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Aktionskünstler Hermann Nitsch verstorben
19. April 2022. Der österreichische Aktionskünstler Hermann Nitsch ist tot. Das berichten diverse Medien, unter anderem Zeit online und Der Spiegel.
Nitsch galt als einer der bekanntesten Maler, Bildhauer und Aktionskünstler seiner Zeit. Gleichzeitig gehörte er zu den umstrittensten Künstlern seines Herkunftlandes. Vor allem durch sein "Orgien-Mysterien-Theater", bei dem er mit Stoffen wie Blut, Kadavern und Eingeweiden von geschlachteten Tieren arbeitete, wurde Nitsch weltweit bekannt. Er zählte zu den wichtigsten Vertretern des Wiener Aktionismus und erregte mit seinen oft mehrere Tage andauernden, transzendent und groß angelegten Kunstaktionen Aufsehen. Kritik erhielt er dafür unter anderem von Tierschützer:innen und Vertreter:innen von Kirchen.
Hermann Nitsch wurde am 29. August 1938 in Wien geboren. Mit 15 Jahren besuchte er dort die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt. Schon in seinen frühen Bildern beschäftigte er sich mit Religion – ein Thema, das ihn zeitlebens beschäftigten sollte. Ende der Fünfzigerjahre entwarf er erstmals die Idee zu einem rituellen Blutspektakel als Gesamtkunstwerk aus Musik, Theater und Malerei, um das sein Schaffen bis zu seinem Tod kreisen sollte.
Der erste große Erfolg gelang ihm 1966 mit einer Einladung nach London zum "Destruction in Art Symposion". 1971 kaufte er das niederösterreichische Schlosses Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche, wo Nitsch im Zuge groß angelegter Aktionen sein Theater entwickelte und zeigte. Für dieses war er auch als Komponist und Schriftsteller tätig. Bei den gesamtkunstwerkhaften Aktionen wurden Lärmorchester, Schreichöre und elektrisch verstärkte Instrumente eingesetzt. Seit den Achtzigerjahren wurden seine Arbeiten in renommierten Museen und Ausstellungen gezeigt. Unter anderem das Wiener Burgtheater zeigte sein Mysterienspiel. Während seiner künstlerischen Laufbahn arbeitete Nitsch auch immer wieder für die Oper. An Opernhäuser unter anderem in Wien, Zürich und München erschuf er für Produktionen szenische Konzeptionen, Bühnenbilder und Kostüme. Bei den Bayreuther Festspielen 2021 wurde eine semiszenische "Walküre" mit Aktionskunst von Hermann Nitsch gezeigt.
Nitsch' Kunst ist gesprägt von Mystik. In seinem Buch "Orgien-Mysterien-Theater" erklärt er, seine Werke sollten bei den Zuschauer:innen zunächst Ekel und Abscheu, dann eine Katharsis bewirken. Laut eigenen Aussagen deutete er das Leben als Passion. Jetzt ist Hermann Nitsch im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Mistelbach nördlich von Wien verstorben.
(nitsch.org / Zeit-online / Wikipedia.org / sdre)
Mehr zum Thema: 3-Tage-Spiel - Der Wiener Bürgerschreck und Aktionisten-Guru Hermann Nitsch und sein Orgien-Mysterien-Theater am Centraltheater Leipzig (6/2013)
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