Medienschau: WAZ – Kritik an Dortmunds Intendantin Julia Wissert
Internes Knirschen
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8. Juni 2022. "Katerstimmung" vermeldet Lars von der Gönna in der WAZ aus dem Schauspiel Dortmund und der Dortmunder Kulturpolitik. Dass das Theater unter der Intendanz von Julia Wissert wegen schlechter Auslastungszahlen in der Kritik steht, hatte unlängst bereits die Dortmunder Zeitung berichtet.
Nun setzt Lars von der Gönna in der WAZ nach. "Die Besucherzahlen? Eine Katastrophe. Die Politik? Rückt von der einstigen Vorzeige-Frau ab", fasst er unter der Überschrift "Talfahrt in Dortmund" seine Sicht auf die Lage zusammen.
Hinzu komme, so von der Gönna weiter, dass jetzt auch die Stellvertreterin der Intendantin, die Chefdramaturgin Sabine Reich, mit sofortiger Wirkung ihr Amt niederlege. In einer Mail der Theaterleitung an die Mitarbeitenden, die der WAZ vorliege, sei von "persönlichen Gründen" die Rede. "Seltsam nur, dass ein rein persönlicher Grund in derselben Mail begleitet wird von der Mitteilung, man habe festgestellt, dass durch die Trennung 'das Gespräch leichter' werde", stellt der Berichterstatter in den Raum.
Dass es intern knirsche, bestätige auch ein namentlich nicht genannter "langjähriger Mitarbeiter". Dieser wird von der Zeitung mit der Aussage zitiert, Wissert führe das Haus "dogmatischer als mancher alte weiße Mann, der hier Intendant war".
Ausführlich befasst sich der WAZ-Artikel zudem mit den niedrigen Auslastungszahlen. Wisserts künstlerisches Programm, das "Repertoire-Säulen von Molière bis Brecht" meide und sich "mit Leidenschaft, gar eigenen Festivals Anti-Rassismus, der LGBTQ-Bewegung und dem Feminismus" widme, werde "von einem Großteil des Publikums kaum angenommen", schreibt von der Gönna: "Freikartenbereinigt ist die Auslastung (Spielzeiteröffnung 21 bis Ende Dezember) auf rund 22 Prozent eingebrochen – und das bei Corona-Sitzordnungen, in denen (sonst 493) gerade mal 200 Plätze blieben – das wären durchschnittlich 44 zahlende Besucher am Abend." Der Terminus "freikartenbereinigt" zielt auf den der Zeitung zufolge auffallend hohen Anteil von Freikarten unter den insgesamt vergebenen Tickets: Auf Grundlage der Daten, die der Redaktion vorlägen, handele es sich um einen Anteil nicht zahlender Besucher:innen von 19 Prozent.
Der Dortmunder Kulturausschuss, heißt es in dem Artikel, sei "stutzig geworden", als die Intendantin "den üblichen Bericht zur Lage ihrer Sparte" nicht eingereicht habe. Sie sei daraufhin im März zum Gespräch geladen worden. Dem Ausschussvorsitzenden Sascha Mader (CDU) zufolge habe sich Julia Wissert dort "reumütig" gezeigt, das Versäumnis mit Pandemie-Umständen begründet und außerdem "angedeutet, dass sie auf die Kundenwünsche reagieren" wolle. Nun wolle Mader, so von der Gönna weiter, "Taten folgen sehen".
In einem gesonderten Beitrag, den Lars von der Gönna seinem Bericht zur Seite gestellt hat, dokumentiert er Stellungnahmen, die die Intendantin der WAZ gegenüber zu einzelnen im Hauptartikel aufgeworfenen Punkten abgegeben hat. Was die Auslastung betrifft, werde das Haus seine Kommunikation verbessern, wird Julia Wissert dort zitiert. An ihrem "Auftrag, dass die Vielschichtigkeit der Dortmunder Gesellschaft im Theater Raum finden soll", will die Intendantin festhalten.
Ziel des Theaters sei es zudem, so Wissert mit Blick auf den hohen Freikartenanteil, "Karten zu verkaufen"; das Zahlenverhältnis werde sich in der kommenden Spielzeit verändern. Zu den Äußerungen von Mitarbeitenden, in denen ihr Führungsstil als "dogmatisch" kritisiert werde, sagt Wissert gegenüber der WAZ: "Ich möchte für meine Kolleg*innen auf keinen Fall dogmatisch sein und wünsche mir offene Gespräche."
(WAZ / cwa)
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