Medienschau: Süddeutsche Zeitung – Interview mit Ilya Khrzhanovsky
8. März 2022. "Ich könnte derzeit nicht einmal für einen Besuch nach Russland reisen, es wäre zu gefährlich," sagt der russische Regisseur und künstlerische Leiter der Gedenkstätte Babyn Jar in Kiew Ilya Khrzhanovsky im Interview mit Peter Laudenbach. "Ich bin auf der anderen Seite. Aber ich weiß, dass viele Menschen in Russland schon jetzt für die Zeit nach Putin arbeiten."
Khrzhanovsky ist auch der Macher des Großprojekts "DAU", wo er in Form eines künstlerischen Re-Enactments den Terror der Stalinzeit samt Folterszenen in Szene setzte. "DAU" entstand über mehrere Jahre in der nordukrainischen Stadt Charkiw. Filme daraus liefen auf den Festivals von Cannes und Berlin.
Auch die Gedenkstätte getroffen
Khrzhanovsky: "Vor etwas mehr als achtzig Jahren haben die Deutschen in Babyn Jar in zwei Tagen 33 000 Juden erschossen, das größte Massaker des Zweiten Weltkrieges. Im Verlauf des Kriegs wurden dort etwa 180 000 Menschen von den Deutschen ermordet, Juden, Ukrainer, Russen, Roma, andere Nationalitäten. Das ist ein Gedenkort für die ganze Menschheit, ein heiliger Platz. Bei der Bombardierung des Fernsehturms in Kiew wurde auch die Gedenkstätte getroffen, mitten in einer Wohngegend. Die Erde dort ist voller Überreste der Ermordeten des Zweiten Weltkriegs. Ich habe Bilder von fünf verkohlten Leichen gesehen, die jetzt auf dieser Erde liegen, fünf unschuldige Menschen, die zufällig am falschen Ort waren, als Putins Bomben gefallen sind."
(sle)
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