Medienschau: FAZ – Theatraler Aktivismus und das fernbleibende Publikum
"Ideologisches Dauerfeuer"
"Ideologisches Dauerfeuer"
5. Oktober 2022. Zwei Beiträge in der FAZ beschäftigen sich mit dem Unbehagen am politisch aktivierten Theater. Der Schauspieler Sebastian Rudolph erkennt eine "Angst, ausgestoßen zu werden von dieser angeblichen Mehrheitsmeinung". Christian Gampert geht noch einen Schritt weiter und erklärt das Theater gleich für "narzisstisch-selbstbezüglich, politisch anmaßend, ästhetisch beliebig".
"Wenn einige vorgeben, was die verbindliche Meinung zu diesen Themen ist, dann trauen sich die anderen nicht mehr zu reden, weil sie Angst haben, durch den Rost zu fallen", sagt Rudolph in einem gestern in der Zeitung veröffentlichten Interview. Es fehle "in den tonangebenden Kollektiven" gegenwärtig ein "Korrektiv, das solche Fehlentwicklungen korrigieren könnte". Er selbst stehe für ein Theater, das auch für Menschen offen sei, deren Haltung er persönlich ablehne: "Da sollen auch Rechtsradikale oder türkische Nationalisten kommen", so Rudolph.
Ähnliche Probleme macht auch Christian Gampert in seinem Artikel aus, die er in einer "politischen Belehrungssucht" erkennt, "mit der man den Zuschauern das Wahre und Gute, Antidiskriminierende, Klimakritische, Wegweisend-Fortschrittliche immer wieder eintrichtern möchte". Im Ergebnis werde das Publikum "nicht zurückkommen, wenn das Theater weitermacht wie bisher – wenn es sich also als verlängerten Arm der Politik begreift und jede Klassiker-Inszenierung eigentlich nur die Fortsetzung einer Diskurs-Veranstaltung ist". Ein "gut informiertes, gebildetes Publikum" werde sich für dieses "ideologische Dauerfeuer" jedenfalls kaum mehr interessieren, so Gampert.
(jeb)
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