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Deutscher Theaterpreis DER FAUST: Die Nominierungen 2022
15. September 2022. Die Nominierungen für den Deutschen Theaterpreis "Der Faust" 2022 stehen fest. Das teilte der Deutsche Bühnenverein in einer Presseausendung mit, der den Preis seit 2006 in Kooperation mit den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergibt.
Neu ist in diesem Jahr der Miteilung zufolge die Differenzierung und Erweiterung einzelner Kategorien, "um unterschiedliche künstlerische Leistungen an Theatern deutlich sichtbar zu machen und individueller zu würdigen", wie es in der Erklärung heißt.
Die neuen Kategorien
Hierzu zählt die Mitteilung die Kategorien "Darsteller:in Theater für junges Publikum" sowie "Ton und Medien“. Außerdem werde die Kategorie "Bühne/Kostüm" in die Einzelkategorien "Raum" und "Kostüm" unterteilt. Neu hinzu kommt außerdem die Kategorie "Genrespringer“, über welche tradierte Muster sprengende Ästhetiken abgebildet werden sollen.
Über die Nominierungen entscheidet eine Jury aus Kultur- und Theaterexpert:innen, Mitgliedern der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie des Künstlerischen Ausschusses des Deutschen Bühnenvereins, bestehend aus Intendant:innen, Ballettdirektor:innen, Regisseur:innen, Dramaturg:innen und Kulturpolitiker:innen.
"Mit der Erweiterung der Kategorien würdigen wir die Vielfalt und Qualität der Theaterlandschaft," wird Carsten Brosda, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins zitiert. "So können wir die herausragende Arbeit, die in den unterschiedlichen Bereichen der Bühnen geleistet wird, noch besser sichtbar machen."
Die Nominierungen
Inszenierung Theater für junges Publikum
Liesbeth Coltof mit ihrem Inszenierungsteam sowie dem Ensemble
"Miroloi"
Junges DT Berlin
Frank Hörner und Christian Eggert
"Trial & Error – Die Lust am Scheitern"
Kooperation von Theaterkohlenpott Herne und URBANATIX Bochum
Nis Søgaard
"Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute"
Theater Junge Generation Dresden
Darsteller:in Theater für junges Publikum
Judith Goldberg als Sammy
in: "Wutschweiger", Junges Theater Bremen / Moks
Eidin Jalali als A.
in: "Die Leiden des jungen Azzlack", Schauspiel Leipzig
Viktoria Miknevich als Eva Gruber
in: "Vater unser", Staatstheater Hannover
Raum
Christoph Ernst
für: "White Passing", Schauspiel Leipzig in Koproduktion mit Deutsches Theater Berlin
Katja Haß
für "Die Träume der Abwesenden", Residenztheater München
Sarah-Katharina Karl
für: "Le Grand Macabre", Mecklenburgisches Staatstheater
Kostüm
Adriana Braga Peretzki
für "Molière", Schauspiel Köln
Moran Sanderovich
für: "Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)", Nationaltheater Mannheim in Koproduktion mit Theater Rampe Stuttgart
Sibylle Wallum
für: "Pippi Langstrumpf", Thalia Theater Hamburg
Inszenierung Musiktheater
Florian Lutz
für: "Wozzeck", Staatstheater Kassel
Julia Lwowski/Franziska Kronfoth (Kollektiv 'Hauen und Stechen')
für: "Die Verurteilung des Lukullus", Staatsoper Stuttgart
Jakob Peters-Messer
für: "Fremde Erde" von Karol Rathaus, Theater Osnabrück
Darsteller:in Musiktheater
Leigh Melrose als Oedipe
in: "Œdipe", Komische Oper Berlin
Marlis Petersen als Emilia Marty
in: "Die Sache Makropulos", Staatsoper Unter den Linden
Milda Tubelytė als Jitsuka Honda
in: "Hanjo", Staatstheater Braunschweig
Genrespringer
Melanie Mohren und Bernhard Herbordt
für: "Das Schaudepot“, von Herbordt/Mohren in Kooperation mit dem Theater Rampe Stuttgart
Mable Preach
für: "Emb*race Your Crown**", Kampnagel Hamburg
Roman Senkl (Regie, Stückentwicklung) / Nils Corte (Digital Coding, Technische Leitung) / minus.eins
für: "Pan’s Lab – Ein Trip in den Kaninchenbau des Digitalen", Staatstheater Nürnberg
Ton und Medien
Sara Glojnarić (Komposition), Clemens Meyer (Libretto, Hauptdarsteller) und Michael von zur Mühlen (Inszenierung)
für: "Im Stein", Oper Halle.
