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Saisonbilanz der Zeitschrift "Die Deutsche Bühne"

4. August 2021. Das Fachmagazin "Die Deutsche Bühne" gibt in der aktuellen Ausgabe die Ergebnisse seiner Autor:innenumfrage zu den herausragenden künstlerischen Leistungen der vergangenen Theatersaison bekannt. 52 Autor:innen des Blattes beteiligten sich. Hinzugekommen zu den Sparten "Gesamtleistung eines großen Hauses", "Gesamtleistung eines kleineren Hauses", "Schauspiel", "Musiktheater", "Bühne/Kostüme/Video- und Sounddesign", "Spartenübergreifende Gesamtleistung", "Digitales", "Tanz" und "größter Erregungsmoment" sind in diesem Jahr die zwei Kategorien "Nachhaltigkeit" und "Junges Theater und Figurentheater".

Das Gesamtbild überzeugt

Eine überzeugende Gesamtleistung und ein schlüssiges Repertoire zu präsentieren sei in dieser Spielzeit für die Theater kaum möglich gewesen, betont das Magazin. Dennoch: Die "überzeugendste Gesamtleistung" bot für die befragten Autor:innen mit vier Nennungen das Theater Bonn unter dem Intendanten Bernhard Helmich. Auf einem gemeinsamen zweiten Platz folgen die Oper Frankfurt und das Theater Basel mit jeweils drei Nennungen. In Basel ist es für die Kritiker:innen – als ein deutlicher Kontrast zum Lob der Bonner Einzelproduktionen – "nicht nur die Exzellenz einzelner Produktionen, sondern eher das spartenübergreifende Gesamtbild des Theaters, das überzeugt".

Bei den kleineren Häusern teilen sich vier Theater die Gewinnerposition mit jeweils zwei Nennungen: Der Theaterdiscounter Berlin (TD), das Theater Erlangen, das Theater Heidelberg, sowie das Stuttgarter Theater Rampe. Spartenübergreifend wird hier auch noch das Theater Regensburg genannt. Es kam in der Kategorie "Großes Haus" ebenfalls auf zwei Nennungen, zeige daher, "wie schwer haltbar viele Grenzziehungen sind".

Karin Henkels "Richard the Kid & the King" führt zur Spitze

Mit insgesamt zehn Stimmen ist das Deutsche Schauspielhaus Hamburg der klare Gewinner der Autor:innen­umfrage zur Spielzeit 2021/22. Dazu führen zwei Nennungen als "überzeugendes großes Haus", vier in der Kategorie "Schauspiel", drei im Bereich "Bühne/Kostüme/Video/Sound" und einer positiven konkreten darstellerischen Leistung in der Frage zum subjektiven "Erregungsmoment" der Spielzeit. Das Ergebnis des Theaters sei vor allem auf Karin Henkels Regie und Lina Beckmanns Spiel in der "Richard III."-Überschreibung zurückzuführen, die in Kooperation mit den Salzburger Festspielen entstanden ist. Es folgt mit sieben Nennungen das Staatstheater Nürnberg. Auf einem breiten dritten Platz versammeln sich: das Theater Regensburg, das Theater Heidelberg, das Theater Bonn, das Theater Bremen, das Nationaltheater Mannheim, das Deutsche Nationaltheater Weimar, die Bayerische Staatsoper, das Hamburger Thalia Theater und das Schauspiel Stuttgart.

Zwei neue Kategorien

"Richard the Kid & the King" ist auch die Gewinnerproduktion in der Sparte Schauspiel. Drei weitere Inszenierungen kommen auf zwei Nennungen: Jan Philipp Glogers Regie von Wolken.Heim/Rechnitz am Staatstheater Nürnberg, René Polleschs Geht es dir gut? an der Volksbühne und Christopher Rüpings Das neue Leben am Schauspielhaus Bochum. Die herausragende künstlerische Innovation im digitalen Bereich gewinnt (wie im Vorjahr) mit zwei Nennungen die Gruppe punktlive um Cosmea Spelleken. 

In der neuen Kategorien "Nachhaltigkeit" fiel das "Theater für Niedersachsen" in Hildesheim auf, das dort drei Produktionen im selben Bühnenbild gespielt hat, sowie Ina Christel Johannessens Inszenierung von "Der Sturm" am Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Auch der "Nachspielpreis für Zweitaufführungen" beim Heidelberger Stückemarkt wird hinsichtlich Nachhaltigkeit im Bereich Repertoire hervorgehoben – und das Klimafestival endlich am Staatstheater Augsburg.

