Schlagt ihn tot, den Hund?
14. Oktober 2022. Gelitten, gehasst, gebraucht? Die Theaterkritik gerät in die Kritik. Wie eh und je. Aber die Tonlage wird wieder heftiger, die Spielräume enger. Theatermacherin Amelie Deuflhard und FAZ-Theaterkritiker Simon Strauß messen das Terrain aus und streiten über Wirkung und Wirklichkeit der Kritik im Theaterpodcast #50.
Von Elena Philipp und André Mumot
Diskussionsstoff gibt es genug für Simon Strauß, Kritiker und Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und Amelie Deuflhard, Intendantin auf Kampnagel, die bei Elena Philipp von nachtkritik.de und André Mumot von Deutschlandfunk Kultur zu Gast sind.
Abschottung und Affirmation?
Amelie Deuflhard hatte in einem Text mit ihrem Kollegen Matthias Lilienthal im März dieses Jahres die Kritik abgeschrieben – diese sei "natürlich lange nicht so wichtig wie vor 30, 40 Jahren". Und sie freute sich über die Möglichkeit der Gegenrede: "Jetzt, in Zeiten von Social Media, kann man über ganz viele Kanäle selbst kommunizieren." Wollen die Theater sich abschotten und nur noch Berichte lesen, die ihre Arbeit und ihre Ansichten affirmieren?
Streitbar tritt Simon Strauß an, die Institution der Kritik als "Gegenüber" und "unabhängigen Blick von außen" zu verteidigen. Karin Beier etwa sei nicht im privatwirtschaftlich Unternehmen tätig, sondern befinde sich in Abhängigkeit von Steuergeldern. "Und Steuergelder sollten durchaus kontrolliert werden", so Strauß. "Die Kulturpolitik, die meistens keine Ahnung von Theater hat, wird sich natürlich irgendwie auch verlassen müssen auf das, was Expertinnen und Experten davon halten."
Dialog und Dissens gibt es im Theaterpodcast #50: Kann die Einschätzung eines Kritikers oder einer Kritikerin Allgemeingültigkeit beanspruchen? Und ist der Blick auf Kunst unabwendbar an die eigene Identität gebunden, wie Amelie Deuflhard sagt, oder ist es Aufgabe der Kunst, sich allen verständlich zu machen, wie Simon Strauß fordert?
In Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur.
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