Jonas Holle
für die Musik in: "Das neue Leben – where do we go from here?", Schauspielhaus Bochum
Brigitta Muntendorf
für die Komposition in: "Archipel", Ensemble Garage e. V. und MOUVOIR e. V. in Koproduktion mit Theater der Welt Düsseldorf 2021, Ruhrtriennale 2020 und ULTIMA – Oslo Contemporary Music Festival
Inszenierung Schauspiel
Marie Bues
für: "Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin"), Nationaltheater Mannheim in Koproduktion mit dem Theater Rampe Stuttgart
Georg Schmiedleitner
für: "Richard III", Theater Regensburg
Jette Steckel
für: "Das mangelnde Licht", Thalia Theater Hamburg
Darsteller:in Schauspiel
Lina Beckmann als Richard, Herzog von Gloucester, später Richard III.
in: "Richard the Kid & the King", Deutsches SchauSpielHaus Hamburg / Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2021
Susanne Wolff als Ismene
in: "SCHWESTER.VON", ein Film von Jim Rakete nach der Inszenierung "Ismene, Schwester von" (Regie: Stephan Kimmig), Deutsches Theater Berlin
Vincent zur Linden als Junger Mann/Adam/Leo
in: "Das Vermächtnis (The Inheritance)", Residenztheater München
Inszenierung Tanz
Rafaële Giovanola
für: "Sphynx", Staatstheater Mainz
Richard Siegal
für: "Ectopia“, Tanztheater Wuppertal/Forum Leverkusen
Stephanie Thiersch
für: "Archipel", Ensemble Garage e. V. und MOUVOIR e. V. in Koproduktion mit Theater der Welt Düsseldorf 2021, Ruhrtriennale 2020 und ULTIMA – Oslo Contemporary Music Festival
Darsteller:in Tanz
Beatrice Cordua
in : "A Divine Comedy", Ruhrtriennale, Spirit, Something Great und Staatstheater Kassel in Koproduktion mit Tanzquartier Wien, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, deSingel, Theater Freiburg und Julidans
Sahra Huby
in: "Über die Wut", Münchner Kammerspiele / Anna Konjetzky & Co in Koproduktion mit Münchner Kammerspiele und Festival DANCE München sowie dem LOT-Theater Braunschweig.
Miquel Martínez Pedro
in: "Baal", Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg
Die Preisträger:innen kürt eine siebenköpfige Jury, die von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benannt wurde. Die Jury setzt sich zusammen aus folgenden Akademiemitgliedern: Tatjana Gürbaca (Regisseurin), Sebastian Hannak (Bühnen- und Kostümbildner), Helgard Haug (Autorin und Regisseurin), Tim Plegge (Choreograf), Nathalie Singer (Professorin für Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität Weimar), Marion Tiedtke (Ausbildungsdirektorin Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), Jürgen Zielinski (Regisseur und Intendant a.D.)
Auch in diesem Jahr werden darüber hinaus auch wieder der "Preis für das Lebenswerk" sowie der "Perspektivpreis der Länder" verliehen, so die Mitteilung zu den Nominierungen 2022. Die Preisträger:innen werden jedoch zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Die Preisvergabe findet am 26. November 2022 im Düsseldorfer Schauspielhaus statt.
