannig
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