Neben der Theatermacherin Hannah Biedermann ist in der zweiten neuen Kategorie "Junges Theater und Figurentheater" das Stuttgarter "O-Team" im Bereich Puppentheater positiv herausgestochen. Auch die Figurenspielerin Janne Wagler, in Rottenburg Leiterin des "Theater Gobelin" konnte mit ihrem Figuren-Stück "Arachne" überzeugen. Im Kindertheater wird eine tänzerische Produktion, das Tanzsolo "200 Ways" von Alfredo Zinola hervorgehoben.

(Die Deutsche Bühne / sdre)

 

 

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Kommentare  
Saisonbilanz Deutsche Bühne: Ersan Mondtags Freischütz
Ich habe gerade die Saisonbilanz gelesen und mir ist aufgefallen, daß Ersan Mondtag in der Kategorie Bühne/ Kostüm/ Video unter anderm für den Freischütz in Kassel nominiert wurde und somit auch zusammen mit Katrin Brack diese Liste anführt. Ehrlich gesagt ist das ein ziemlicher Affront gegen das Team um Ersan Mondtag. Die wunderbare Nina Peller, welche eine sehr starke Bühnenbildnerin, mit eigener Handschrift ist und die großartige Theresa Vergho sind mit Sicherheit keine Künstler, die rein ausführende Organe eines Regisseurs sind, sondern diesen Abend künstlerisch absolut mit prägen. Ich glaube, die Kritikerin hat eine völlig überalterte Vorstellung diese Berufes. Es ist kaum mehr der Fall, dass ein künstlerisches Team um einen Regisseur oder eine Regisseurin dazu da ist, deren Wünsche oder Bedürfnisse zu erfüllen, sondern sie bieten sehr eigene Setzungen an, die den Abend absolut und wesentlich beeinflussen. Nicht nur ästhetisch, sondern auch und vor allem dramaturgisch und inhaltlich.Deshalb müssen diese Arbeiten als eigene Werke angesehen werden. Auch von der Kritik!!! Natürlich passieren Entscheidungen immer in Absprache, aber dennoch wäre dieser Abend ein anderer (vielleicht auch ein ästhetisch wunderbarer), wenn Ersan Mondtag das alleine gemacht hätte. Es ist auch nichts von Mitarbeit bei Bühne und Kostüme zu lesen, was dann ein anderer Fall gewesen wäre. Ich möchte hier nichts gegen Ersan Mondtag sagen, der mit Sicherheit ein prägender Künstler vor allem im Bereich der Bühne ist. "Der Antichrist" an der Oper ist ästhetisch grossartig. Es geht mir darum, die Berufe des künstlerischen Teams zu schützen. Wir sind Künstler, schaffen Setzungen, prägen Abende wesentlich mit. Gerade auch in diesem Fall ist das unübersehbar. Und wenn die Kritikerin genau hingehen hätte, wäre auch klar zu erkennen gewesen, dass es nicht eine " Ersan Mondtag - Bühne mit Ersan Mondtag Kostümen " war. Es ist sehr enttäuschend und bitter, dass die Kritik auch heute noch so oft denkt, daß die beteiligten Künstler reine Erfüllungsgehilfen der RegisseurInnen sind und deren eigenständigen Wert und somit die Arbeit oft nicht sieht und oft nicht anerkennt. Würde zb, wie einer der Nominierungen bei Slippery Slope stehen: das Team von Freischütz, wäre das auch etwas anderes . So ist es einfach respektlos und anmaßend. Die Kritikerin glaubt den Prozess einer Arbeit von innen zu kennen, was aber, denke ich, nicht der Fall ist.Toll wäre auch, wenn sich Ersan Mondtag sich dazu verhalten würde und das auch klarstellen würde. Es ist ja auch in seinem Interesse. Auch finde ich, dass man eigentlich eine jeweils eigene Kategorie für Bühne, Kostüme und Video bräuchte, weil es so unterschiedliche künstlerische Prozesse sind..aber das ist dann eine andere Geschichte........Mit freundlichen Grüssen
Saisonbilanz Deutsche Bühne: 52 statistisch gesehen irrelevant
52 Autor:innen beurteilen das komplexe deutsche Theatersystem. Wer hat wie viele Aufführungen außerhalb seiner/ihrer lokalen Blase gesehen?
Aussagen wie "Die "überzeugendste Gesamtleistung" bot für die befragten Autor:innen mit vier Nennungen das Theater Bonn" zeigen, auf welch tönernen Füßen diese Auswertung steht (bei allem Respekt für die Bonner, deren Leistung ich natürlich nicht beurteilen kann).
Diese Art von Ranglisten machen IMHO keinerlei Sinn.
Das denke ich jedes Jahr im Sommer, wenn diese Statistik veröffentlicht wird.
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