(Der Deutsche Bühnenverein / sle)
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(Anm. Redaktion: Vielen Dank für diese Ergänzung! Wir nehmen die Info in den Meldungstext auf. Christian Rakow / Redaktion)
Es ist schon erstaunlich, dass von ungefähr 3000 Neuinszenierungen, die pro Spielzeit in den Stadt- und Staatstheatern und der freien Szene entstehen, es 2 Arbeiten in die Endauswahl schaffen, in die 2 der 21 Mitglieder der Auswahljury prominent involviert sind: Florian Lutz und Marie Bues. Wie kann es sein, dass immer wieder eine auffällige Häufung von Nominierungen in unmittelbaren Arbeitszusammenhängen mit Florian Lutz in seiner Tätigkeit als Intendant in Halle und Kassel zustande kommt:
Er selbst jetzt für seine Inszenierung der Oper Wozzeck in Kassel. Die Bühnenbildnerin Sarah-Katharina Karl, die in Kassel und Halle gearbeitet hat mit dem Regisseur Martin G. Berger, der seinerseits auch schon zweimal für den Faust notiert wurde die und ihn dann auch 2020 bekommen hat. Das Kollektiv Hauen und Stechen, das ebenfalls in Halle gearbeitet hat. Die Produktion „Im Stein“ vom Chefdramaturgen von Florian Lutz in Halle, Brigitta Mundendorf, die zuerst als Komponistin für dieses Projekt vorgesehen war und dann ausgetauscht wurde, in der selben Kategorie „Ton und Medien“ nominiert, die Florian Lutz auch noch personifiziert im Auswahlgremium verantwortet.
Beatrice Cordua in der Kategorie Darsteller:in Tanz, eine Koproduktionen des Staatstheaters Kassel. Und dann sitzt, Überraschung, der Bühnenbildner und langjährige Mitarbeiter von Florian Lutz, Sebastian Hannak, der den Faust 2017 für eine Produktion in Halle, natürlich eine Zusammenarbeit mit Florian Lutz, bekommen hat, in der Endjury, der ebenfalls an dem jetzt nominierten Woyzeck in Kassel beteiligt ist.
Und das sind jetzt nur mal die Zusammenhänge, die mir so ad hoc präsent sind. Ich finde das ein paar Zufälle zu viel. Aber dann betont der Bühnenverein treuherzig auf seiner Website: „Lag bei den Juror:innen eine Befangenheit vor, haben sie sich beim betroffenen Projekt mit ihrer Stimme enthalten.“ Dafür dass Florian Lutz sich also ständig enthalten hat, ist sein Wirken und Einfluss aber überproportional vertreten. Wie kann das sein?
Ich wünsche mir von nachtkritik diesen Umständen einmal nachzugehen und von allen Beteiligten eine Erklärung einzuholen, wie es zu einer derartig tendenziösen Omnipräsenz kommen kann, bei den, wie schon gesagt, reichhaltigen Auswahlmöglichkeiten in einer Spielzeit.
Die Preisträger:innen werden hierbei in einem mehrstufigen Auswahlverfahren ermittelt. In der ersten Runde, dem Vorschlagsverfahren, sind alle Mitgliedstheater aufgerufen, Vorschläge für die einzelnen Kategorien einzureichen. Ausgeschlossen ist es, sich hierbei selbst vorzuschlagen. Alle eingereichten Vorschläge werden daraufhin überprüft, bevor sie an die Nominierten-Jury weitergereicht werden. Diese nimmt dann die Nominierungen vor. Auf die vorgeschlagenen Inszenierungen und die Anzahl der eingehenden Vorschläge hat daher weder der Deutsche Bühnenverein noch die Akademie der Darstellenden Künste Einfluss. Diese Nominierten-Jury hat sich bereits vor Initiierung des Vorschlagverfahrens konstituiert.
Im Nominierungsverfahren werden dann in jeder Kategorie durch die Nominierten-Jury, bestehend aus dem Künstlerischen Ausschuss des Deutschen Bühnenvereins sowie den vom Bühnenverein und der Akademie der Darstellenden Künste benannten Berichterstatter:innen, jeweils drei Künstler:innen oder Teams ausgewählt und als Nominierte bestimmt. Ein Jurymitglied, das an einer vorgeschlagen Produktion beteiligt ist, nimmt weder an der Diskussion noch an der Abstimmung teil.
Im letzten Schritt entscheidet dann allein eine von der Akademie der Darstellenden Künste einberufene Preisträger:innen-Jury über die Preisvergabe des Deutschen Theaterpreises DER FAUST. Bei der Abstimmung gilt das Mehrheitsprinzip. Auch die Preisträger:innen-Jury konstituiert sich bereits vor dem Nominierungsverfahren und ebenso gilt: Sollte ein Jury-Mitglied persönlich mitgewirkt haben, darf dieses weder an der Diskussion, noch an der Abstimmung teilnehmen.
Wie die Jurys sich zusammensetzen, können Sie auf unserer Internetseite derfaust-theaterpreis.de/jury nachlesen.