"Von Unfehlbarkeit kann nicht die Rede sein ..."

Köln, 20. November 2008

Sehr geehrter Herr Schwarz, liebe 400asa-Mitglieder,

mit Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass Sie mit der Produktion "Der Bus" nicht am Wettbewerb im Rahmen des 7. Festivals "Politik im Freien Theater" teilnehmen wollen.

Die Bundeszentrale für politische Bildung und das Goethe-Institut, welche die beiden Preise vergeben, beabsichtigen damit eine Unterstützung von Künstlern und von Theaterproduktionen. Natürlich verbindet sich damit eine Bewertung durch eine unabhängige Jury, von "Unfehlbarkeit", wie Sie schreiben, kann aber nicht die Rede sein. Eine solche Entscheidung ist immer subjektiv. Die Jury kann ihre eigenen künstlerischen Kriterien entwickeln. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat sich dabei bewusst dafür entschieden, keine Kriterien, wie z.B. die beste Umsetzung der politischen Inhalte vorzugeben. Schließlich ist bereits durch die Auswahl der Stücke zum Festival sicher gestellt, dass die Stoffe von gesellschaftlicher und politischer Relevanz sind.

Wir sind überzeugt, dass die gezeigten Produktionen so stark sind, dass sie inhaltliche Diskussionen auslösen, die nicht, wie Sie befürchten, von der Diskussion um "Sieger" und "Verlierer" beeinträchtigt werden. "Der Bus" ist ein Beispiel dafür. Schließlich ist die Anregung von Auseinandersetzung mit den Stoffen und Inszenierungen die Grundintention des Festivals. Mit den Künstler- und Publikumsgesprächen sowie mit den Podien während des Festivals bieten wir außerdem zusätzliche Foren für die inhaltliche Auseinandersetzung.

Auch wenn wir Ihre Entscheidung bedauern, nehmen wir Ihre Position ernst, und Ihr Wunsch, eine weiterführende Diskussion auszulösen, trifft auf unsere Zustimmung. Wir hoffen, dass eine fruchtbare Debatte entsteht, die dem Festival eine zusätzliche Qualität verleiht.

Wir bedanken uns zugleich für Ihre Festivalteilnahme und freuen uns über die Wertschätzung für das Festival, die Sie in ihrer Veröffentlichung zum Ausdruck bringen. Und wir freuen uns darüber, dass sich für Ihre Produktion "Der Bus" aus der Teilnahme am 7. Festival "Politik im Freien Theater" weitere Gastspielmöglichkeit ergeben haben.

 

Zum Offenen Brief, den 400asa gestern der Festivalleitung geschrieben haben, geht es hier.
Mehr zum Festival Politik im Freien Theater? Lesen Sie den Essay der Politikwissenschaftlerin und Autorin Sandra Nuy über das Zusammenspiel von Politik und Theater oder unsere Rezension zu Stalin – Eine Diskussion über das (griechische) Theater. Und hier lesen Sie, was die Festival-Veranstalter zum Wettbewerb schreiben.

 

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