Medienschau: taz – Natalya Vorozhbits "Bad Roads"
Gegen den Zaun
Gegen den Zaun
23. Juni 2022. In der taz stellt Katja Kollmann das preisgekrönte Stück von Natalya Vorozhbit vor, das in der Inszenierung des Left Bank Theatre Kyiv jetzt zwei mal im deutschsprachigen Raum zu sehen ist, morgen zum Auftakt von "radikal jung" am Münchner Volkstheater und Ende Juni am Berliner Ensemble. In Kyiv werde es dagegen immer noch nicht am Theater gespielt.
Kollmann hat mit der Regisseurin und Dramatikerin Vorozhbit gesprochen, die als eine der ersten ukrainischen Theatermacher:innen nach Annexion der Krim im Kriegsgebiet des Donbass recherchiert hatte: "2014 begann der Krieg in der Ostukraine. Das war unfassbar. Es kommen dir Gedanken, die du vorher nicht hattest. Was bedeutet es im Krieg zu sein? Was bedeutet es, Menschen umzubringen? Bald konnte ich die Stereotypen über den Donbass, über Ost und West in den Medien nicht mehr ertragen", erzählt Vorozhbit im Text, "so bin ich hingefahren. Ich sprach mit vielen Menschen dort. Da mich das nicht gleichgültig ließ, habe ich das Thema in einem Theaterstück verarbeitet."
Das Stück sind sechs Miniaturen über das Leben im Kriegszustand, die Vorozhbit selber verfilmt hat. "Auf der Bühne und im Film finden teilweise identische Dialoge statt, ihre Wirkung aber ist sehr unterschiedlich." Im Film etwa wird bei einer Vergewaltigung das Gesicht der Liegenden in Nahaufnahme gezeigt, als auf ihren Kopf uriniert wird. "Diese drastischen Bilder von Gewalt und Ohnmacht sind nur schwer auszuhalten, der direkte Blick der Kamera lässt ProtagonistInnen wie ZuschauerInnen nicht entkommen."
In der Theater-Inszenierung von Tamara Trunova (die im März auf nachtkritik.plus gezeigt wurde) spiele vor allem ein hohes Gitter eine wichtige Rolle, "die SchauspielerInnen müssen sich ständig zu diesem Zaun in Beziehung setzen: Sich festhalten, durchschauen, sich ans Gitter hängen, die Gittertür öffnen oder auch nur vor dem Zaun stehen."
(taz.de / sik)
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