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Bühnenverein legt Statistik der Spielzeit 2019/20 vor

10. März 2022. Der Deutsche Bühnenverein hat seine Theaterstatistik für die Spielzeit 2019/20 veröffentlicht. Die Saison war massiv von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beeinträchtigt. Die Anzahl der Veranstaltungen und die Zahl der Besucher:innen gingen bedingt durch den Lockdown um rund 29 Prozent zurück. Die Zahl der an den Bühnen Festangestellten blieb dank Kurzarbeit konstant, während bei den freien Mitarbeiter:innen ein Rückgang um mehr als 10 Prozent zu verzeichnen sei. Hier finden Sie die Summentabellen der Theaterstatistik 2019/20.

Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, ordnet die Daten wie folgt ein: "Die Veröffentlichung der Theaterstatistik 2019/2020 geschieht im Bewusstsein, dass die Zahlen vor allem ein zeitgeschichtliches Dokument sind, sie jedoch nicht mit vergangenen oder zukünftigen Spielzeiten vergleichbar sind. Sie haben keine Aussagekraft, was die Entwicklung der Theater und Orchester betrifft." Schmitz warnt jedoch zugleich vor den Auswirkungen der Pandemie: "Perspektivische Folgen sind schon in Sicht: Angespannte öffentliche Haushalte treffen auf Bühnen, die sich erst wieder ganz in die gesellschaftliche Wahrnehmung zurückarbeiten müssen und auf diesem Weg das klare Bekenntnis der Kulturpolitik benötigen. Das setzt einen transparenten Dialog aller Stakeholder auf Augenhöhe voraus und hierzu versuchen wir durch Vorlage der Daten einen Beitrag zu leisten", so Schmitz.

(Deutscher Bühnenverein / miwo)

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Statistik Spielzeit 2019/20: Umdenken
"Die Veröffentlichung der Theaterstatistik 2019/2020 geschieht im Bewusstsein, dass die Zahlen vor allem ein zeitgeschichtliches Dokument sind, sie jedoch nicht mit vergangenen oder zukünftigen Spielzeiten vergleichbar sind. Sie haben keine Aussagekraft, was die Entwicklung der Theater und Orchester betrifft."

Sorry, aber die Statistik 20/21 sieht definitiv noch schlechter aus, gemessen an den Lockdownzeiten im Winter 20/21. Die Frage ist: Kann man/ will man das vorherige Niveau aus 18/19 anstreben, das ja wie alle anderen Jahre vorher nur unter immer mehr Produktionen für die selbe Anzahl von Zuschauern zustande kam.

Ein Geldproblem gibt es immer. Aber das Zuschauerdilemma wird nicht nur dadurch gelöst.
Was soll gespielt werden? Und sind die Theater nicht für Zuschauermengen dimensioniert worden, die ein zwischen netflix, Kino, TV befindlicher Markt nicht mehr hergibt? Müssen wir runterskalieren? Kleinere Häuser? Weniger Plätze? Und ja, auch weniger Personal, aber etwas besser bezahlt. Macht es Sinn wenn staatliche und private Schauspielschulen jährlich über 300 AbsolventInnen produzieren, von denen kaum die Hälfte einen Job finden kann?
Statistik Spielzeit 2019/20: Planwirtschaft
Interessant finde ich die letzte Frage. Sie gilt allerdings nicht nur für Schauspielschulen. Wer sie verneint, muss sich im Klaren sein, dass sie oder er für einen umfassenden Numerus clausus plädiert, also gegen den freien Zugang zu Ausbildungsplätzen, mit anderen Worten: gegen die freie Berufswahl. Das nennt man Planwirtschaft. Man kann sie befürworten, aber man kann nicht zugleich die entsprechende Praxis in den Ländern des früheren Einflussbereichs der Sowjetunion verdammen. Sie wollte genau dies: nur so viel Menschen für einzelne Berufe, Schauspieler*innen eingeschlossen, ausbilden, wie volkswirtschaftlich benötigt werden, mit der Folge, dass es, jedenfalls im Prinzip, keine Arbeitslosen gibt. Die "Freiheit" des Kapitalismus überträgt die Verantwortung auf das Individuum. Es hat die Freiheit, notfalls zu verhungern. Aber wer wagte schon, diese Freiheit gering zu schätzen?
Statistik Spielzeit 2019/20: Selbstbetrug?
Sie verwechseln zwei Dinge: Das Recht auf freie Berufswahl hat jeder. Wer Schaupspieler, Model, Golfer, Rapper, experimenteller Lyriker werden will, darf all das werden. Daraus leitet sich aber keine Verpflichtung des Staates ab, für all diese Berufe freien Zugang zu Ausbildungsplätzen anzubieten un zu finanzieren. Numerus Clausus haben wir schon heute bei vielen Studiengängen, an staatlichen Schauspiel-, Regie- etc. Schulen wird längst nicht jeder genommen. Trotzdem bleibt die Frage von sörlöth - eigentlich gibt er schon die Antwort - relevant: Ist all das Subventions-, Stipendiums- und eben Ausbildungswesen nicht ein großer Betrug und Selbstbetrug? Weil es so tut, als lebten wir in einer Zeit, die wir nicht mehr haben und nie mehr haben werden?
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