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Schauspieler Ernst Jacobi verstorben

24. Juni 2022. Der Schauspieler Ernst Jacobi ist tot. Das berichten mehrere Medien, unter anderem die FAZ. 

Jacobi war Theater-, Fernseh- und Filmschauspieler sowie Hörspiel- und Synchronsprecher. Er wurde 1933 in Berlin geboren. Als Kind wirkte er im Kinderchor der Rundfunkanstalt "RIAS Berlin" mit und erhielt dort 1948 seine erste Sprecher-Rolle. Er absolvierte von 1951 bis 1953 eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule Berlin.

Seine erstes Engagement führte Jacobi 1951 ans Berliner Hebbel-Theater. Weitere Stationen waren unter anderem das Theater am Kurfürstendamm, die Tribüne und das Schiller-Theater in Berlin, das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und die Münchner Kammerspiele. Im Jahr 1977 folgte er einem Ruf an das Wiener Burgtheater, dem er bis 1984 angehörte. Ab 1987 war er für fünf Jahre am Zürcher Schauspielhaus engagiert.

Jacobi arbeitete in diesen Jahren mit namhaften Theaterregisseuren wie Karl Heinz Stroux und Erwin Piscator zusammen. Ab 1989 war Jacobi als freier Schauspieler tätig und spielte unter anderem in Inszenierungen von Heribert Sasse und Peter Zadek mit. Jacobi wurde im Laufe seiner Karriere vor allem für die Darstellung gebrochener Charaktere bekannt.

Ab der 1960er-Jahren konzentrierte Jacobi sich auch verstärkt auf seine Fernseharbeit und wirkte unter anderem in Literaturverfilmungen mit, darunter 1975 Heinar Kipphardts Verfilmung des Lebens von Alexander März, einem an Schizophrenie erkrankten Dichter. Für diese Rolle wurde Jacobi im selben Jahr mit dem Prix Italia gewürdigt.

Von Anfang der 1980er-Jahre bis ins Jahr 2017 spielte vor allem in Fernsehproduktionen und arbeitete unter anderem mit dem Regisseur Dominik Graf zusammen. Zudem wirkte er in vielen Hörbuchproduktionen mit, unter anderem in Ken Folletts "Die Säulen der Erde" und Donna W. Cross' "Die Päpstin". Ernst Jacobis Stimme war in Michael Hanekes Film "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" (2009) in der Erzählerrolle zu hören. 

Ernst Jacobi verstarb im Alter von 88 Jahren in München.

 

(Frankfurter Allgemeine Zeitung / Wikipedia.org / sdre)

 

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Kommentare  
Ernst Jacobi: Unverwechselbar
Er war einer der ganz Großen des deutschen Theaters. Unverwechselbar schon durch seine ungewöhnliche Stimmlage, verblüffte er in jeder Rolle durch seine subtile, auf äußerliche Effekte verzichtende Schauspielkunst. Die namhaften Regisseure wussten, was sie an ihm hatten. In Nachrufen werden auch bei den bedeutendsten Bühnenkünstlern in der Regel zuerst ihre Film- und Fernsehrollen genannt. Jacobi hat in seinen späteren Jahren unzählige davon gespielt und auch darin brilliert. Vor dem Vergessenwerden haben auch sie ihn nicht gerettet. Es kann einen schon deprimieren, wie kurz die Erinnerung an die wirklichen Stars des Theaters ist, zumal im Vergleich mit den Strohfeuern, die manche Blender begleiten.
Ernst Jacobi: Schauspieler der Extraklasse
Einer der für Jacobi bedeutenden Regisseure war der Brecht-Schüler Egon Monk, der, bevor ihm 1968 die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg übertragen wurde, die Abteilung Fernsehspiel des NDR geleitet hatte, in deren Produktionen Jacobi seinen Ruf als Schauspieler der Extraklasse erwarb. Monk, in dessen Hamburger Ensemble Jacobi engagiert war, wurde aufgrund seines oppositionellen Habitus (er kam schließlich aus der DDR) und kühlen Regiestils (DIE RÄUBER mit Jacobi als Franz Moor) von der Hamburger Kulturbürokratie und dem ihr hörigen Teil des Aufsichtsrats und des Ensembles, zu dem Jacobi ausdrücklich nicht zählte, angefeindet und 1969 schließlich zum Rücktritt gezwungen. Für Ernst Jacobi war dieser Vorgang ein Schock. Ich weiß das, weil er auch für mich einer war (Monk hatte mich als Regieassistenten verpflichtet), und Jacobi und ich uns, mit aller (bescheidenen) Kraft aber ergebnislos, für Monks Verbleib eingesetzt hatten.
Ernst Jacobi: Zerbrechlichkeit
Verehrter Ernst Jacobi,

bis heute sind mir das Hörspiel "1984" von George Orwell, produziert von Deutschlandfunk/SWR 1977, mit Dir als Winston Smith und der Film "Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März"- ZDF 1975, die eindrücklichsten Zeugnisse von zartester grausamer Zerbrechlichkeit der menschlichen Seele geblieben. Danke Dir.

»Die exzellenten Dialoge, die unterschwellige Grausamkeit der Verhörpassagen verleihen diesem schon 1977 […] produzierten Hörspiel "1984" eine zeitlose Aktualität. Ernst Jacobi als Winston, Angela Winkler als Julia und nicht zuletzt der mehr schnurrende als schnarrende Dieter Borsche als gnadenloser Verhöroffizier O’Brien überzeugen durch schauspielerische Glanzleistungen […].«
Bayern 2, Bernhard Jugel, 21.07.2017
Ernst Jacobi: Nicht geschummelt
lieber, verehrter ernst jacobi ,
er war mein lehrer an der schauspielschule frankfurt . wie fein und achtsam und genau er unterrichtet hat , werde ich nicht vergessen .
und ich bewunderte ihn , wenn er spielte in frankfurt , am schauspielhaus . diese genaue bescheidenheit mit der er sich so uneitel in seine rollen hineinversetzte , hat mich sehr beeindruckt . er hat nicht geschummelt . er war mein lieblingsschauspieler . eine schöne erinnerung . juliane gruner
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