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Studie: Schauspieler:innen über Darstellung von Sexualität

28. Juni 2022. Der Berufsverband Schauspiel (BFFS) hat heute in einer Pressemitteilung die Ergebnisse einer Studie mit dem Titel "Erfahrungen von Schauspieler*innen mit Nacktheit und simuliertem Sex!" veröffentlicht. Der Studie liegen Befragungen von Schauspieler:innen vor allem aus dem Filmbereich zugrunde. 

Die wichtigsten Ergebnisse im Zitat:

"Danach haben 4 von 5 weiblichen und etwa die Hälfte der männlichen Schauspieler*innen im Beruf Erfahrungen mit Grenzverletzungen, sexueller Belästigung oder sexualisierter Gewalt gemacht. Im Rahmen der Darstellungen von Intimität, Nacktheit oder sexualisierter Gewalt haben über die Hälfte der weiblichen Befragten mindestens einmal Grenzverletzungen erfahren, ebenso über 20% der männlichen Befragten.

Bereits während der Ausbildung haben 1 von 3 Schauspielerinnen und etwas mehr als ein Sechstel der Schauspieler bei der Darstellung von Intimität, Nacktheit und sexualisierter Gewalt Grenzüberschreitungen erlebt.

Jede zweite Schauspielerin und 1 von 5 Schauspielern hat Angst, keine Arbeit mehr zu bekommen, falls sie sich zu einem Vorfall äußern würden.

Fast 70% der Schauspielerinnen und ein Drittel der Schauspieler (35,2%) haben Angst, als schwierig zu gelten, wenn sie Details der Darstellung von Intimität, Nacktheit oder sexualisierter Gewalt nicht oder nur zu bestimmten Bedingungen zustimmen würden.

Die Mehrheit der Schauspieler*innen (71,7% weiblich und 59,3% männlich) hat selten oder nie das Gefühl, dass Mitarbeiter*innen für den professionellen Umgang mit Intimitätsszenen oder Szenen mit sexualisierter Gewalt geschult sind. Und nur 10% der weiblichen und 16% der männlichen Befragten geben an, dass die Regie im Umgang mit Intimitätsszenen geschult ist.

Die große Mehrheit aller Befragten gibt an, insbesondere die männlichen Befragten mit fast 90%, bisher keine schriftlichen Regelungen zu intimen Szenen und Nacktheit gehabt zu haben.

Fast 9 von 10 Schauspielerinnen und knapp 8 von 10 Schauspielern finden den Einsatz von Intimacy Coordination sinnvoll."

Leslie Malton, Vorsitzende des BFFS zu den Ergebnissen: "Unsere Umfrage unter Kolleg*innen macht uns nochmal deutlich, wie vulnerabel die schauspielerische Arbeit an diesen herausfordernden Szenen ist. Und dass wir einen professionelleren Arbeitsrahmen brauchen, um Grenzverletzungen für Schauspieler*innen zu vermeiden."

Die Veröffentlichung der Studie wird am 30. Juni durch eine Veranstaltung des BFFS auf dem Filmfest München mit dem Titel "Ein neuer Beruf stellt sich vor: Intimacy Coordinating und die Professionalisierung der Darstellung von Intimität" begleitet.

(BFFS / jeb)

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