Medienschau: Facebook – Die Schauspielerin Mareile Blendl reagiert auf ein Peymann-Interview

"Treten Sie mit mir in den Ring!"

"Treten Sie mit mir in den Ring!"

6. Juni 2022. Auf ihrer Facebook-Seite (und in ihrem Blog) hat die Schauspielerin Mareile Blendl den Regisseur und Ex-Intendanten Claus Peymann aufgefordert, sich mit ihr über das Thema Machtmissbrauch in Form einer Performance auseinanderzusetzen. Hintergrund ist ein Interview, dass Peymann Ende Mai der Berliner Zeitung gegeben hat.

Im Interview vom 29. Mai unterstelle Peymann "seinen Schauspielern" zu denen auch Blendl einmal gehörte, "dass wir sie lieben, gerade weil sie uns angebrüllt haben," schreibt Bendl unter anderem. "Bitte! Nehmen sie das zurück. Ich habe sie nie geliebt. Ich kenne auch keine Kolleginen oder Kollegen, die das tun. Niemand wird gerne angebrüllt. Es ist kein künstlerischer Vorgang. Es ist Missbrauch. Von Macht. Ich werde jetzt einmal zurück brüllen. Sie werden beim Lesen sicher kaum glauben, dass das jetzt passiert. Eine Schauspielerin brüllt zurück? Eine Frau!? Unberühmt auch noch! Wie kann das sein?......

.... Um es besser zu machen, müssen wir uns stellen. Dem, was war. Das, was sich am BE hinter den Kulissen agespielt hat, war nicht gut. Ich habe es als demütigend empfunden. Als psychische Gewalt. Warum war das möglich? Wer ist schuld? Das System? Herr Peymann ganz allein? (Wollen wir ihm diese Macht auch noch zugestehen?) Oder wir alle, die da mitgemacht haben?! (Auch ich!)

Kommen Sie, Herr Peymann! Treten Sie mit mir in den Ring. Beginnen wir. Sie und ich. Ein komplett undenkbares Paar. Lassen sie uns eine Performance dazu aufführen, wie es besser gehen kann. Kein canceln! Keine Rache. Auseinandersetzung. Weil es um alle(s) geht. Ich traue mich! Und Sie?...."

(Mareile Blendl / Facebook / sle)

Kommentare  
Medienschau Peymann/Blendl: Stimmen hören
Viel zu viele haben die Systeme viel zu lange gedeckt. Vermutlich aus Angst oder Selbstschutz. Es ist so wichtig, dass diese Stimmen nun endlich gehört werden. Man würde sich wirklich wünschen, dass die Berliner Zeitung dem eben so viel Platz einräumt wie einem Herr Peymann.
Medienschau Peymann/Blendl: Ring
Da ist Herr Peymann schon vor Jahren, persönlich angeschrieben, schon nicht in den Ring getreten, und das wird er jetzt auch nicht tun. Muss er auch nicht, solange Kulturjournalismus nach garantierter Reichweite geht... (oder meint, gehen zu müssen...)
Medienschau Peymann/Blendl: Letzte Züge
Danke Mareile! (...) Er wird sich der Herausforderung nicht stellen, leider. Aber das System P. ist nicht nur biologisch in den letzten Zügen. Danke ihr Mutigen, Danke Ensemblenetzwerk, Danke denen, die das Schweigen brechen. Wenn P. sich doch traut, würde ich mir wünschen, dass Frau Sargnagel engagiert wird und einen täglichen "Proben-Blog" dazu schreibt. Das wäre sicher unterhaltsam und eine letzte Chance für P., Teil guter Kunstproduktion zu sein.

(Teile des Kommentars wurden gekürzt, da sie nicht unseren Kommentarrichtlinien entsprechen.
Mit freundlichen Grüßen,
die nachtkritik-Redaktion)
Medienschau Peymann/Blendl: Tut nicht so!
Die Umstände an Peymanns BE müssen wirklich hart gewesen sein. Und man konnte das ja kaum wissen, weil Peymann ja davor nur in Stuttgart, Bochum und Wien war und man von dort kaum etwas über seine Arbeitsweise hörte. Und scheinbar war es am BE auch so undurchsichtig, dass Frau Blendl ganze 5 Jahre (2002-2007) am Haus war, um zu merken wohin sie geraten ist. Dass Sie nach weiteren 7 Jahren (2014) wieder ans BE zurückkehrt, um zu sehen, ob Claus Peymann sich geändert hat, ehrt sie natürlich kolossal. Danke, dass sie uns heute, acht Jahre später davon berichtet. Und natürlich auch irgendwie Dank an CP, dass er den Anlass dafür geliefert hat und Frau Blendl nicht allein darauf kommen musste, es öffentlich zu machen.

Ich habe in meinem laaangen Theaterleben viele A****löcher/innen kennengelernt. Aber ich habe immer auch nach dem Motto gelebt "keine zweite Chance für den ersten Eindruck". Ich bin auch Menschen wie CP begegnet. Aber eben nur einmal, wenn es mit meiner Vision des Berufs nicht konform war. Und ja: auch ich habe Nachwuchs und musste gucken, wo wir bleiben. So what!

Lasst alle mit den Peymanns, Castorfs, Breths oder Shirin Langhoffs dieser Welt arbeiten, die darauf Lust haben. Aber tut doch jetzt nicht so! Und Peymann eine Performance vorzuschlagen, ist so geschmacklos, als würde man Frau Blendl bitten, einen Text von Bernhardschem Format zu schreiben. Peymann ist kein Performer, und Frau Blendl augenscheinlich keine Schriftstellerin. Aber so ein Angebot ist natürlich unverfänglich, weil die Anbietende schon weiss, dass der Adressat nicht darauf eingehen wird. Gewonnen also auf ganzer Linie. Ach!
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