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Regisseur Christoph Schroth gestorben
21. September 2022. Der Theaterregisseur und Intendant Christoph Schroth ist tot. Wie das Staatstheater Cottbus dem rbb bestätigte, starb er am 20. September im Alter von 85 Jahren.
Schroth, der am 5. Mai 1937 in Dresden in eine Theaterfamilie geboren wurde, gehörte zu den einflussreichsten Regisseuren der DDR. Nach einem Studium der Journalistik, der Theaterwissenschaften und der Philosophie wurde er 1960 Regieassistent am Maxim-Gorki-Theater. Seine erste Inszenierung war 1964 "Der Abstecher" von Martin Walser an der Volksbühne Berlin. Von 1966 bis 1971 arbeitete er am Landestheater in Halle (Saale), wo zwei Inszenierungen von ihm verboten wurden: die DDR-Erstaufführung von Martin Sperrs "Landshuter Erzählungen" und "Yerma" von Federico García Lorca. Danach arbeitete er bis 1974 wieder an der Volksbühne Berlin.
Prägend und stilbildend wurde seine Zeit als Schauspieldirektor am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin von 1974 bis 1989, 1984 bis 1986 auch als kommissarischer Intendant. Zu den wichtigen Aufführungen jener Jahre gehörten "Franziska Linkerhand" (1978) und "Faust I und Faust II" (1979, beide Teile an einem Abend), aber auch die Liederabende "Die Freie Deutsche Jugend stürmt Berlin" (1988) und "Es kann ja nicht immer so bleiben" (1989), die beide die politischen Entwicklungen im Herbst 1989 antizipierten. Wesentlich war auch das Format "Entdeckungen", das unter einem thematischen Schwerpunkt verschiedene Inszenierungen und andere szenische Formate an einem Abend bündelte. Ihr Fest-Charakter, der das gesamte Theater einschließlich der Probebühnen und Foyers einbezog, knüpfte an Volkstheater-Traditionen an und half gelegentlich auch, Zensur zu umgehen.
1989 ging Christoph Schroth ans Berliner Ensemble, wo er bis 1990 Oberspielleiter war und bis 1992 als Hausregisseur arbeitete. Von 1992 bis 2003 war er Intendant am Staatstheater Cottbus. In Cottbus setzte er das Schweriner Konzept der Entdeckungen unter dem Titel "Zonenrandermutigung" fort. Neben seiner Leitungstätigkeit arbeitete Schroth als freischaffender Regisseur im In- und Ausland, unter anderem am Burgtheater Wien, in Vaasa (Finnland), Kassel, Neustrelitz, Neubrandenburg und Senftenberg.
Zu den Schauspielern, mit denen Christoph Schroth über Jahre hinweg arbeitete, zählen Ulrike Krumbiegel, Barbara Bachmann, Bärbel Röhl, Nadja Engel, Wolf-Dieter Lingk, Thomas Harms, Veit Schubert, Sewan Latchinian, Götz Schulte, Axel Werner und Rudolf Koloc. Ein langjähriger Arbeitspartner Schroths war auch der Bühnenbildner Lothar Scharsich.
Schroth erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 das Bundesverdienstkreuz. Die Berliner Akademie der Künste hält sein persönliches Archiv.
(MDR / geka)
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diese Zeilen in diesem Portal- das es zu Deiner aktiven Theaterzeit nicht gab- Zeitenwende...
Ich sehe Dein Portrait im Foyer des Staatstheaters Cottbus im September zu einer Premiere. Ich stutze kurz und erfahre erst am Abend von Deinem Weggang- Verschwinden wirst Du nie!
Winter 1995- ich sitze im ersten Rang des Staatstheaters und sehe Deiner Dreigroschenoper zu- ich fiebere- ich will- ich will aufbrechen, mitmachen, dabei sein- das Theater wird für mich zum Zentrum meiner Welt- ein Ort der Begegnung mit Coolnessfaktor. Deine Schauspieler*innen waren für mich PopStars, die Inszenierungen waren die Romane, die ich in diesen Zeiten nicht geschafft habe zu lesen. Cottbus war für mich DAS THEATER und ich brauchte lange, um mich auf neue Inszenierungen und Menschen an anderen Theatern einzulassen. Du hast das Schauspiel in Cottbus an die 1. Stelle gesetzt-hast ihm eine relevante Stimme gegeben und so konnten die 26 Spieler*innen einen Abdruck in der Stadtgesellschaft hinterlassen, der bis heute trägt, von dem die Menschen zehren, auch wenn sie danach weiterhin beschenkt wurden. Zeitenwende.
Immer wieder beziehen wir uns auf Deine/Eure ZONENRANDERMUTIGUNGEN- Warum? Ihr ward in der Stadt präsent, Ihr habt die Menschen erreicht, Ihr seid mit Euren Fragen an die Zeit auf sie zugegangen - Eine Zeit in der viele Menschen ein Land verloren und ein neues bekommen haben, Einer Zeit, in der die Kinder ihre Eltern nicht sprechen konnten, weil die Eltern neue, eigene Worte finden mussten- in dieser Zeit voller Fragen an den Umbruch, in einer Zeit in der die Menschen Umschulungen in ein neues System absolvierten und die Seele vielleicht noch hinterher reisen musste, während die Landschaften erst zaghaft anfingen zu blühen. Vielleicht blühten sie auch nicht für alle gleichermassen... Der Kapitalisimus wurde gesäht und ihr standet mit Euren Themen nah beim Publikum. Ihr ward die Brücke, die Sprache für viele Sprachlose und Suchende, ihr ward Wegweiser und Wegbereiter für viele Schauspieler*innen die kamen und gingen, blieben, wiederkamen und bis heute das Haus prägen.
Ich bin dankbar für diese Jahre des Schauens, des Staunens, der lautlosen und doch so kraftvollen Begegnung im Zusammenspiel zwischen Zuschauenden und Bühnengeschehen.
„Ein Schiff mit vielen Segeln ist entschwunden mit Dir.“
Alles Gute für Dich.
U.M.